Die Oberndorfer Waffenschmiede Heckler & Koch wurde von der Bundeswehr mit der ersten Lieferung des neuen Standardsturmgewehrs für die Bundeswehr beauftragt. Dies gab das Unternehmen heute am Rande seiner Jubiläumsfeier anlässlich des 75-jähriges Bestehens bekannt. Gut unterrichteten Kreisen zufolge hat die Bundeswehr im Rahmen der ersten Lieferung rund 4.500 Sturmgewehre in der Konfiguration G95KA1 abgerufen.
Dem Vernehmen nach ist rund ein Drittel der Sturmgewehre für die Nutzung durch Spezialisierte Kräfte des Heeres mit Erweiterter Grundbefähigung für Spezielle Operationen (EGB) vorgesehen. Absicht der Bundeswehr ist es wohl, dass diese Sturmgewehre mit den bereits eingeführten und auf dem G36K in Nutzung befindlichen Optiken vom Typ EOTech EXPS 3-0 in Kombination mit dem G33 Booster zum Einsatz kommen sollen.
EGB-Kräfte wurden 2007 erstmals mit dem Ziel aufgestellt, ein Fähigkeitsprofil in der Bundeswehr zu schaffen, welches zwischen dem der regulären Fallschirmjägertruppe und dem des Kommando Spezialkräfte angesiedelt ist. Ein Auftrag der EGB-Kräfte ist, die Spezialkräfte der Bundeswehr bei der Durchführung von Spezialkräfteoperationen zu unterstützen. Die Bundeswehr verfügt über insgesamt vier EGB-Fallschirmjägerkompanien, jeweils die 2. und 3. Kompanie im Fallschirmjägerregiment 26 in Zweibrücken bzw. 31 in Seedorf. Zudem gehören Angehörige der Fallschirmspezialzüge sowie Diensthundespezialzüge zu den EGB-Kräften der Fallschirmjägertruppe. Neben den EGB-Kräften in den beiden Fallschirmjägerregimentern verfügen auch Teile der beiden Luftlandeaufklärungskompanien sowie der beiden Luftlandepionierkompanien über den EGB-Status. Zudem verfügen auch die Fernspähkräfte über den EGB-Status.
Die anderen etwa zwei Drittel der nun abgerufenen G95KA1-Sturmgewehre sollen Insidern zufolge im Rahmen des Soldatensystems Infanterist der Zukunft – hier ebenfalls mit den eingeführten Optiken – zum Einsatz kommen.
Sturmgewehr G95A1 und G95KA1
Das Bundeswehr-Beschaffungsamt BAAINBw hatte am 23. Januar 2023 mit dem Waffenhersteller Heckler & Koch (HK) einen Vertrag über die Herstellung & Lieferung des neuen „System Sturmgewehr“ auf Basis des HK416 A8 geschlossen. Der geschlossene Rahmenvertrag beinhaltet insgesamt 118.718 Sturmgewehre, die große Masse davon in der Variante mit dem längeren Rohr. Hier, so hört man aus gut unterrichteten Kreisen, wird es Änderungen geben. Dem Vernehmen nach hat sich das Heer im Zuge der sogenannten taktischen Einsatzprüfung im Rahmen der integrierten Nachweisführung dazu entschieden alle für das Heer bestimmten Sturmgewehre in der Kurzrohrvariante zu beschaffen.
Grundsätzlich wird es die neue Basiswaffe System Sturmgewehr in zwei Ausführungen geben: Als Version Langrohr- (G95A1 mit 16,5-Zoll-Rohr) und als Version Kurzrohr (G95KA1 mit 14-Zoll-Rohr). Seit einigen Monaten soll es auch einen finalen Konstruktionsstand (K-Stand) der Waffen geben, hartpunkt berichtete.
Gut informierten Kreisen zufolge weist der final vereinbarte Konstruktionsstand des G95A1 und G95KA1 tatsächlich Anpassungen zu der Waffenversion auf, die als finaler Sieger aus dem Vergleichswettbewerb rund um die G36-Nachfolge hervorgegangen ist. So werden die Serienversionen der Waffe über einen längeren Handschutz (M-LOK) verfügen, der bis zum Mündungsfeuerdämpfer reicht, ähnlich wie es auch beim G95K der Spezialkräfte gelöst wurde. Auch das Griffstück wurde dem des G95K angepasst, so dass es jetzt über einen weniger flachen Winkel verfügt. Ähnliches gilt für die Schulterstütze, welche nun über keine verstellbare Wangenauflage mehr verfügen wird und somit auch der des G95K ähnelt. Zudem wird die Waffe über eine um 45-Grad abgewinkelte Kimme-und-Korn-Notvisierung verfügen. Diese Erlaubt es, die Waffen trotz ausgefallenem Hauptkampfvisier weiterhin zielsicher einzusetzen, ohne dass die Optik abgenommen werden muss.
Das HK416 A8 ist ein indirekter Gasdrucklader mit Kurzhub-Gaskolbensystem und Drehkopfverschluss im Kaliber 5,56 x 45 mm. Die Waffe ist mit einer verstellbaren Gasabnahme für Normal- und Schalldämpferbetrieb ausgestattet. Die Schulterstütze lässt sich in der finalen K-Stand-Variante nur noch in der Länge verstellen.
Wie auch das G95K verfügen auch die G95A1 und G95KA1 über den beidseitig bedienbaren Sicherungs- und Feuerwahlhebel mit dem 45-Grad-Schaltweg. Magazinhaltehebel und Kammerfang sind ebenfalls beidseitig bedienbar. Weiterhin lässt sich werkzeuglos der Kammerfang deaktivieren, so dass die Waffe im Bedarfsfall nach der letzten verschossenen Patrone geschlossen bleibt.
Waldemar Geiger