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Neue Hardkill-Fähigkeiten für das Bundeswehr-Drohnenabwehrsystem ASUL

Lars Hoffmann

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Die Bundeswehr nutzt bereits seit einigen Jahren zum Schutz ihrer Feldlager vor Drohnen das System ASUL (Abwehrsystem für unbemannte Luftfahrzeuge). Dabei werden Sensoren mit Softkill-Fähigkeiten verknüpft, um die anfliegenden Luftfahrzeuge zu identifzieren, zu klassifizieren und schließlich mit einem Störsender zu bekämpfen.

Technik und Software sind dabei in transportablen Containern verstaut. Bislang fehlt jedoch die Möglichkeit, Drohnen gegebenenfalls mittels einer Hardkill-Lösung abzuwehren. Das könnte sich jedoch bald ändern. Gut informierten Kreisen zufolge wird gegenwärtig an einer solchen Lösung gearbeitet. Dabei würden die im Rahmen den Projektes „qualifizierte Fliegerabwehr” beschafften zehn Waffenstationen des norwegischen Herstellers Kongsberg mit den darin integrierten Granatmaschinenwaffen genutzt werden. Die übergreifende Software dürfte dann voraussichtlich von der ESG bereitgestellt werden, die bislang als Generalauftragnehmer für ASUL fungiert. Die ESG hat die eingesetzte Counter-UAS-Software mit der Bezeichnung Elysium selbst programmiert.

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Das Vorhaben qualifizierte Fliegerwehr, mit dem das Deutsche Heer eigentlich eine Anfangsbefähigung bei der Drohnenabwehr für die VJTF 2023 mit zehn Granatmaschinenwaffen auf Kongsberg-Waffenstationen herstellen wollte, war nach erheblichen Verzögerungen schließlich abgebrochen worden. Mit der Einführung einer neuen Heeresflugabwehr auf Basis des Flakpanzers Skyranger mit einer leistungsfähigen 30mm-Kanone dürfte der Bedarfsdruck überdies gesunken sein.

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Als Hauptsensor für die qualifizierte Fliegerabwehr war das Hensoldt-Radar mit der Bezeichnung Spexer 2000 Mark 3 vorgesehen. Da zehn Radare dieses Typs beschafft wurden, könnten diese für ein Sensor-Upgrade im Rahmen der ASUL-Modernisierung eingesetzt werden. Gegenwärtig verfügt eine ASUL-Einheit über drei auf einem ausfahrbaren Mast fixierte Radare des Typs Spexer 2000 Mark 2, die leistungsschwächer als die für die qualifizierte Fliegerabwehr vorgesehne Mark-3-Variante sind. Ein Austausch würde also, insbesondere was die Höhenabdeckung angeht, deutliche Leistungsvorteile bringen. Sollten alle fünf ASUL-Einheiten auf den neuesten Stand gebracht werden, müsste das BMVg dann nur fünf neue Spexer-Radare bestellen.

Dem Vernehmen nach soll auch darüber nachgedacht werden, bei einer Hardkill-Lösung womöglich auch die als MG 6 bei der Bundeswehr eingeführte Minigun der Dillon Europe GmbH im Kaliber 7,62 x51 mm zu nutzen. Bereits beim Wettbewerb um die qualifizierte Fliegerabwehr war die Nutzung der Minigun von der australischen Firma EOS vorgeschlagen worden. Offenbar hat Kongsberg die Minigun bereits auf einer Remote Weapon Station getestet. Im Netz sind entsprechende Videos zu finden.

Der norwegische Rüstungskonzern hat überdies eine eigene Drohnenabwehr-Lösung mit seiner Waffenstation entwickelt, die bereits in der Ukraine im Einsatz ist. Einem Kongsberg-Informationsblatt zufolge hat das Unternehmen im März zehn komplette C-UAS-Systeme mit dem Name Typhon an die ukrainischen Streitkräfte geliefert. Das System besteht aus einer auf einem geschützten Dingo montierten Remote Weapon Systems (RWS) des Typs Protector mit einem MG im Kaliber von 12,7mm. Die Radarsensorik ist dabei auf einem Anhänger untergebracht und kommt von der Firma Teledyne FLIR. Beobachter gehen davon aus, dass dieser Sensor-Anhänger die Daten für mehrere Dingos bereitstellt. Das deutet darauf hin, dass die Systeme in erster Linie für den Objektschutz eingesetzt werden.

Nach Angaben von Kongsberg bietet die Protector-RWS in Kombination mit Radarsensoren eine äußerst präzise Leistung zur Bekämpfung kleiner und Drohnen mittlerer Größe. Mit dem 12,7-mm-MG seien Drohnen mit einer Geschwindigkeit von 160 km/h auf Entfernungen bis zu 1.300 Metern erfolgreich bekämpft worden.

Im Rahmen von Typhon 2 planen die norwegischen Streitkräfte den Angaben zufolge die Beschaffung von weiteren Fahrzeugen und Waffenstationen mit erweiterten Fähigkeiten zur Abgabe an die Ukraine. Dabei sollen als Trägerfahrzeuge für das System 4×4-Fahrzeuge von IVECO und der SISU 6×6 genutzt werden. Insgesamt seien 55 Fahrzeuge geplant.

Kongsberg plant überdies, bei Typhon 2 mit Laser Kits zur Steuerung ausgestatte 70mm-Raketen (auch als Advanced Precision Kill Weapon System – APKWS bezeichnet) zur Drohnenabwehr einzusetzen. Dem Unternehmen zufolge wird die Ukraine voraussichtlich Tausende dieser Raketen erhalten, mit dem man auf sechs Kilometer bereits UAVs abgeschossen habe.

Typhon 2 stelle Komplettsysteme mit Radar, Abschussvorrichtung und Laser-Designatoren zur Verfügung. Darüber hinaus plant Kongsberg eigenen Angaben zufolge, den Einsatz von leistungsfähigeren passiven Sensoren hinzuzufügen.

Sobald die Finanzierung sichergestellt sei, werde die Produktion begonnen. Je nach den Vorlaufzeiten für die verschiedenen Komponenten könnten die ersten könnten die ersten Lieferungen nach 8 Monaten erfolgen.

Lars Hoffmann