Der US-Rüstungskonzern Raytheon arbeitet gegenwärtig an einer Offset-Vereinbarung im Rahmen der Lieferung von Patriot-Luftabwehrsystemen an die polnischen Streitkräfte. Wie John Baird, Vice President, Raytheon Poland Programs, am Dienstag auf der Messe MSPO in Kielce weiter ausführte, geht es darum, rund 50 Prozent der Wertschöpfung des Programms an die polnische Industrie zu geben. In Zukunft solle unter anderem Polens Rüstungsholding PGZ sein erworbenes Know-how auch für den Export von Luftverteidigungstechnik nutzen können. Der US-Konzern rechnet damit, dass im Rahmen des Technologietransfers und der Endfertigung rund 2.000 Arbeitsplätze in Polen entstehen werden. Seiner Aussage zufolge sollen die Vorschläge noch im September der polnischen Amtsseite zugeleitet werden.
Nachdem sich die USA und Polen während des Besuchs von Präsident Trump im Sommer grundsätzlich auf die Beschaffung des Patriot-Systems geeinigt haben, hofft Patriot-Hersteller Raytheon auf einen Vertragsschluss bis Jahresende. Polen will offenbar als Haupt-Effektor für Patriot den Flugkörper PAC-3 von Lockheed Martin beschaffen. Als Zweit-Flugkörper bietet Patriot nach Aussage von Bair den SkyCeptor an. Dabei handelt es sich um ein Gemeinschaftsprodukt der israelischen Rafael und Raytheon. Aufgrund der Gemeinschaftsentwicklung sei eine wesentlich höher Technologietransfer rechtlich möglich als bei reinen US-Produkten. Allerdings schränkte Raytheon ein, dass vom Technologietransfer Algorithmen, Source Codes, Suchertechnologie sowie der Raketenmotor der SkyCeptor – eine israelische Entwicklung – ausgeschlossen seien.
Laut Baird werden Raytheon und Northrop Grumman – der Lieferant des von Polen geforderten Battle Command Systems IBCS – einen gemeinsamen Offset-Vorschlag an die polnische Seite schicken. Ob sich auch Lockheed Martin daran beteilige, werde noch verhandelt, sagte der Raytheon-Manager. Lockheed Martin engagiert sich stark im deutschen Luftverteidigungssystem TLVS/MEADS und soll in diesem Zusammenhang auch mit den polnischen Behörden über Kauf dieses Systems verhandelt haben.
Nachdem sich Rumänien offenbar für die Beschaffung des Patriot-Systems entschieden hat, scheint Raytheon Schweden als weiteren potenziellen Kandidaten zu sehen, wie aus einer auf der Pressekonferenz gezeigten Folie hervorgeht. Gut informierten Kreisen zufolge, denkt Schweden darüber nach, entweder Patriot oder SAMP/T von MBDA zu beschaffen.
lah/6.9.2017