Das slowakische Verteidigungsministerium erwägt die Beschaffung des leichten Panzers CV90120 als Alternative zu schwereren Plattformen wie dem Leopard 2, wie slowakische Nachrichtenagenturen Anfang Januar berichteten. Begründet wird dieser Ansatz mit den niedrigeren Kosten der Fahrzeuge und ihrem geringeren Gewicht von rund 38 Tonnen im Vergleich zu mehr als 60 Tonnen bei einem Leopard 2A8.
Diese Möglichkeit wird bereits seit der vorherigen Regierung in Betracht gezogen, berichtete Defense News am 15. Januar unter Berufung auf den ehemaligen slowakischen Verteidigungsminister Jaroslav Naď. Ein Beschaffungsprozess für die Fahrzeuge wurde noch nicht eingeleitet, aber „durch das laufende CV90MkIV-Projekt in der Slowakei hat BAE Systems Hägglunds bereits ein Netzwerk von Industriepartnern im Land aufgebaut, einschließlich neuer Anlagen bei EVPÚ und Koval Systems, die 2025 fertiggestellt werden sollen. Diese Infrastruktur könnte die Produktion des CV90120 unterstützen“, erklärte ein BAE-Vertreter am 20. Januar per E-Mail gegenüber Calibre.
Die Slowakei kauft im Rahmen eines im Juni 2022 unterzeichneten Vertrags im Wert von 1,3 Milliarden Euro 152 CV90 Mk IV, die ihre BVP-2 (BMP-2) aus der Sowjet-Ära ersetzen sollen.
Die Streitkräfte des Landes haben im Dezember 2022 die ersten von 15 Leopard 2A4 aus Deutschland erhalten, die im Austausch für 30 an die Ukraine abgegebene BVP-1 gespendet wurden. Das Land betreibt auch einige T-72M1, die es von der Sowjetunion und nach der Auflösung der Tschechoslowakei geerbt hat. Der Gesamtbedarf an Kampfpanzern wird allgemein mit rund 100 Fahrzeugen angegeben, obwohl dies mehr als eine Verdoppelung der bestehenden Flotte bedeuten würde.
Anmerkungen des Autors
Der CV90120 scheint eine überzeugende Option zu sein; die Beschaffung von 105 Leopard 2A8 durch die Bundeswehr ist mit 2,93 Milliarden Euro veranschlagt. Solche Summen würden für den ohnehin schon angespannten slowakischen Verteidigungshaushalt sehr hohe Kosten bedeuten.
Aus Sicht der Plattform ist der CV90120 jedoch aus einem bestimmten Grund leichter als die Leopard-2-Familie, nämlich weil er über weniger Panzerung verfügt. Es handelt sich um ein kleineres Fahrzeug mit einer Wanne von 6,6 m Länge und 3,3 m Breite im Vergleich zu 3,7 m und 7,7 m bei der Leopard-2-Wanne. Dies bedeutet, dass beim Leopard 2 eine größere Fläche gepanzert und geschützt werden muss, was natürlich zu einem höheren Gewicht führt. Allerdings ist der Leopard 2 wesentlich besser gegen Geschosse mit kinetischer Energie geschützt, die von anderen Panzern und Fahrzeugen der mittleren Klasse abgefeuert werden, während die Wanne eines CV90 nicht in gleichem Maße geschützt wäre. Ein aktives Schutzsystem könnte das Schutzniveau erheblich erhöhen, wird aber niemals das gleiche Schutzniveau bieten wie die schwere passive Panzerung eines herkömmlichen Kampfpanzers. Die Mobilität des CV90120 könnte jedoch größer sein, so dass der Panzer Infanterieverbände wirksamer unterstützen könnte. Letztendlich sollte die Entscheidung von der slowakischen Doktrin und der Einschätzung des Risikos, das von den gegnerischen Panzerkräften ausgeht, beeinflusst werden.
Autor: Sam Cranny-Evans. Der Beitrag erschien erstmalig am 24.01.2025 in englischer Sprache auf der hartpunkt-Partnerseite Calibre Defence