Die Bundeswehr plant die Beschaffung von 150 sogenannten leichten Luftlandefähigen Einsatz-/Gefechtsfahrzeugen sowie 50 leichten Luftlandefähigen Unterstützungsfahrzeugen für das Kommando Spezialkräfte.
Wie aus einer am 4. September 2024 veröffentlichten Mitteilung des Bundeswehr-Beschaffungsamtes BAAINBw auf der europäischen Online-Vergabeplattform TED hervorgeht, wurde ein entsprechender Teilnahmewettbewerb für die Beschaffung der neuen Spezialkräftefahrzeuge nun eröffnet.
Bei den leichten Luftlandefähigen Einsatz-/Gefechtsfahrzeugen und den leichten Luftlandefähigen Unterstützungsfahrzeugen handelt es sich dem BAAINBw zufolge „um hochmobile, geländegängige, ungeschützte zweiachsige Fahrzeuge mit offenem Aufbau (Überrollschutzkäfig)“.
Absicht der Bundeswehr ist es demnach nach Vertragsschluss mit dem Lieferanten in einem ersten Schritt 40 Einsatz-/Gefechtsfahrzeuge 14 Unterstützungsfahrzeuge fest zu beauftragen und die restlichen Fahrzeuge zu einem späteren Zeitpunkt optional abzurufen.
Dem BAAINBw zufolge ist der Vertragsschluss der über eine Laufzeit von sieben Jahren gehenden Rahmenvereinbarung für Mitte 2025 geplant. Bereits in 2026 sollen zudem die Nachweismuster und in 2027 die ersten 51 Serienfahrzeuge geliefert werden. „Eine zeitintensive Entwicklung ist daher nicht vorgesehen und es sollte eine marktverfügbare Lösung angeboten werden“, so das BAAINBw.
Die Gewichtung der Zuschlagskriterien sehen vor, dass der Preis mit 30 und Qualität (Erfüllung der Leistungsanforderung) mit 70 Prozent gewichtet werden.
An die zukünftigen Spezialkräftefahrzeuge werden folgende Forderungen gestellt:
Beide Fahrzeugvarianten sollen das gleiche Bedienkonzept aufweisen sowie über eine Zulassungsfähigkeit nach der deutschen Straßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung verfügen. Das Leergewicht, inklusive Kraftfahrer soll unterhalb von 1,7 Tonnen liegen. Zudem wird eine Nutzlast von 1,5 Tonnen gefordert, diese umfasst Besatzung außer Fahrer, Ausrüstung, Bewaffnung, Munition sowie freie Zuladung.
Als Zusatzausrüstung wird eine Integrierte Sekundärlafette am Beifahrerplatz für ein MG3/MG5, eine Nebelmittelwurfanlage, ein Navigationsgerät, Bordverständigungsanlage, Halterungen und Ladungssicherungsmittel für Ausrüstung und Munition.
Die Fahrzeuge sollen über eine Reichweite mit einer Tankfüllung von mindestens 300 km bei max. Nutzlast sowie eine bauartbedingte Höchstgeschwindigkeit von mindestens 130 km/h verfügen. Der nach dem „Single Fuel Concept“ betriebene Motor des Fahrzeuges soll zudem auch mit Kraftstoff minderer Qualität betrieben werden können. Gefordert wird zudem ein Allradantrieb mit Differentialsperren für beide Antriebsachsen und eine Einzelbereifung mit Notlaufeigenschaften.
Weitere Forderungen betreffen die „Straßen-, Bahn- und Seetransportfähigkeit ohne aufwendige Vorbereitungsmaßnahmen, nachgewiesene Eignung zum taktischen Lufttransport mit Transporthubschrauber CH-53 und CH-47 als Innenlast und Außenlast, nachgewiesene Eignung zum Lufttransport als Innenlast mit C-130, A-400M sowie eine ausführliche Bedienungs-, Wartungs- und Instandsetzungsdokumentation.
Zusatzforderungen leichtes Luftlandefähiges Einsatz-/Gefechtsfahrzeug
Das leichte Luftlandefähige Einsatz-/Gefechtsfahrzeug soll drei Sitze aufweisen und über eine Hauptlafette (horizontales Richten elektrisch unterstützt) zur Einrüstung eines schweren 12,7mm-Maschinenegewehrs, eines MG6 oder einer Granatmaschinenwaffe verfügen.
Zusatzforderungen leichtes Luftlandefähiges Unterstützungsfahrzeug
Das für den Materialtransport vorgesehene leichte Luftlandefähige Unterstützungsfahrzeug soll hingegen über keine Hauptlafette und nur zwei Sitze verfügen.
Mögliche Kandidaten
Die rudimentär einsehbaren Forderungen – insbesondere die Forderung nach zwei Achsen, einem Leergewicht unterhalb von 1,7 Tonnen in Verbindung mit einer Nutzlast von 1,5 Tonnen – deuten darauf hin, dass eine Fahrzeugkategorie gesucht, die in etwa einem SRTV-SXV (siehe Titelbild) entspricht. Dem Vernehmen nach soll es aber auch andere Plattformen in dieser Kategorie geben.
Fahrzeuge der Kategorie MRZR Alpha bieten hingegen nicht die geforderte Nutzlast während Fahrzeuge wie der A-GMV, Dagor, Caracal oder der GRF das zulässige Leergewicht überschreiten.
SRTV-SXV steht für Search and Rescue Tactical Vehicle – Side by Vehicle, in Deutschland wird das Fahrzeug durch die Messer Waffenhandel und Sicherheits GmbH vertrieben. 2021 haben die Spezialkräfte der US-Luftwaffe SRTV-SXV im Wert von 70 Millionen US-Dollar bestellt. Das Fahrzeug ist hochmobil, innenlastfähig in der MV-22, CH-47 und CH-53 und kann auch per Lastenfallschirm abgesetzt werden. Das aus einem Race-Buggy entwickelte Fahrzeug zeichnet sich insbesondere durch sein geringes Gewicht und hohe Mobilität aus. Angetrieben wird das rund 1,5 Tonnen (Leergewicht) schwere Fahrzeug durch ein 180-PS-Dieselagregat. Das zulässige Gesamtgewicht beträgt etwa drei Tonnen.
Waldemar Geiger