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KMW stellt selbst entwickelten Amphibienpanzer vor

Der deutsche Panzerbauer KMW hat auf der Messe Eurosatory in Paris erstmals einen neu entwickelten Amphibienpanzer der Öffentlichkeit präsentiert. Das Besondere an dem Konzept: Während die Frontseite des Fahrzeugs klassisch für die Landfahrt konzipiert ist, weist das Heck die Form eines Schiffsbugs auf.  Im Gegensatz zu anderen Amphibienfahrzeugen – wie dem Amtrac der US-Marines – gleitet der als  Amphibiuos Protected Vehicle Tracked (APVT) bezeichnete Panzer mit dem Heck voraus durchs Wasser.

Dabei ist der APVT dafür konzipiert,  acht Infanteristen sowie Fahrer und Kommandanten aufzunehmen.  Mit der in Paris gezeigten Waffenstation und einer 20mm-Kanone wiegt der Panzer nach Angaben des Herstellers leer 25 Tonnen. Als Nutzlast werden mehr als  fünf  Tonnen angegeben.

Sicht auf das Heck des APVT mit Rampe und  Schwallschild, das für die Vorwärtsfahrt im Wasser optimiert ist. Foto: lah

Gestartet wurde das Entwicklungsprogramm bereits im Jahr 2013, wie KMW-Projekt-Manager Heiner Oehlen erläuterte. Die Kosten der Konzeptstudie habe KMW aus eigener Tasche bezahlt, sagte er. Um Synergieeffekte zu erzielen, wurden seinen Worten zufolge viele Gleichteile des Schützenpanzers Puma verwendet. Wie beim Puma setze man auf ein entkoppeltes Fahrwerk. Zusammen mit einer segmentierten Gummmikette  aus dem eigenen Haus,  ergibt sich damit eine große Laufruhe, wie  Oehlen auf der Eurosatory erläuterte. Nach Aussage des Managers ist die Entwicklung des Fahrzeugs noch nicht abgeschlossen.  Es sei bislang ein Proof of Concept nachgewiesen worden. Als nächstes will  KMW das Fahrzeug unter Belastung testen.

Obwohl für den APVT die Landung von Wasser an Land in der Regel mit dem Heck erfolgen soll, kann prinzipiell andersherum an Land gefahren. Der Vorteil dabei liegt darin, dass dann die stärker gepanzerte Frontseite in Richtung des Gegners gerichtet ist.

Innen ist das Fahrzeug mit Sitzen von Autoflug und einer Klimaanlage von Webasto ausgestattet, die auch für die Entfeuchtung sorgt.  Bewaffnet war der APVT auf der Messe mit der neuen Waffenstation FLW 200+ mit 20mm-Maschinenkanone. Laut Oehlen sind jedoch – je nach Kundenwunsch – auch andere Bewaffnungen denkbar.

Bug des APVT mit Winkelspiegeln für Fahrer und Kommandanten. Zwischen den beiden Schäkeln ist der Wasserstrahlantrieb positioniert. Während der Fahrt im Wasser wird eine Floodscreen ähnlich einer Zieharmonika ausgefahren. Foto: lah

Nach Angaben von KMW beschleunigt  der in der Mitte des Fahrzeugs angeordnete  600kW-Motor, an den ein ZF-Getriebe angehängt ist, den Panzer auf eine Endgeschwindigkeit von bis zu 70 km/h an Land und 13,2 km/h im Wasser. Den Antrieb im Wasser übernimmt ein Wasserstrahlantrieb, der in den Bug des Fahrzeugs eingelassen ist. Bevor der APVT mit dem Heck voran ins Wasser fährt, klappt dort ein durchsichtiges Schwallschild aus. Am Bug fährt ebenfalls eine aus Planenmaterial gefertigte Floodscreen nach oben, die das Fahrzeug in einen bootsähnlichen Schwimmkörper mit gleichhoher Wasserlinie verwandelt.

Einen Markt sieht das Unternehmen für das Fahrzeug, das nicht als Landungsfahrzeug von hoher See für die Marineinfanterie  konzipert ist,   offenbar in fluss- und wasserreichen Ländern Südamerikas und Asiens.  KMW verfügt über eine Niederlassung in Brasilien, aus der die Streitkräfte des Landes bedient werden.  Allerdings setzen auch viele osteuropäische NATO-Staaten bei Neubeschaffungen weiterhin auf amphibische Fähigkeiten.  Einen konkreten Kunden scheint es im Augenblick jedoch noch nicht zu geben.

Obwohl das APVT vermutlich das innovativste Fahrzeug auf dem gemeinsamen Messestand von KMW und Nexter während der Eurosatory war, wurde es auf einer  Randposition ausgestellt. Im Mittelpunkt des Gemeinschaftsstandes war dagegen ein Panzer mit Leclerc-Turm und Leopard-Fahrgestell positioniert. Da dieser Panzer außer einer Drei-Mann-Besatzung  vermutlich keinen Vorteil gegenüber einem Leopard 2 aufweist, dürfte es sich eher um ein symbolisches Produkt handeln ohne wirkliche Marktchancen. Bekanntlich hat  bereits der französische Leclerc nur einen Exportkunden gefunden, der sich beim Zusatzschutz auch noch für ein deutsches Produkt entschieden hat.

Die auf der Nexter-Seite des Gemeinschaftsstandes ausgestellten Radpanzer Jaguar und Griffon für die französischen Streitkräfte erinnerten einige Besucher an Konzepte aus der 50er Jahren des vergangenen Jahrhunderts.
lah/16.6.2018

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