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Raketenartillerie – Norwegen bekundet offiziell Interesse am HIMARS

Waldemar Geiger

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Norwegen beabsichtigt, in den nächsten zwölf Jahren rund 51 Milliarden Euro zusätzlich in die Verteidigung zu investieren und in diesem Zusammenhang moderne Fähigkeiten zum Wirken auf große Reichweiten für die Landstreitkräfte (Raketenartillerie) zu beschaffen. Dem Vernehmen nach besteht die Absicht, Raketenartilleriesysteme vom Typ Euro-PULS oder HIMARS einzuführen.

Wie aus einer Veröffentlichung der Defense Security Cooperation Agency (DSCA) vom 9. August 2024 hervorgeht, hat Norwegen bei der US-Regierung eine Beschaffung von bis zu 16 Raketenartilleriesystemen M142 High Mobility Artillery Rocket Systems (HIMARS) samt Munitionspaket und dazugehöriger Ausrüstung im Wert von rund 580 Millionen US-Dollar angefragt und gebilligt bekommen. Die Lieferungen sollen im Fall einer Bestellung im Rahmen des „Foreign Military Sale“-Programms erfolgen und haben bereits die Zustimmung des US-Außenministeriums erhalten. Die finale Ratifizierung des Vertrages bedarf noch der Zustimmung des Kongresses, was jedoch als gesichert gilt. Erst nach erfolgter Zustimmung können der Käufer und die Industrie die finalen Details, inklusive des tatsächlichen Preises, aushandeln.

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Das von Lockheed Martin produzierte, radbasierte Raketenartilleriesystem HIMARS ist ursprünglich als kosteneffizientere sowie in einer C-130 lufttransportierbare Alternative zum M270 MLRS entwickelt worden. Beide Systeme haben teilweise gleiche Komponenten, wie die Raketenstartbehälter.

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Norwegen bekundete ein Beschaffungsinteresse von 16 HIMARS-Raketenartilleriesystemen sowie jeweils 15 Raketenpods vom Typ M30A2 Guided Multiple Launch Rocket System (GMLRS) Alternative Warhead (AW) bzw. M31A2 GMLRS Unitary (GMLRS-U). Jeder dieser Pods beinhaltet sechs Raketen, was einer Summe von 90 M30A2- und 90 M31A2-Raketen entspricht. Zudem wird der Kauf von 100 ballistischen Raketen des Typs M57 Army Tactical Missile System (ATACMS) sowie eines umfangreichen Instandsetzungs-, Berge-, Ausbildungs- und Kommunikations- bzw. Feuerleitpakets beabsichtigt.

Die M30A2 (Alternative Warhead) verfügt über einen vorfragmentierten (Wolframfragmente) Gefechtskopf und kann so gegen Flächenziele verwendet werden. Die Munition eignet sich zur Bekämpfung von weichen und halbharten Zielen. Die Reichweite liegt bei bis zu 84 km, GPS/Trägheitsnavigation sorgt für die präzise Zielführung der Rakete.

Die M31A2 (Unitary) ist ein Präzisionseffektor und kann zur Bekämpfung von Punktzielen genutzt werden. Sie wirkt durch Explosion und Sprengwirkung und wird gegen weiche und halbharte Ziele mit einer Reichweite von bis zu 84 km eingesetzt. Auch hier kommt GPS/Trägheitslenkung zum Einsatz.

Die M57 ATACMS ist mit 300 km Reichweite die derzeit leistungsfähigste für den Export zur Verfügung stehende Munitionssorte, die für den Verschuss aus dem HIMARS eingeführt und qualifiziert ist. Die rund Mach 3 schnelle Rakete verfügt in der modernsten Variante M57 über einen WAU-23/B Unitary Gefechtskopf mit einem Gewicht von 214 kg. Das Reichweitenspektrum soll 70 bis 300 km betragen.

Es sei in diesem Zusammenhang darauf hingewiesen, dass eine Billigung der möglichen Lieferung eines Waffensystems kein Präjudiz für eine Beschaffungsentscheidung darstellen muss. So haben beispielsweise die Niederlande im Vorfeld der Beschaffung von Raketenartilleriesystemen des Typs PULS ebenfalls ein Kaufinteresse am HIMARS bekundet und eine Billigung der US-Regierung erhalten. Letztendlich hat man sich jedoch für den PULS entschieden.

Waldemar Geiger