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MBDA-Gruppe will 2025 Raketenproduktion verdoppeln

Lars Hoffmann

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Der europäische Lenkflugkörperspezialist MBDA hat im vergangenen Jahr bei Umsatz, Auftragseingang sowie Auftragsbestand die Rekordwerte von 2023 erneut übertroffen. Wie MBDA-CEO Eric Beranger heute bei der Jahrespressekonferenz in Paris sagte, hat die MBDA-Gruppe 2024 einen Umsatz von rund 4,9 Milliarden Euro erzielt. Den Auftragseingang bezifferte er auf 13,8 Milliarden Euro und den Auftragsbestand auf rund 37 Milliarden Euro. Bis zum Ende des Jahres will der Konzern rund 2.600 neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einstellen, um dann auf 19.000 Beschäftigte zu kommen.

„Wir leben in historischen Zeiten“, sagte Beranger mit Blick auf die gegenwärtigen Umbrüche in der Weltpolitik, der Infragestellung von Allianzen und dem nicht voraussehbaren Verhalten von Verbündeten. Vor diesem Hintergrund habe sich das Kooperationsmodell von MBDA bewährt, betonte der Manager. „MBDA ist ein Werkzeug für die Kooperation.“

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2024 sind seinen Worten zufolge Produkte von MBDA auf verschiedenen Schauplätzen im Einsatz gewesen. So seien Boden-Luft-Flugkörper des Typs Aster im vergangenen Jahr in der Ukraine sowie im Roten Meer von den Seestreitkräften Frankreichs, Italiens sowie Großbritanniens verschossen worden. Die Royal Navy habe dort auch den Sea Ceptor eingesetzt. In der Ukraine wurden laut Beranger auch die Marschflugkörper SCALP und Storm Shadow verwendet. Erst vergangene Woche habe die Ukraine den Abschuss eines russischen Suchoi-Kampfflugzeugs durch des Luftverteidigungssystem SAMP-T bestätigt.

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Der MBDA-CEO kündigte den weiteren Ausbau der Fertigungskapazitäten im laufenden Jahr an. „Im Vergleich zu 2023 wird die Produktion neuer Raketen verdoppelt.“ Bereits im Jahr 2024 habe man 33 Prozent mehr produziert als 2023. Seinen Worten zufolge ist sein Unternehmen im Westen neben Anbietern in den USA das einzige, das ein umfassendes Flugkörperportfolio produzieren und liefern kann. Diese werde gegenwärtig weiterentwickelt. Als Beispiele dafür nannte er den Taurus New Generation, den FC/ASW als Nachfolger von Storm Shadwo/SCALP sowie die Hyperschallabfangflugköper Aquila.

Für die Entwicklung von Lenkflugkörpern verfüge Europa über alle notwendigen Fähigkeiten, betonte Beranger. Wichtig ist seiner Meinung nach, über die sogenannte Design Authority in Europa zu verfügen. Dann seien Einsatz, Weiterentwicklungen und Adaptionen an Waffensystemen möglich, ohne einen Dritte um Erlaubnis oder Informationen bitten zu müssen. So konnten die Marschflugkörper Storm Shadow/SCALP binnen kurzer Zeit an ukrainische Suchoi-Kampfflugzeuge adaptiert werden, wie er ausführte.

Gegenwärtig beschafft MBDA Maschinen und stellt neues Personal ein, um die Fertigungszahlen zu erhöhen. Beranger räumte jedoch ein, dass der Personalausbau in erster Linie durch die eigene Aufnahmefähigkeit begrenzt wird. So müssten Mitarbeiter, die neues Personal einarbeiten, auch weiterhin produzieren. Über einen Zeitraum von fünf Jahren rechnet der MBDA-CEO mit Investitionen um die 2,4 Milliarden Euro innerhalb des Konzerns. Man habe dabei gleichzeitig die Zulieferkette mit ihren 2.000 Unternehmen im Blick, von denen man abhängig sei.

Im Bereich Loitering Munition und Drohnen/Drohnenschwärmen sowie deren Abwehr arbeite man mit etablierten Partnern in diesen Segmenten zusammen. Man sei auch in Gesprächen mit der Automobilindustrie, sagte Beranger. Offenbar geht es dabei um die weitere Anhebung der Produktionszahlen, falls dies erforderlich werden sollte.

Dem MBDA-CEO zufolge ist sein Unternehmen bei Laservorhaben in Italien, Frankreich, Großbritannien und Deutschland vertreten. Er geht davon aus, dass sich die Nationen bei dieser Technologie auf eine Kooperation einigen. MBDA wolle dann der Champion sein. Er deutete überdies an, dass Gespräche über eine Neustrukturierung von MBDA geführt werden, nannte aber keine Details.

Lars Hoffmann