Der ungarische Verteidigungsminister Kristóf Szalay-Bobrovniczky und der Rheinmetall-Vorstandsvorsitzende Armin Papperger haben in Várpalota, 75 Kilometer südwestlich von Budapest, den ersten Abschnitt einer neuen Munitionsfabrik eingeweiht. Dies gab das ungarische Verteidigungsministerium am 29.07.2024 in einer Pressemitteilung bekannt. Bereits in Kürze soll in dem Fabrikteil die Produktion von Munition im Kaliber 30 x 173 mm anlaufen.
Die Grundsteinlegung für den nun übergebenen ersten Teil der Fabrik erfolgte bereits im Dezember 2022. Den Bau des aus mehreren Segmenten bestehenden Werkes verantwortete die ungarische N7 Holding für das Joint Venture Rheinmetall Hungary Munitions Zrt. Die Investition in den Standort hatte der ungarische Staat mit knapp 60 Millionen Euro gefördert. Die im ersten Schritt realisierte Produktionsstraße für Munition im Kaliber 30 x 173 mm wird laut Mitteilung bereits in Kürze im Testbetrieb anlaufen. Laut Szalay-Bobrovniczky stehen hierfür bereits 50 Mitarbeiter zur Verfügung. Der ungarische Verteidigungsminister betonte zudem die Bedeutung der Mittelkaliberfertigung für die Versorgung der ungarischen Streitkräfte, da die Munitionsorte für die Versorgung der aktuell in Auslieferung befindlichen Lynx Schützenpanzer von hoher Relevanz sei. Die ungarischen Streitkräfte hatten erst letzte Woche den ersten Lynx KF41 aus einheimischer Fertigung übernommen.
Im nächsten Schritt wird das Werk im Rahmen des sogenannten Várpalota 2.0 Projektes um die Fertigung von 120mm-Kampfpanzermunition und 155mm-Artilleriemunition erweitert. Damit soll Ungarn nicht nur in Bezug auf den Lynx KF41, sondern auch für den in Auslieferung befindlichen Kampfpanzer Leopard 2 A7HU und die Panzerhaubitze 2000 Selbstversorger werden. Die Übergabe des zweiten Werksteils ist für das Jahr 2025 projektiert, mit einem geplanten Fertigungsbeginn Anfang 2026. Final sollen auf 120 Hektar 200 Mitarbeiter in der Munitionsfertigung beschäftigt werden. N7-Geschäftsführer László Palkovics hob in seiner Stellungnahme am Rande der Feierlichkeiten hervor, dass die geplanten Fertigungskapazitäten auch für den Export aller genannter Kalibergruppen ausgelegt seien.
Als weiteren Schritt zur Realisierung der strategischen Unabhängigkeit in Bezug auf die Herstellung von Munition in Ungarn entsteht zudem parallel auf dem gleichen Gelände ein Werk zur Herstellung von Sprengstoff (RDX). Das ebenfalls von einem Gemeinschaftsunternehmen aus Rheinmetall und N7 betriebene Vorhaben soll in der finalen Ausbaustufe eine Kapazität aufweisen, welche neben der Erfüllung des einheimischen Bedarfs ebenfalls einen Export erlaubt.
Kristóf Nagy