Der Bedarf an Masse ist ein durchgängiges Thema auf der diesjährigen „International Armoured Vehicles (IAV)“-Konferenz von Defence IQ in Farnborough. Unter den zahlreichen Vorträgen war auch eine Präsentation von ARTEC GmbH – eine Partnerschaft zwischen Rheinmetall und KNDS Deutschland – über die Rolle, die das Unternehmen dem Boxer bei der Wiederherstellung dieser Masse für die europäischen Streitkräfte beimisst.
Der Repräsentant von ARTEC begann mit der Feststellung, dass über 1.760 Boxer-Fahrzeuge in 29 Varianten für sechs verschiedene Nationen bestellt oder im Einsatz sind. Dazu gehören: 551 für Deutschland in sieben Varianten, 628 für das Vereinigte Königreich in vier Varianten, 200 für die Niederlande mit vier Varianten, 211 für Australien in acht Varianten und 118 für Litauen in fünf Varianten. Für die Ukraine sind 54 Exemplare in der Konfiguration RCH155 bestellt (Anmerkung der Redaktion: Einer offiziellen Liste der Bundesregierung zufolge, wird die Ukraine neben 54 RCH 155 Radhaubitzen auch 9 Feuerleitfahrzeuge auf Basis des RCT-30 erhalten).
Das Unternehmen unterhält seit 2009 eine aktive Fertigungslinie, die es ihm ermöglicht, die Aufträge bei steigender Nachfrage schnell zu erhöhen, und verfügt inzwischen über fünf Produktionsstätten in Europa, darunter auch in Großbritannien.
Der ARTEC-Vertreter wies darauf hin, dass die neue Bedrohungslage eine Verstärkung der sogenannten Mittleren Kräfte erfordert: „Das liegt daran, dass eine schnelle Verlegung erforderlich ist, die nicht auf den Schienen- oder Lufttransport angewiesen ist. Sie müssen die Frontlinie erreichen. Die Bedrohung unterscheidet sich auch von der der letzten Jahrzehnte und erfordert ein hohes Maß an Feuerkraft und Schutz. Sie brauchen eine ausreichende Feuerkraft für infanteristische Kampfhandlungen. Die Truppenstärke ist entscheidend und muss erhöht werden.“
Der ARTEC-Vertreter führte weiter aus, dass auch die Logistik optimiert und konsolidiert werden muss, damit Ersatzteile in einer ganzen Flotte verwendet werden können. Die British Army nennt dies Mikromodularität, sagte er, bevor er erläuterte, dass britische Fahrzeuge in Bezug auf Schlüsselkomponenten und Elemente im Inneren der Fahrzeuge die gleiche Bauweise haben, so dass ein Kommandantenarbeitsplatz von einem Boxer in einem anderen verwendet werden kann und so weiter. Dies führte zu einer weiteren Erörterung der Rolle der gemeinsamen Auftragsvergabe.
„Gemeinsame Auftragsvergabe von der Stange senkt den Preis, beschleunigt die Lieferfristen und verringert das Risiko. Dies trägt dazu bei, die Kaufkraft eines bestimmten Budgets zu maximieren. Wenn eine Nation einzeln einkauft und dabei ihren gesamten nationalen Bedarf deckt, trägt sie allein die Kosten für die Qualifizierung und Abnahme. Die gemeinsame Auftragsvergabe mindert dieses Risiko“, sagte er.
Derzeit gibt es 19 Missionsmodule, die entweder ausgeliefert wurden, gerade ausgeliefert werden oder unter Vertrag stehen, sowie fünf weitere Module, die noch nicht unter Vertrag sind. Der Vertreter fügte hinzu, dass alle Missionsmodule, die in Dienst gestellt werden sollen, mindestens zwei Entwicklungspartner haben, was der Schlüssel zur Reduzierung der Entwicklungskosten und zur Beschleunigung des Beschaffungsprozesses ist. Die Modularität wird ebenfalls als Stärke angesehen, und das Vereinigte Königreich fragt derzeit nach weiteren Missionsmodulen, da es über eine große Anzahl von Antriebsmodulen verfügt, so der Vertreter.
Autor: Sam Cranny-Evans. Der Beitrag erschien erstmalig am 22.01.2025 in englischer Sprache auf der hartpunkt-Partnerseite Calibre Defence