Für das seit einigen Jahren vom Bundeswehr-Beschaffungsamt BAAINBw und acht Unternehmen vorangetriebene Projekt mit der Bezeichnung „Luftgestützte Wirkung im Elektromagnetischen Spektrum“ – kurz LuWES – scheint der nächste Entwicklungsschritt bevorzustehen.
So werden offenbar bis Ende 2025 unter anderem weitere Arbeitspakete zur Entwicklung eines so genannten Stand-Off Jammers umgesetzt. Mit diesem sollen aus einer Entfernung von mehreren Hundert Kilometern und damit außerhalb der gegnerischen Waffenreichweite feindliche Radar- und Luftverteidigungsstellungen gestört werden. Bei LuWES geht es darum, der Luftwaffe Fähigkeiten zur Unterdrückung der gegnerischen Aufklärung, Wirkung und Kommunikation zur Verfügung zu stellen, nach NATO-Terminologie handelt es sich um Airborne Electromagnetic Attack.
Wie es heißt, wird beim Stand-Off Jammer unter anderem untersucht, welche Flugzeugplattform in Frage kommt. Betrachtet werden dabei Maschinen des Typs Airbus A320 / A330 MRTT, A400M sowie ein Business Jet, wie der Global 6500 von Bombardier. Experten gehen davon aus, dass für den Betrieb eines Jammers große Mengen elektrischer Energie erforderlich sind, weshalb vermutlich ein großes Flugzeug besser geeignet ist. So könnte der A400M den Berechnungen zufolge zwei seiner vier Triebwerke für die Stromproduktion einsetzen.
Dem Vernehmen nach hat das Verteidigungsministerium der NATO für das Jahr 2028 insgesamt bis zu 10 Stand-Off Jammer in Aussicht gestellt. Dieser Zeitplan gilt in Fachkreisen jedoch als schwer umsetzbar. Denn sollte die erforderliche 25-Millionen-Vorlage im Jahr 2026 vom Parlament gebilligt werden und in einen Vertrag münden, würden bis zur Auslieferung der Maschinen voraussichtlich noch mindestens vier Jahre ins Land gehen.
Die Fähigkeit zum Elektromagnetischem Kampf gilt als Schlüssel, um die gegnerische Luftverteidigung zu überwinden und in der Tiefe des Raumes mit eigenen Flugzeugen wirken zu können. „Ohne offensiven Electromagnetic Warfare dreht die Luftwaffe Platzrunden auf westlichen Flughäfen unter Aufsicht“, spitzt dies eine Kenner der Materie zu.
Neben der Einführung eines Stand-Off Jammers plant die Bundeswehr überdies die Entwicklung eines sogenannten Escort-Jammers, der Kampfflugzeuge während ihrer Mission begleiten soll – ähnlich wie dies die EA-18 Growler der U.S. Navy tut. Während den bisherigen Planungen zufolge der Eurofighter als Trägerplattform vorgesehen ist, scheint Airbus Defence and Space auch die kürzlich auf der ILA in Berlin vorgestellte Kampfdrohne „Wingman“ als Option zu betrachten. Ob ein unbemanntes Flugzeug für diese Aufgabe geeignet ist, scheint jedoch ungewiss, zumal es sich beim Wingman im Augenblick nur um ein Konzept handelt.
Gegenwärtig arbeiten Saab, Airbus und Helsing daran, in einem ersten Schritt 15 Eurofighter für die Rolle Suppression of Enemy Air Defence (SEAD) zu ertüchtigen. Dazu sollen die Maschinen zum einen die Arexis-Suite von Saab für den verbesserten Selbstschutz sowie Anti-Radar-Raketen des Typs AARGM erhalten, um ab 2028 die aus der Nutzung gehenden Tornado-Kampfflugzeuge in der SEAD-Rolle abzulösen.
Lars Hoffmann