In Deutschland hat sich General Dynamics European Land Systems (GDELS) vor allem durch seine mobilen Brückensysteme und die leichte taktische Fahrzeugfamilie EAGLE einen Namen gemacht. Das international erfolgreichste Produkt von GDELS ist indessen der Radpanzer PIRANHA. In jüngster Zeit ist die Familie um vier weitere Varianten mit verschiedenen Antriebsformeln gewachsen.
Seit das Unternehmen – damals noch in Form der Schweizer Mowag AG – 1972 den ersten Prototypen des PIRANHA präsentiert hat, wurden mehr als 12.000 Fahrzeuge einschließlich der von der nordamerikanischen Schwester General Dynamics Land Systems gefertigten Versionen LAV und STRYKER in Dienst gestellt. Das macht den PIRANHA zur erfolgreichsten und am weitesten verbreiteten Radpanzerfamilie der westlichen Welt. Bis heute hat sich das Fahrzeug bei mehr als 20 Nutzerländern in Übung und Einsatz bewährt. Der größte Teil der weltweiten Flotte entfällt auf Mitgliedstaaten der NATO und die Schweiz.
Eine gängige Konfiguration des PIRANHAs ist jene als Radschützenpanzer oder Mannschaftstransporter, doch von Anfang an zeichnete sich die Familie durch den Variantenreichtum um die Basisversion herum aus. Das Fahrzeug konnte nicht nur unterschiedlichste Waffenanlagen und Missionsnutzlasten aufnehmen, sondern war auch selbst skalierbar: Neben der 8×8-Standardversion wurden PIRANHAs mit den Antriebsformeln 4×4, 6×6 und 10×10 für verschiedene Einsatzrollen gebaut, vom leichten Spähfahrzeug bis zum Träger für Radaranlagen der Küstenartillerie. Seit seinem Erscheinen wurde der PIRANHA kontinuierlich weiterentwickelt. Gegenüber den frühen Versionen hat sich das zulässige Gesamtgewicht des Fahrzeugs von einst maximal 13 Tonnen auf heute 30 bis 40 Tonnen erhöht, Antriebs- und Schutztechnologie, Elektronik und Missionsausrüstung sind auf dem neuesten Stand. Dem Familienkonzept ist GDELS dabei stets treu geblieben. So konnten auf der diesjährigen Fachmesse Eurosatory in Paris im Juni zwei neue 8×8-Varianten vorgestellt werden:
Der PIRANHA SAPPEUR ist das neue Einsatzfahrzeug für die Panzerpioniere der Schweizer Armee. Er kann flexibel mit einem Räumschild, einem Minenpflug oder einem Manipulatorarm ausgerüstet werden. Außer der Fahrzeugbesatzung haben ein sechsköpfiger Pioniertrupp sowie umfangreiches Werkzeug und Material Platz. Der PIRANHA StratCom ist ein mobiles Kommunikationssystem der neuesten Generation. Am Heck des Fahrzeugs ist ein teleskopierbarer Richtfunkmast integriert, das Fahrzeuginnere nimmt Fernmeldeausstattung und Bedienplätze je nach Kundenspezifikation auf. Das rasche Ein- und Ausfahren des Mastsystems ist vollständig aus dem Fahrzeug heraus steuerbar.
Ebenfalls im Sommer dieses Jahres wurde erstmals die neue 155-mm-Radhaubitze mit dem Artillerie-Geschütz-Modul AGM von KNDS auf dem 10×10-Trägerfahrzeug PIRANHA Heavy Mission Carrier – kurz HMC – in einer Live-Demonstration gezeigt. Die Fähigkeit des automatisierten AGM, ohne Vorbereitung in alle Richtungen und selbst aus der Bewegung heraus zu wirken, setzt neue Mobilitätsmaßstäbe für die Artillerie. Der PIRANHA HMC wurde eigens zur Aufnahme schwerer und großvolumiger Nutzlasten entwickelt. Dabei verleihen ihm die fünf Achsen – davon vier gelenkt – eine vorteilhafte Achslast und eine für Radpanzer beträchtliche Grabenüberschreitfähigkeit bei einem Wendekreis von unter 18 Metern. Möglich sind auf der gleichen Basis beispielsweise großkalibrige Waffenanlagen für direktes Feuer, Flugabwehrsysteme, Gefechtsstand-, Logistik- und Sanitätsvarianten oder auch Wurfsysteme zur schnellen und gezielten Ausbringung von Panzerabwehrminensperren.
Der jüngste Familienzuwachs ist eine amphibische 6×6-Version, insbesondere auf die Rolle als Spähfahrzeug zugeschnitten. Der PIRANHA 6×6 zeichnet sich durch seine geringe Signatur, hohe spezifische Motorleistung, seine Wendigkeit mit gelenkter Vorder- und Hinterachse, Schwimmfähigkeit und die Bewaffnung mit einem unbemannten 25-mm-Turm aus. Moderne Sensor- und Kommunikationssysteme einschließlich eines elevierbaren Mastes lassen sich kundenspezifisch in das Fahrzeug integrieren.
Gemein ist allen Varianten das große Innenraumvolumen, das vorteilhafte Verhältnis von Schutzniveau zu Gewicht, die außerordentliche Mobilität auf und abseits der Straße und natürlich die bewährte Zuverlässigkeit der PIRANHA-Familie. Alle PIRANHA-Varianten verfügen über einen hohen integrierten Minenschutz und modularen ballistischen Schutz. Der Antriebsstrang mit Einzelradaufhängung wird im Haus entwickelt und gefertigt; eine zentrale Reifendruckregelanlage unterstützt die Geländemobilität. Die Brandunterdrückungsanlage und der klimatisierte Kampfraum mit ABC-Schutzbelüftung erhöhen die Überlebensfähigkeit. Flexible Lokalisierungsmodelle, die NATO-weite Interoperabilität und die hohe logistische Gleichheit zwischen den Varianten gewährleisten eine effiziente Nutzung, Ausbildung und Instandhaltung und machen den PIRANHA zum Trendsetter auf dem Feld der Radpanzer – heute und in Zukunft.