Abstandsaktive Schutzsysteme sind der Schlüssel zur Überlebensfähigkeit von gepanzerten Fahrzeugen auf einem modernen Gefechtsfeld. Dieser Beitrag gibt einen Überblick über die wichtigsten abstandsaktiven Schutzsysteme auf dem Markt, um den Stand der Technik zu bewerten.
Gegen Ende des Kalten Krieges experimentierte die Sowjetunion mit einer neuen Methode zum Schutz ihrer Panzer. Die sowjetischen Wissenschaftler waren sich bewusst, dass die NATO-Streitkräfte über eine hohe Konzentration von Panzerabwehrlenkflugkörpersystemen (ATGMs) verfügten. Man rechnete damit, dass Systeme wie die britische Swingfire, ein drahtgelenkter Lenkflugkörper mit einem hochexplosiven Panzerabwehrsprengkopf (HEAT), in großer Zahl eingesetzt werden würden. Das Vereinigte Königreich plante beispielsweise, seine Swingfire-Fahrzeuge an Straßen und Kreuzungen einzusetzen, an denen der Vormarsch sowjetischer Panzerverbände erwartet wurde. In Verbindung mit gezieltem Artilleriefeuer sollten den sowjetischen Panzerkräften so ein Maximum an Verlusten zugefügt werden.
Die Lenkflugkörper konnten zwischen 600 mm und 800 mm dicke Stahlpanzerung durchdringen, und diese Bedrohung war keine bloße Theorie. Den israelischen Streitkräften, die die BGM-71 TOW im Libanonkrieg 1982 einsetzten, wird zugeschrieben, dass sie einen von T-72 geführten syrischen Vormarsch abwehrten, und ägyptische Panzerabwehrteams hatten 1973 einen großen israelischen Panzervorstoß erfolgreich abgewehrt. Sowjetische Wissenschaftler hatten dies bemerkt und festgestellt, dass eine Verbesserung des Fahrzeugschutzes durch konventionelle Mittel – mehr Panzerung – nicht praktikabel war. Die vorhandenen Triebwerke und Getriebe waren bereits überlastet, heißt es in einem 1985 von BTVT.info veröffentlichten Bericht. So wurde ein neues Schutzsystem entwickelt, das offiziell die Bezeichnung Kompleks 1030M trug und in T-55-Panzer eingebaut wurde, aus denen dann der T-55AD wurde. Der Leser kennt es vielleicht als Drozd – das russische Wort für Drossel. Drozd nutzte Dopplerradare, um ankommende ATGMs und Panzerfäuste zu erkennen, und feuerte ein 107-mm-Sprenggeschoss in den Weg der Bedrohung, das 6,6 Meter vom Fahrzeug entfernt detonierte. Drozd war das erste aktive Schutzsystem, das eine Abfangwahrscheinlichkeit zwischen 0,7 und 1 über die gesamte Fahrzeugfront bot.
Den sowjetischen Streitkräften folgten die Israelis, eine geheime Einheit namens Nakhshol Company, die zur 188. Brigade gehörte und irgendwann in den 1990er Jahren im Südlibanon eingesetzt wurde. Ihre Panzer waren mit einem System namens „Purple Thunder“ ausgestattet, einer frühen Form eines abstandaktiven Schutzsystems. „Es gab Situationen, in denen wir von Raketentrupps wussten, die im Begriff waren zu feuern, so dass wir wirklich ungeschützt waren. Wir vertrauten dem System. Als Panzerkommandant wusste ich, dass Purple Thunder eine Rakete, die auf uns abgefeuert wurde, unschädlich machen würde“, erklärte einer der letzten Kommandanten im Jahr 2020 gegenüber einer israelischen Nachrichtenagentur. Purple Thunder war wahrscheinlich der Vorläufer dessen, was heute als Trophy bekannt ist, das wohl erfolgreichste abstandsaktive Schutzsystem der Welt. Es ist jedoch nicht das einzige, denn es gibt inzwischen viele funktionsfähige Systeme auf dem Weltmarkt, und dieser Artikel gibt einen Überblick über die wichtigsten.
Es wird jedes System nacheinander anhand einiger unterschiedlicher Aspekte untersucht, die im Folgenden erläutert werden:
- Hersteller: Welches Unternehmen hat das System entwickelt und produziert es?
- Status: Ist es im Einsatz oder in der Entwicklung? Wenn es in Nutzung ist, hat es sich in der Praxis bewährt?
- Typ: Es gibt verschiedene Arten von APS, die sich grob in zwei Kategorien einteilen lassen: verteilte und Sockelsysteme. Bei einem verteilten System sind die Sensoren und Abfangvorrichtungen um das Fahrzeug herum verteilt. Bei einem Sockelsystem werden die Abfangvorrichtungen auf einem Sockel montiert, der dann gedreht werden muss, um die Bedrohung zu erkennen.
- Magazintiefe: Wie viele Abwehrwirkmittel trägt das System.
- Drohnenabwehr: Kann es Drohnen abwehren?
- Fähigkeit zur Abwehr von Wuchtgeschossen: Kann das System Geschosse mit kinetischer Energie abwehren oder abfangen, die als panzerbrechende, flügelstabilisierte Wurfgeschosse (APFSDS) bekannt sind.
- Plattformanpassung: In welche Art von Fahrzeugen kann das System integriert werden?
- Nutzer: In welchen Ländern wird das System eingesetzt?
- Beschreibung: Eine Beschreibung des Systems und seiner Funktionsweise.
Die Betrachtung erfolgt in alphabetischer Rheinfaloge mit Akkor, einem System des türkischen Herstellers Aselsan.
Akkor
Akkor ist ein Sockelsystem mit zwei Sockeln, das in der Regel am hinteren Ende des Turms eines Panzers installiert wird. Es umfasst Radare mit relativ geringer Leistung, die die elektronische Signatur der Plattform begrenzen, sowie Laserwarnempfänger. Außerdem werden Soft-Kill-Effekte wie multispektraler Rauch kombiniert, um laser- und wärmegesteuerte ATGMs zu stören und zu beeinträchtigen. Der Hard-Kill-Effektor ist eine raketengetriebene Munition mit einer hochexplosiven Nutzlast. Die Munition ist wahrscheinlich mit einem Annäherungszünder versehen und so konzipiert, dass sie in der Nähe des bedrohten Geschosses explodiert.
Hersteller | Aselsan |
Status | In Entwicklung |
Typ | Sockel |
Magazintiefe | Zwei pro Sockel |
Drohnenabwehr | Unklar, obwohl es wahrscheinlich ist, dass Aselsan an dieser Funktionalität arbeitet. |
Abwehr von Wuchtgeschossen | Nein |
Geeignete Plattformen | Panzer und mittelschwere gepanzerte Fahrzeuge wie 8x8s. Ursprünglich für den Altay-Kampfpanzer konzipiert, an dessen Indienststellung die Türkei arbeitet. |
Nutzer | Türkei, wurde zudem den chilenischen Streitkräften für deren Leopard-2-Modernisierung angeboten. |
Das System soll in der Lage sein, überfliegende und von oben angreifende Bedrohungen sowie Standard-ATGMs und RPGs abzufangen. Ein Industrievertreter hat zudem angegeben, dass an einer Modifizierung des Systems für kleine Drohnen gearbeitet wird. Es wird davon ausgegangen, dass das System nicht in der Lage ist Wuchtgeschossen abzufangen. Darüber hinaus scheint die Magazintiefe durch die Anzahl der Sockel begrenzt zu sein.
Das System ist seit 2015 auf dem Markt, und es wird immer wieder berichtet, dass es „nächstes Jahr“ in Dienst gestellt werden soll. Laut den neuesten Angaben auf der IAV 2025 befindet es sich in der Produktion und soll in den Leopard 2 A4 der Türkei sowie in die gepanzerten Kampffahrzeuge ALTUĞ integriert werden, die die Türkei im Februar 2025 bestellt hat. Einigen Berichten zufolge wird Akkor auch als Option für die Modernisierung der chilenischen Leopard 2 A4 angeboten.
Arena-M
Arena-M ist der Nachfolger des ursprünglichen abstandsaktiven Schutzsystems Arena. Es handelt sich um ein verteiltes System mit Munitionssilos, die um den Fahrzeugturm herum angeordnet sind, und einer Reihe von Radargeräten zur Erkennung und Bekämpfung. Die Radare sollen ein Ziel im Umkreis von 50 Metern um das Fahrzeug erkennen, klassifizieren und anschließend eine Abwehrmaßnahme einleiten können. Die Abfangwirkkörper bestehen aus einer plattenförmigen Munition, die in einem Winkel vom Fahrzeug weg abgefeuert wird und bei der Detonation eine dichte Splitterwolke in die Flugbahn der Bedrohung schleudert, um diese im Nahbereich abzufangen. Die Abfangmethode gegen Top-Attack-Munition scheint etwas anders zu verlaufen, da Abschuss und Detonation fast augenblicklich erfolgen. Das System soll in der Lage sein, ein breites Spektrum an Bedrohungen wie Panzerfäuste und ATGMs abzufangen, und es wird Berichten zufolge weiterentwickelt, um das Abfangen von Lotering Munition zu ermöglichen. Die Silos können bis zu 24 Wirkladungen aufnehmen, mindestens jedoch 12, was Arena-M eine gute Magazintiefe für längere Gefechte oder mehrere Abfangmanöver verleiht.

Hersteller | Konstruktionsbüro Kolomna (KBM) |
Status | In Entwicklung |
Typ | Verteilt |
Magazintiefe | 12 Munitionssilos, Gesamtzahl der Abfangwirkkörper unklar. |
Drohnenabwehr | Nein, soll sich aber in der Entwicklung befinden. |
Abwehr von Wuchtgeschossen | Nein |
Geeignete Plattformen | Kampfpanzer, gesehen auf T-90M, T-80BVM und T-72B3M. |
Nutzer | Russland, geplant. |
Wie beim Akkor befindet sich auch Arena-M seit geraumer Zeit in der Entwicklung, wobei immer wieder berichtet wird, dass die Indienststellung unmittelbar bevorstehe. Eine Reihe von Berichten aus dem Jahr 2025 scheint jedoch darauf hinzudeuten, dass das Programm an Fahrt aufnimmt, da offenbar ein T-72B3M mit dieser Ausrüstung in der Ukraine eingesetzt wird. Vertreter von Rostec und Uralwagonsawod haben in staatlichen russischen Nachrichtenagenturen wiederholt erklärt, dass Arena-M bald in Produktion gehen wird, zuletzt im Februar 2025. Das ursprüngliche Arena, auf dem Arena-M basiert, wurde in den 1980er Jahren entwickelt, wobei das Interesse nach der russischen Invasion in Tschetschenien 1994 stark zunahm. Es wurde an einem Kampfpanzer vom Typ T-90M sowie einem T-72B3M beobachtet und könnte an einem T-80BVM angebracht werden. Bei früheren Tests wurde das System auch an einem BMP-3 getestet.
Iron Fist
Iron Fist ist eine Familie abstandsaktiver Schutzsysteme des israelischen Herstellers Elbit Systems, die entweder als Iron Fist Light Decoupled (IF-LD) oder Iron Fist Light Kinetic (IF-LK) angeboten werden. Das IF-LD ist für leichte bis mittelschwere Fahrzeuge konzipiert und bietet Schutz vor ATGMs, RPGs und rückstoßfreien Gewehren. Das IF-LK ist für schwerere Fahrzeuge bis hin zu Kampfpanzern gedacht und soll zudem Schutz vor Wuchtgeschossen bieten. Dieser Aspekt ist ein oder zwei Sätze wert, um ihn zu verstehen: Das System wirkt gegen Wuchtgeschosse, indem es eine Gierbewegung in den Flug des Geschosses einbringt. Das bedeutet, dass sich das Geschoss während des Fluges um seine Achse dreht, wodurch das APFSDS das Fahrzeug in einem suboptimalen Winkel trifft oder auseinanderbricht. Das Fahrzeug benötigt daher immer noch eine umfangreiche passive Panzerung, um den Aufprall zu absorbieren. Wie beim Akkor-System handelt es sich um ein abstandsaktives Schutzsystem auf Sockelbasis mit druckwellengetriebenen Abfangexplosivkörpern. Die Abfangwirkladungen sind so konstruiert, dass sie Bedrohungen mittels einer Explosion (Druckwelle) vor der Bedrohung wirksam abwehren, aber Kollateralschäden an der begleitenden Infanterie und Zivilbevölkerung minimieren. Iron Fist umfasst auch ein Laserstörsystem und eine Reihe verschiedener Sensoren. Berichten zufolge wurde das System um eine Drohnenabwehrfunktion erweitert.

Hersteller | Elbit Systems |
Status | In der Nutzung, es ist jedoch unklar, ob es operativ eingesetzt wurde. |
Typ | Sockel |
Magazintiefe | Zwei pro Sockel |
Drohnenabwehr | Ja |
Abwehr von Wuchtgeschossen | Ja |
Geeignete Plattformen | Mittelschwere Gefechtsfahrzeuge und Panzer, darunter 8×8 Eitan aus Israel, CV9035 im Rahmen des niederländischen Aufrüstungsprogramms und Bradley-Schützenpanzer. |
Nutzer | Israel, die Niederlande, möglicherweise die USA. |
Die Iron Fist-Familie und -Fähigkeit wurde seit Anfang der 2000er Jahre entwickelt und hat mehrere Iterationen durchlaufen. Es wurde 2019 für die Integration auf israelische 8×8-Fahrzeuge Eitan ausgewählt. Zudem hat sich die Niederlande 2024 im Rahmen des CV9035-Modernisierungsvorhabens für Iron Fist entschieden. Das System war an verschiedenen Tests zur Modernisierung des Bradley M2A4-Schützenpanzers der U.S. Armee beteiligt, die 2016 begannen. Bei einigen Integrationstests zeigte sich jedoch, dass das System nur 50 Prozent der Bedrohungen abfangen konnte. In anspruchsvolleren Tests konnte dieser Wert schließlich auf 70 Prozent gesteigert werden, wie das US-Fachportal Defense News berichtete. 2024 folgten dann zwei Iron-Fist-Bestellungen im Wert von 37 bzw. 127 Millionen US-Dollar.
Sentinel
Das abstandsaktive Schutzsystem Artis Sentinel wurde auf der Grundlage der Arbeit des Unternehmens am Programm „Iron Curtain“ der U.S. Army entwickelt. Es handelt sich um ein verteiltes System, bei dem die Abfangvorrichtungen in einer Art Kabel um das Fahrzeug herum angeordnet sind.

Hersteller | Artis |
Status | In Entwicklung |
Typ | Verteilt |
Magazintiefe | Unklar |
Drohnenabwehr | Ja |
Abwehr von Wuchtgeschossen | Ja |
Geeignete Plattformen | Artis zufolge kann Sentinel in jedes beliebige Fahrzeug, unabhängig davon, ob Ketten- oder Radplattform, und in feste Strukturen wie Gebäude und andere Infrastrukturen integriert werden. |
Nutzer | Keine |
Wenn eine Bedrohung erkannt wird, zündet das System eine im Kabel gelagerte Sprengladung in der Flugbahn der Bedrohung und ermöglicht so ein sehr nahes Abfangen, wodurch sich das System laut Artis gut für Einsatz im urbanen Umfeld eignet. Wenn die Abfangvorrichtung in einem Abschnitt verbraucht ist, können die Abfangvorrichtungen der beiden benachbarten Abschnitte in die Flugbahn des Geschosses gelenkt werden, so dass das System dazu in der Lage ist Mehrfachangriffe abzuwehren. Das System kann Berichten zufolge Wuchtgeschosse abwehren und hat zudem ein Software-Update erhalten, das es ermöglicht, Drohnen und FPVs abzufangen. Radare und speziell entwickelte elektro-optische Sensoren sorgen für die Erkennung von Bedrohungen und die Einleitung von Abwehrmaßnahmen.
StrikeShield
StrikeShield ist ein verteiltes abstandsaktives Schutzsystem der Rheinmetall Protection Systems GmbH. Das System zeichnet sich dadurch aus, dass es aktiven Schutz mit passiver Panzerung kombiniert und dem Trägerfahrzeug je nach Konfiguration einen zusätzlichen Schutz bis zur STANAG 4569 Level 5 oder 6 bietet. Wie beim Iron Fist werden zwei Optionen angeboten, eine für mittelschwere Fahrzeuge und eine für Kampfpanzer, die den kinetischen Schutz auf Stufe 6 erhöht und die Fähigkeit bietet, Wuchtgeschosse abzufangen. Das System besteht aus gepanzerten Schutzmodulen, die jeweils einen Sensor und eine Wirkladung enthalten.

Hersteller | Rheinmetall |
Status | In der Entwicklung bzw. Einführung |
Typ | Verteilt |
Magazintiefe | Abhängig von der Anzahl der Schutzmodule |
Drohnenabwehr | Nein |
Abwehr von Wuchtgeschossen | Ja |
Geeignete Plattformen | Mittelschwere Fahrzeuge und Kampfpanzer, darunter Boxer 8×8, Lynx KF41 und KF51 Panther. |
Nutzer | Ausgewählt durch Ungarn |
Der Sensor kombiniert Radar und Elektrooptik und ist so konzipiert, dass er Bedrohungen in unmittelbarer Nähe des Fahrzeugs mit minimalen Kollateralschäden abfängt – frühe Demonstrationen des Systems zeigten Abfangvorgänge inmitten von Testpuppen, von denen keine sichtbar beschädigt wurden. Berichten aus dem Jahr 2023 zufolge soll das System in der Lage sein, Wuchtgeschosse abzufangen, auch wenn dies, wie bei Iron Fist Light Kinetic, bedeutet, dass dem Projektil eine Neigung verliehen wird, die dann von der Grundpanzerung absorbiert werden muss.
StrikeShield wurde mehreren potenziellen Nutzern angeboten, darunter Australien und den USA, doch die bis dato einzige Bestellung kam aus Ungarn, das das System voraussichtlich bei einigen seiner Lynx KF41-Schützenpanzer einrüsten wird. Es wurde auch Italien für den KF51 Panther angeboten, aber es ist nicht klar, ob Italiens geplante Beschaffung von Panzern StrikeShield enthalten wird.
Trophy
Trophy gilt als das weltweit am meisten erprobte und erfolgreichste abstandsaktive Schutzsystem. Es hat bei den israelischen Streitkräften breite Akzeptanz gefunden und wurde mehrfach weiterentwickelt, um Bedrohungen auf dem Gefechtsfeld noch effizienter und effektiver zu begegnen. Vor kurzem informierte der Hersteller Rafael Advanced Defence Systems darüber, dass das System nun auch Drohnen abfangen kann. Da es seit 2011 im Einsatz ist, ist es auch das System, über das am meisten bekannt ist. Es handelt sich um eine Sockelkonstruktion, bei der vier Elta WindGuard-Radare zur Erkennung von Bedrohungen eingesetzt werden, wobei auch eine Form der optischen Erkennung integriert werden kann. Das Abfangen erfolgt durch einen Schauer von Hohlladungen, die vom Sockel aus in die Flugbahn der ankommenden Geschosse geschleudert werden.
Hersteller | Rafael Advanced Defence Systems |
Status | In der Nutzung, operativ eingesetzt. |
Typ | Verteilt |
Magazintiefe | Pro Sockel sind drei Ladungen vorgesehen. |
Drohnenabwehr | Ja |
Abwehr von Wuchtgeschossen | Nein |
Geeignete Plattformen | Kampfpanzer vom Typ Merkava Mk 4, Challenger 3, Leopard 2A7/A8 aufwärts, M1A2 SEP v2 sowie der gepanzerte Truppentransporter Namer. |
Nutzer | Deutschland, Israel, Norwegen, Vereinigtes Königreich, USA. Möglicherweise weitere künftige Nutzer, die sich für die Beschaffung des Leopard 2 A8 entschieden haben bzw. interessieren. |
Der Sockel dreht sich und dockt an das dahinter liegende Magazin an, um eine weitere Munition nachzuladen. Man geht davon aus, dass pro Sockel drei Nachladevorgänge möglich sind, wobei eine typische Konfiguration von zwei Sockeln sechs Abfangvorgänge ermöglicht. Das System kann viele verschiedene Bedrohungen wirksam abfangen, darunter auch Panzerabwehrlenkflugkörper mit einem Top-Attack-Profil und von Panzern abgefeuerte HEAT-Granaten, aber auch Drohnen und Panzerfäuste. Es zeigt den Ursprung des Feuers an, so dass der Benutzer den Panzerturm automatisch in diese Richtung schwenken und das Feuer erwidern kann.
Trophy wurde 2010 von den israelischen Streitkräften (IDF) in großem Umfang eingesetzt und erhielt durch den Libanonkrieg 2006, in dem 21 Merkavas von ATGMs der Hisbollah getroffen wurden, einen neuen Impuls. Die aktiven Schutzsysteme wurden zunächst in die in Nutzung befindlichen Fahrzeuge integriert, später aber auch in die Produktion der Merkava 4 aufgenommen. Trophy wurde seither in mehreren Konflikten eingesetzt und erzielte dabei sehr hohe Abfangquoten, die es der IDF ermöglichten, Einsätze zu erfüllen, bei denen sie andernfalls an schweren Verlusten gescheitert wären. Der Erfolg und die nachgewiesene Einsatztauglichkeit des Systems haben zu weiteren Beschaffungen im Vereinigten Königreich, in Deutschland, in den USA und anderswo geführt, und viele andere Programme ziehen es möglicherweise als Lösung in Betracht.
Zaslon/Pulat
Pulat ist ein verteiltes abstandsaktives Schutzsystem, das von Zaslon abgeleitet ist, einem System, das seinen Ursprung in der Ukraine zu haben scheint. Es handelt sich um ein einzigartig verteiltes System, bei dem die Sensoren und Abfangvorrichtungen in Module integriert sind, die sich um das Fahrzeug herum befinden.
Hersteller | Aselsan |
Status | In der Nutzung, operativ eingesetzt. |
Typ | Verteilt |
Magazintiefe | Eins pro Modul |
Drohnenabwehr | Nein |
Abwehr von Wuchtgeschossen | Nein |
Geeignete Plattformen | Kampfpanzeranzer und schwere Schützenpanzer, integriert in die modernisieruten M60 der türkischen Streitkräfte. |
Nutzer | Türkei |
Mithilfe des Radars erkennen sie ankommende Bedrohungen, woraufhin der Abfangkörper aus der Abschussvorrichtung ausgefahren und zur Detonation gebracht wird; er wird nicht vom Fahrzeug aus gestartet. Pulat wurde von der Türkei ausgewählt, um die M60-Panzer auf den M60TM-Standard aufzurüsten. In dieser Konfiguration wurde er bei Einsätzen in Syrien eingesetzt, aber es ist nur sehr wenig über die Leistung des Systems bekannt.
Anmerkung des Autors
Abstandsaktive Schutzsysteme werden seit langem als wichtig für die moderne Kriegsführung angesehen, da sie eine wertvolle Überlebensfähigkeit gegen Panzerabwehrlenkflugkörpersysteme bieten. Die Nutzung solcher Schutzsysteme ermöglicht innovative neue Schutzkonzepte; die passive Panzerung eines Fahrzeugs könnte beispielsweise speziell auf Abwehr von Wuchtgeschossen abgestimmt sein, während das aktive Schutzsystem den Schutz gegen ATGMs und RPGs übernimmt.
Das Konzept ermöglicht es auch, dass Kampfpanzer in bebautem Gelände eingesetzt werden können, was ansonsten aufgrund vieler Deckungsmöglichkeiten für feindliche Panzerabwehrtrupps und kurze Sichtstrecken sehr problematisch wäre. Wie die obigen Ausführungen zeigen, verfügen viele Systeme über die Fähigkeit zur Drohnenabwehr, und einige haben diese Fähigkeit bereits vor 2022 entwickelt. Wenn es gelingt, aktive Schutzsysteme so zu konfigurieren, dass sie Drohnen zuverlässig abwehren, wird dies die Wirksamkeit von Strike-Drohnen erheblich verringern.
Autor: Sam Cranny-Evans. Der Beitrag erschien erstmalig am 10.04.2025 in englischer Sprache auf der hartpunkt-Partnerseite Calibre Defence.