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BMVg hat sich für israelische Lösung entschieden

Die Luftwaffe arbeitet bereits seit geraumer Zeit am Aufbau einer so genannten territorialen Flugkörperabwehr, der  Fähigkeit zum Abfangen von ballistischen Raketen in großen Höhen. Mittlerweile hat sich das Verteidigungsministerium auch für eine verfügbare technische Lösung entschieden: das israelische System Arrow. Das verlautete aus Kreisen des Bundeswehr-Beschaffungsamtes BAAINBw am heutigen Mittwoch auf dem Anwenderforum Rüstung und Nutzung RÜ.NET 2022 in Koblenz. Demnach hat das BMVg vor wenigen Tagen eine Produktsetzung für das Arrow-System gemacht.

Mitarbeiter des BAAINBw sind mittlerweile offenbar nach Israel gereist, um beim Hersteller weitere Details über das System zu erfahren.  Bundeskanzler Olaf Scholz hatte erst vor zwei Tagen angekündigt, dass Deutschland umfangreiche Mittel in neue Fähigkeiten in der Luftverteidigung investieren wird und Nachbarländer zur Beteiligung eingeladen. Womöglich schon ein Hinweis auf Arrow.

Bereits im Frühjahr hatten Medien mit Bezug auf Bundestagsquellen berichtet, dass Deutschland einen „Raketenschutzschirm“ auf Basis des israelischen Arrow-Systems plane, danach herrschte lange Stillschweigen. Damals wurden die Kosten für die Beschaffung auf rund zwei Milliarden Euro beziffert, was in Fachkreisen kritisch gesehen wird. Finanziert werden soll Arrow aus dem 100-Milliarden-Sondervermögen für die Bundeswehr.

Tatsächlich ist der vom Arrow-System genutzte Abfangflugkörper Arrow 3 dafür vorgesehen, anfliegende Raketen im Weltraum zu bekämpfen. Entwickelt wurde der Flugkörper zusammen mit den USA und soll in der Lage sein, Interkontinentalraketen abzuschießen. Berichten zufolge hatte Boeing Entwicklungsanteile. Mittlerweile ist das Unternehmen eigenen Angaben zufolge jedoch aus dem Projekt ausgestiegen.  Wie es heißt, bedarf der Export von Arrow 3 aus Israel allerdings der Zustimmung der USA.

Pikant in diesem Zusammenhang ist, dass Deutschland auch eine Informationsanfrage für das US-Raketenabwehrsystem THAAD gestellt hat, das von Lockheed Martin entwickelt wurde. Fachkreisen zufolge wurden nur Arrow und THAAD als mögliche Lösungen für die territoriale Flugkörperabwehr in Deutschland betrachtet. Würde die Bundeswehr also das israelische Produkt beschaffen, verbliebe ein deutlich kleinerer Wertschöpfungsanteil in den USA. Es bleibt also abzuwarten, wie sich die USA entscheiden. Dabei drängt die Zeit. Denn das BMVg plant das Erreichen einer Anfangsbefähigung im Jahr 2025.

Spannend wird überdies, wie viele Arrow-Systeme Deutschland beschaffen will. Denn davon dürfte abhängen, ob eine 360-Grad-Abdeckung realisierbar ist. Darüber hinaus wird es in Fachkreisen als herausfordernd angesehen, dass israelische System in die Luftverteidigungsarchitektur der NATO einzubinden. Hierzu Bedarf es auch der Offenlegung so genannter Black Boxes.
lah/31.8.2022

 

 

 

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