Das Verteidigungsministerium will im zweiten Quartal dieses Jahres die 25-Millionen-Euro-Vorlage für die Beschaffung von Lenkflugkörpern des Typs Brimstone für das Kampfflugzeug Eurofighter den zuständigen Ausschüssen des Bundestages zuleiten. Die unter dem Namen „Angetriebener Effektor kurzer Reichweite“ projektierte Brimstone soll die Fähigkeit des Eurofighters verbessern, Präzisionsschläge gegen mobile Bodenziele auszuführen. Wie aus einer Auflistung der im ersten Halbjahr anstehenden Vorlagen hervorgeht, sollen insgesamt 274 Effektoren dieses Typs für die kurze Reichweite erworben werden. Entwickelt wurde Brimstone von MBDA UK, der britischen Sparte des europäischen Lenkwaffenherstellers MBDA.
Die Endfertigung des Lenkflugkörpers für die Luftwaffe soll jedoch in Deutschland erfolgen. „Die Beschaffung von Brimstone würde mit dem Aufbau einer Endmontagelinie und eines Servicezentrums in Schrobenhausen einhergehen“, teilte dazu ein Sprecher von MBDA Deutschland auf Nachfrage mit. Das in Schrobenhausen ansässige Unternehmen hatte bereits im vergangenen Jahr neue Fertigungskapazitäten für verschiedene Flugkörper angekündigt.
Ein entscheidender Beitrag zur Munitionsbevorratung der Bundeswehr sei der Aufbau von „Missile Hubs“, wie Raytheon und MBDA sie bei Patriot vorantreiben, erläuterte der MBDA-Sprecher. „So können wir die industriellen Fertigungskapazitäten verdoppeln, deutsche Wertschöpfung steigern und den Bedarf für Deutschland und europäische NATO-Partner dauerhaft decken.“
Unter „Missile Hubs“ versteht MBDA Deutschland den Aufbau von Zentren für Produktion, Wartung, Instandsetzung und Modernisierung von Waffensystemen und Lenkflugkörpern. Auch für Brimstone soll ein solcher „Missile Hub“ eingerichtet werden. Bereits heute kommen Komponenten für den Flugkörper aus Deutschland. So soll TDW, ein Tochterunternehmen von MBDA Deutschland, für den Gefechtskops zuständig sein.
Die Einführung von Brimstone in die Luftwaffe wurde bereits im Jahr 2016 beschlossen, wie seinerzeit der damalige Inspekteur der Luftwaffe, General Karl Müllner, bestätigte. Damals hieß es noch, dass das erste Los des Lenkflugkörpers womöglich noch 2019 an die Luftwaffe geliefert werden könnte.
Brimstone für die Luftwaffe
Damaligen Presseberichten zufolge, beabsichtigte die Bundeswehr die modernste Variante Brimstone 3 zu beschaffen. Der Flugkörper gilt in Fachkreisen als besonders geeignet, mobile Bodenziele, gepanzert und ungepanzert, zu bekämpfen. Auch der am 29. Januar 2023 veröffentlichte 18. Rüstungsbericht des Bundesministeriums der Verteidigung spricht vom Brimstone 3, welcher derzeit auf den Eurofighter integriert wird.
Die Wirkung des rund 50 Kg schweren Brimstone 3 basiert im Wesentlichen auf dem Hohlladungsprinzip. Der von der TDW Gesellschaft für verteidigungstechnische Wirksysteme mbH gefertigte Multi-Mode-Gefechtskopf ist modular aufgebaut und kann daher mit unterschiedlichen Such- und Sprengköpfen bestückt werden.
Die Brimstone 3 ist der modernste Brimstone-Effektor den MBDA auf dem Markt hat. Der Erstschuss der Waffe erfolgte einer früheren Pressemitteilung des Lenkwaffenspezialisten Anfang 2019. „Die neu gebauten Brimstone-Flugkörper werden alle verbesserten Funktionen der in den letzten Jahren durchgeführten Modernisierungen von Brimstone enthalten, darunter den hochleistungsfähigen Dual Mode Semi-Active Laser (SAL)/Millimetric Wave (mmW)-Suchkopf, den verbesserten Selbststeuerungsmechanismus und den neuen munitionsunempfindlichen Raketentriebwerks- und Gefechtskopf“, so die damalige Pressemitteilung von MBDA UK. Zudem soll auch die Reichweite der Brimstone 3 gegenüber den Vorgängervarianten gesteigert worden sein.
Lars Hoffmann / Waldemar Geiger