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Spanien will am Vorhaben teilnehmen

Die spanische Verteidigungsministerin Margarita Robles hat in einem Brief an ihre deutsche und französische Amtskollegin den Wunsch ihrer Regierung geäußert, als Partner am Projekt des Next Generation Weapon System (NGWS) teilzunehmen. NGWS ist Bestandteil des so genannten Future Combat Air Systems (FCAS), mit dem Frankreich und Deutschland ihre aus Rafale und Eurofighter bestehenden Luftflotten ablösen wollen und in das unter anderem Drohnen und Satelliten integriert werden.  Als NGWS wird der künftige Kampfflieger im Rahmen von FCAS bezeichnet.

Wie das spanische Verteidigungsministerium schreibt, fordert Robles in ihrem Brief die Unterzeichnung eines Letters of Intent oder eines Memorandum of Understanding der drei Parteien, um die offizielle Aufnahme Spaniens  in das Vorhaben zu besiegeln. Das Verteidigungsministerium in Madrid rechnet nach eigenen Angaben mit Kosten von 25 Mio EUR in den kommenden beiden Jahren für die Teilnahme. Neben NGWS  gebe es in Großbritannien ein ähnliches Vorhaben unter der Bezeichnung Tempest. Das spanische Verteidigungsministerium geht davon aus, dass beide Projekte aufgrund der hohen Entwicklungskosten fusioniert werden.  Spanien ist bereits seit geraumer Zeit Beobachter im deutsch-französischen Vorhaben.

Spanischen Medienberichten zufolge könnten die drei Länder womöglich auf der kommenden Luftfahrtmesse in Le  Bourget die Vereinbarung unterschreiben.  Bereits vor Monaten hieß es aus spanischen Militärkreisen, dass das Land noch in diesem Jahr über die Beteiligung entscheiden werde.

NGWS werde sich in FCAS mit seinen zahlreichen Sensoren und Effektoren, darunter der zukünftigen MALE-Drohne, an der Spanien mit 23 Prozent beteiligt sei, integrieren, schreibt das Verteidigungsministerium. Noch vor dem Jahr 2025 müsse die spanische Luftwaffe 20 Jagdflugzeuge des Typs F-18 am Luftwaffenstützpunkt Gando auf den Kanarischen Inseln ersetzen. Bis 2030 müssten auch die restlichen 65 Maschinen des Typs substituiert werden.

Beobachter sehen gute Chancen, dass Spanien als Nachfolgemuster für die F-18 auf den Eurofighter setzt, an dem das Land industriell beteiligt ist. Einem Bericht der Zeitung  El Pais zufolge liegt der spanische Anteil am Eurofighter bei 13 Prozent. Nach Angaben der Zeitung will die Regierung den Anteil des Luftfahrtsektors am spanischen Bruttoinlandsprodukt von gegenwärtig 0,77 Prozent auf ein Prozent bis 2025 steigern.  Laut der spanischen  Newsseite defensa.com muss Airbus DS überdies seine Fertigungslinie für den Eurofighter am Standort Getafe womöglich bald schließen, wenn Spanien keinen neuen Flieger dieses Typs erwirbt, wie dies die Bundeswehr plane.

Im deutschen Haushalt sind in der Tat für die Beschaffung von über 30 Ersatzfliegern für die erste Tranche des Eurofighters rund 2,6 Mrd EUR als Verpflichtungsermächtigungen eingestellt. Allerdings steht der Vertrag zum Kauf der neuen Maschinen zwischen BMVg und Airbus noch aus.

Ähnlich wie in Spanien stellt die Fertigung des Fliegers in Deutschland einen erheblichen Wirtschaftsfaktor dar. So hängen hierzulande nach Angaben von Airbus rund 25.000 Vollzeitarbeitsplätze mit hoher Qualifikation – darunter auch viele in mittelständischen Betrieben- von der Produktion des Kampffliegers ab. Das Unternehmen bietet den Eurofighter  der Bundeswehr auch als Ersatz für die mittlerweile veraltete Flotte von 85 Tornados an, die vor allem für die Luft-Boden-Rolle konzipiert wurden. Das Verteidigungsministerium präferiert nach eigenen Angaben den Eurofighter, hat aber Vergleichsangebote aus den USA für die F-35 sowie F-15 und F-18 eingeholt.  Die noch ausstehende Entscheidung über die Tornado-Nachfrage wird deshalb mit Spannung erwartet.

Der Eurofighter steht im Augenblick auch im Wettbewerb für die Nachfolger der F-18 in der Schweiz. Konkurrenten im Rahmen des Vorhabens Air 2030 sind dort die schwedische Gripen, F-18 Super Hornet und F-35 aus den USA sowie der französischen Rafale. Nachdem sich Belgien erst vor kurzem für die Einführung  der F-35 entschieden hat, scheinen die Chancen für dieses Muster im Alpenstaat weniger gut zu sein. Die Schweizer suchen in erster Linie einen Flieger zum Luftpolizeidienst und zum Schutz des eigenen Luftraums – hierbei wird ein hohes Schub-Gewicht-Verhältnis verlangt. Aufgaben wie Aufklärung und Luftnahunterstützung folgen erst danach in der Gewichtung. Die Fähigkeit zum Eindringen in den gegnerischen Luftraum ist für die schweizerische Armee dagegen kein relevantes Kriterium.
lah/6.12.2018

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