Das abstandsaktive Schutzsystem (APS) Trophy ist nach einer Reihe von Tests, die von Rafael Advanced Defence Systems im Jahr 2024 durchgeführt wurden, nun in der Lage, Drohnen abzufangen. Ein Vertreter des Unternehmens teilte Einzelheiten zu dieser Entwicklung auf der „International Armoured Vehicles (IAV)“-Konferenz von Defence IQ mit, die vom 21. bis 23. Januar im britischen Farnborough stattfindet.
„Die größte Herausforderung, vor der wir jetzt stehen, ist die Frage, wie die Streitkräfte mit Bedrohungen aus niedriger Höhe fertig werden können. Dabei kann es sich um einfache Drohnen handeln, die man online kaufen kann, bis hin zu größeren Starrflüglern“, erklärte der Rafael-Vertreter.
„Wir haben uns gefragt, was wir mit dem derzeitigen System tun können, um mit diesen Bedrohungen fertig zu werden. Im vergangenen Jahr haben wir eine Reihe von Tests durchgeführt, die gezeigt haben, dass Trophy mit einigen Software-Upgrades und geringfügigen Änderungen an der Hardware erfolgreich Kopter- und Starrflügler-Drohnen abfangen kann“, fügte er hinzu. Das bedeutet, dass die Aufrüstung zur Drohnenabwehr auch bei bestehenden Nutzern von Trophy in den USA und Europa angewendet werden könnte.
In Schusstests hat Rafael ein Trophy APS in eine Testanlage mit einem 30-mm-Turm integriert und damit eine große Starrflügler-Drohne mit Düsenantrieb abgefangen, die als Drohne der Klasse 2 bis 3 eingestuft wurde und sich im nahezu senkrechten Sturzflug näherte. Die Aktualisierung, die das System zum Abfangen von Drohnen befähigt, ist nicht die einzige Aktualisierung, die im vergangenen Jahr vorgenommen wurde.
„Trophy hat in Gaza und im Norden des Landes „gekämpft“; in Gaza handelte es sich meist um Bedrohungen aus kurzer Entfernung. Im Norden gab es Bedrohungen aus großer Entfernung mit Panzerabwehrlenkflugkörpersystemen. In beiden Fällen wurde sie [die Trophy] sehr gut mit ihnen fertig. Wir haben gelernt, dass wir das System während des Krieges anpassen und verbessern müssen.“ Der EuroTrophy-Vertreter, der in der Hauptkonferenz auf der IAV sprach, sagte, dass Trophy während der beiden Konflikte in Israel eine sehr hohe Abfangrate erreicht habe. (Anmerkung: EuroTrophy ist ein von Rafael, GDELS und KNDS gegründetes Gemeinschaftsunternehmen, das das Trophy-System in europäischen Ländern vermarkten soll).
„Es waren Hunderte von Systemen im Einsatz, und wir mussten sie schnell aktualisieren. Wir haben das alles mit der gleichen Hardware gemacht“, sagte der Rafael-Vertreter, bevor er hinzufügte, dass das noch nicht alles sei. „Trophy hat eine vollständige Entwicklungs-Roadmap, wir wissen, wo wir hinwollen. Es wird weiter wachsen und neue Funktionen erhalten. In naher Zukunft wird es mehr geben als das, was wir besprochen haben.“
Der EuroTrophy-Vertreter sagte auch, dass das Unternehmen mit KNDS an Trophy-Lösungen für MGCS und andere in der Entwicklung befindliche Plattformen wie die ASCOD-Schützenpanzer arbeitet, die im vergangenen Jahr vorgestellt wurden. Darüber hinaus ist zu erwarten, dass Trophy in drei europäische 8×8-Fahrzeuge integriert wird, so der Vertreter von EuroTrophy.
Er fügte hinzu, dass Trophy einen Einsatz ermöglicht und den Kommandanten ein gewisses Maß an Sicherheit hinsichtlich des Schutzniveaus des Fahrzeugs bietet. „Wenn Sie mit einem Kommandanten auf dem Gefechtsfeld sprechen, wird er darüber sprechen, wie wichtig es ist, eine Mission zu erfüllen, und Trophy ist das Schlüsselsystem, das ihnen dies ermöglicht. Wenn man vier oder fünf Panzer eines Bataillons verliert, hält man inne und überlegt, ob man die Mission fortsetzen kann“, erklärt der Vertreter die Herausforderungen, die die Befehlshaber von Panzerverbänden vor dem Kampf berücksichtigen müssen.
Nichtstaatlichen Akteuren stehen heute sehr viele Panzerabwehrlenkflugkörpersysteme zur Verfügung, und staatliche Akteure wie Russland verfügen über sehr leistungsfähige Systeme, die einer Formation sehr schnell genügend Verluste zufügen würden, um einen Einsatz zu gefährden. Die Nutzung eines APS wie Trophy erhöht daher die Überlebensfähigkeit und damit die Sicherheit, dass der Einsatz beendet werden kann.
Der Vertreter betonte jedoch, dass die Luftverteidigung gegen Drohnen nicht allein die Aufgabe von Trophy sein kann. „Das goldene Dreieck besteht darin, Mobilität, Wirkung und Schutz bestmöglich miteinander zu kombinieren. Dieses Prinzip funktioniert perfekt auf der Ebene einer Plattform, aber auch auf der Ebene einer Formation, ja sogar einer Division“, sagte der Vertreter. „Wenn man die gesamte Formation schützen will, braucht man eine mehrschichtige Luftverteidigung, die Laser, Softkills, Hardkills und die Kontrolle des elektromagnetischen Spektrums umfasst“, sagte er.
Funktionsweise von Trophy
Trophy ist eine Kombination aus Radaren und Sprengstoffeffektoren, die auf dem Turm des zu verteidigenden Fahrzeugs montiert sind. Wenn eine Bedrohung auf das Fahrzeug abgefeuert wird, identifizieren die Radare diese und bewerten, ob sie eine Gefahr für das Fahrzeug darstellt oder nicht. In beiden Fällen gibt das System den Ort an, von dem aus die Bedrohung abgefeuert wurde, und bietet die Möglichkeit, die Bedrohung zu bekämpfen.
Wird der Flugkörper oder die Rakete als Bedrohung identifiziert, richtet das System seinen Gegenmaßnahmen-Effektor auf das Ziel, der dann detoniert und die Bedrohung mit explosiv geformten Penetratoren überschüttet. Dadurch wird die Bedrohung zerschlagen und ihr Sprengkopf kann detonieren, jedoch immer in sicherer Entfernung vom Fahrzeug.
Der Gegenmaßnahmen-Effektor wird dann nachgeladen und ist für die nächste Bedrohung bereit. Der gesamte Vorgang dauert weniger als eine Sekunde.
Anmerkung des Autors
Aktive Schutzsysteme sind ein Schlüsselelement für die Überlebensfähigkeit von gepanzerten Fahrzeugen. Bisher wurden sie vor allem in schwere Plattformen wie Kampfpanzer integriert, vor allem, weil es sich dabei um besonders wichtige Waffensysteme handelt, die geschützt werden müssen, aber auch, weil dies ursprünglich die einzigen Fahrzeuge waren, die über die entsprechende Nutzlast verfügten, um das System zu tragen. Dies ändert sich nun, wie der Vertreter der EuroTrophy im Rahmen der IAV 2025 erklärte, und das System wird in viele verschiedene Plattformtypen integriert werden. Ohne ein APS müsste die Hauptpanzerung der Fahrzeuge in der Lage sein, die betreffenden Bedrohungen abzuwehren. Dies ist unter bestimmten Umständen möglich, aber moderne Panzerabwehrlenkflugkörpersysteme können bis zu 1.300 mm Panzerstahl durchdringen, was die Seitenpanzerung fast aller Fahrzeuge deutlich übertrifft. Selbst eine RPG-7, die eine sehr häufige Bedrohung darstellt, würde eine erhebliche Gefahr für die Seitenpanzerung moderner Fahrzeuge darstellen. Aus diesem Grund sind Fähigkeiten wie Trophy für die Zukunft der Streitkräfte so wichtig.
Autor: Sam Cranny-Evans. Der Beitrag erschien erstmalig am 22.01.2025 in englischer Sprache auf der hartpunkt-Partnerseite Calibre Defence