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Jeder Marine ein Drohnenabwehrsoldat – US-Marineinfanterie will Abwehr von Kleinstdrohnen weiterentwickeln

Kristóf Nagy

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Das U.S. Marine Corps sucht nach Möglichkeiten, die Drohnenabwehr gegen Kleinstdrohnen (sUAS) auf Zug- und Gruppenebene zu verstärken. Dies kann der am 15.07.2024 veröffentlichten Informationsanfrage an die Industrie (RFI) mit dem Titel „Dismounted Counter small Unmannded Aircraft System“ entnommen werden. Ziel der Anfrage ist es, unterschiedlichste, idealerweise marktverfügbare Abwehrmittel zu identifizieren und diese so zu beschaffen, dass potenziell jeder Angehörige der Marieninfanterie zur Drohnenabwehr befähigt werden kann.

Basierend auf der international anerkannten Bewertung der Bedrohung durch sUAS auf dem Gefechtsfeld sucht das Marine Coprs dem Dokument zufolge Möglichkeiten, auf unterster taktischer Ebene die Überlebensfähigkeit des einzelnen Marines gegen Kleinstdrohnen durch geeignete Abwehrmittel zu erhöhen. Diese müssen dabei einfach in der Handhabung und Ausbildung, sowie robust und leicht ausgeführt sein, um im abgesessenen Kampf mitgeführt und eingesetzt werden zu können.

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Konkret unterteilt sich das Informationsgesuch auf Mittel zur Detektion, Zielverfolgung und Identifikation auf der einen Seite und kinetische, sowie nicht kinetische Effektoren auf der anderen Seite. Zudem sollen für beide Teilbereiche jeweils Lösungen für die Zug- und Gruppenebene angeboten werden. Während die Systeme für die Züge auch in leichten Fahrzeugen verlastbar sein können, sollen die Mittel für die Gruppe einfach und nahtlos in die persönliche Ausrüstung des einzelnen Soldaten integrierbar sein.

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Als nicht kinetische Effektoren zielt die Anfrage primär auf hoch automatisierte Mittel zur Unterdrückung der Navigationsfähigkeit und der Telemetrie-Verbindung von Drohnen ab. Diese Effektoren sollen möglichst klein ausgeführt sein und idealerweise als Anbauteil an bestehende Handwaffen montiert werden können. Diese Anforderung gilt auch für die angefragte Optiken zur Zielverfolgung und Feuerleitung, welche auf Handwaffen montierbar sein müssen. Hierbei sei angemerkt, dass die U.S. Army im Oktober 2022 bereits das Feuerleitvisier SMASH 3000 des israelischen Herstellers Smartshooter für diesen Einsatzzweck eingeführt hat. Die Systeme wurden bereits vorher in wachsender Stückzahl auf M4-Sturmgewehren als auch auf M110 SASS Designated Marksman Rifle-Systemen genutzt.

Bezüglich der kinetischen Effektoren ist zudem die Kalibergruppe eingeschränkt auf 5,56 mm, 7,62 mm, 12,7 mm und 40 mm. Hierdurch soll die Nutzung mit aktuell querschnittlich versorgten Handwaffen sichergestellt werden. Das Dokument geht in Bezug auf die Munition auch auf die angestrebte Funktion ein, wonach diese eine Kartuschen-Form mit Schrotladung aufweisen soll. Solche Patronen sind bereits für das Kaliber 40 mm entwickelt worden. In Bezug auf die gelisteten kleineren Kaliber stellen sich gleich mehrere technische Herausforderungen. Neben dem vergleichsweisen geringen, verfügbaren Volumen in den Geschossen zur Aufnahme einer Schrotladung innerhalb der genannten Kalibergruppen stellt auch die Kompatibilität mit Signaturreduzierern ein Problem dar. Denkbar wäre daher auch eine Verwendung von Duplex-Patronen und damit verwandte Konstruktionen, welche zwei oder sogar drei Geschosse hintereinander pro Patrone geladen haben. Diese teilen sich erst nach Verlassen des Rohres und haben faktisch kaum Einfluss auf die Funktionssicherheit der Waffe. Solche Patronen wurde im Klaiber 5,56 mm und 7,62 mm bereits für Handwaffen der US-Streitkräfte versuchsweise in den 1960er Jahren entwickelt.

Die bis zum 02.08.2024 laufende Anfrage erbittet von interessierten Unternehmen vorerst nur das Einreichen von kurzen Konzeptpapieren (Whitepaper). Im Anschluss plant das durchführende Marine Corp Air Ground Combat Center, basierend auf der Auswahl der eingereichten Paper, auf ihrer Liegenschaft im US-Bundesstaat Florida die Durchführung einer Leistungsschau bereit in diesem Frühherbst. Dabei sollen die Abwehrfähigkeiten der einzelnen angebotenen Produkte gegen Kleinstdrohnen abgeprüft werden.

Kristóf Nagy