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Welche Lösung macht das Rennen?

Die Bundeswehr will in einem ersten Schritt 15 Eurofighter für den elektronischen Kampf ertüchtigen. Sie sollen damit die Aufgabe der gegenwärtig noch im Einsatz befindlichen ECR-Tornados übernehmen – ECR steht für Electronic Combat and Reconnaissance.

Da die heutigen ECR-Tornados nur gegnerische Luftverteidigungsstellungen aufklären und bekämpfen können, wird diese Fähigkeit im NATO-Sprachgebrauch als Suppression of Enemy Air Defence (SEAD) bezeichnet.

Nachdem das Technologie- und Beratungsunternehmen IABG im vergangenen Jahr eine Marktsichtung der international verfügbaren SEAD-Angebote vorgenommen hatte, sollte eigentlich schon im Januar eine Festlegung auf die präferierte Lösung erfolgt sein. Danach sollte Airbus Defence and Space als Hersteller des Eurofighters – so jedenfalls die damalige Planung – damit beauftragt werden, bis Mai die Integrationsfähigkeit der Lösung zu untersuchen. Dies dürfte jedoch obsolet sein, denn bisher gibt kein offizielles Statement von Seiten des Bundeswehr-Beschaffungsamtes BAAINBw, welches Produkt ausgewählt wurde, obwohl Insider vermuten, dass dies bereits geschehen ist.  Wo keine verlässlichen Informationen verfügbar sind, wird spekuliert. So hält sich seit einiger Zeit in Fachkreisen das Gerücht, wonach eine nordeuropäische Lösung weiter untersucht werden soll, was auf den schwedischen Konzern Saab deutet. Verifizieren lässt sich dies nicht, so lehnte Airbus  eine Stellungnahme dazu ab.

Saab hatte sich im vergangenen Jahr zusammen mit dem deutschen KI-Startup Helsing öffentlich für den Wettbewerb positioniert. Träfe das Gerücht zu, würde der deutsche Platzhirsch Hensoldt, der zusammen mit Rafael aus Israel angetreten war, nicht zum Zuge kommen. Dies wäre eine interessante Entwicklung, da der elektronische Kampf als eine sogenannte nationale Schlüsseltechnologie eingestuft wurde. Beobachter fragen sich deshalb, ob es im Fall der skizzierten Entscheidung zu einer rechtlichen Auseinandersetzung kommen wird. Schließlich geht es bei dem Projekt auch um Milliardenbeträge.

Insidern zufolge drängt jetzt die Zeit, da Airbus im Verlauf dieses Jahres die aus der Integration von SEAD-Komponenten resultierenden Anforderungen an die Software mit den Partnernationen Großbritannien, Spanien und Italien abstimmen muss, damit diese im nächsten Update auch programmiert werden können. Dieses Update, auch als P4E bezeichnet, soll nach Angaben von Airbus im Zeitraum von 2028 bis 2032 umgesetzt werden.

Um diese Ergebnisse zu erhalten, sind die Integrationstests nötig, bei denen unter anderem die externen Pods in echten Versuchen auf ihre Kompatibilität zum Eurofighter geprüft werden. Sollte sich also die Festlegung auf eine Anbieter-Lösung verzögern, könnte diese Auswirkungen auf die Langfrist-Planungen der Eurofighter-Community haben und auch die einmal für September ins Auge gefasste Vorlage einer 25-Millionen-Euro-Vorlage dürfte kaum zu halten sein.
lah/22.3.2023