Anzeige

Iris-T SL und CAMM-ER sind aus dem Rennen

Das Eidgenössische Department für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (VBS) hat sich zu einem Neuansatz bei der bodengestützten Luftverteidigung (Bodluv) entschieden: Das zukünftige Bodluv-System soll im Gegensatz zu früheren Plänen in der Lage sein, gegnerische Flugobjekte auf große Entfernung zu bekämpfen. Aus diesem Grund werden nur noch der französische Hersteller eurosam  mit SAMP/T, David’s Sling des israelischen Produzenten Rafael sowie Patriot des US-Konzern Raytheon in die Evaluierung einbezogen, wie heute auf einer Pressekonferenz des VBS mitgeteilt wurde.

Die bis zur Sistierung des Projektes Bodluv2020 vor zwei Jahren für die Beschaffung vorgesehenen  Flugkörper Iris-T SL des deutschen Herstellers Diehl und CAMM-ER von MBDA Großbritannien sind damit aus dem Rennen gefallen.  Begründet wird das Ausscheiden mit den neuen operationellen Anforderungen an Bodluv:  So soll in Kombination mit den ebenfalls neu zu beschaffenden Kampfflugzeugen eine Fläche von mindestens 15.000 Quadratkilometern durch Bodluv geschützt werden, wobei eine vertikale Einsatzhöhe von mehr als 12.000 Metern und eine horizontale Einsatzdistanz von mehr als 50 Kilometern erreicht werden muss. Die Fähigkeit zur Abwehr ballistischer Flugkörper ist jedoch keine Anforderung. Gefordert ist allerdings, dass eine Mindestdurchhaltefähigkeit des Systems von sechs Monaten gegeben ist, „wenn der Materialfluss über die Grenze nicht sichergestellt ist“. Ziel sei es, mit Bodluv große Teile der bewohnten Schweiz zu schützen, teilte das VBS mit. Über die Beschaffung soll eine Volksabstimmung stattfinden.

 

Neben der Einführung von Bodluv will die Schweiz auch ihre beiden Flugzeugmuster durch eine einheitliche Flotte eines neuen Kampfflugzeuges (NKF) ersetzen. Für die Beschaffung von NKF und Bodluv stehen den Eidgenossen im Rahmen der Initiative Air2030 Mittel in Höhe von 8 Mrd CHF zur Verfügung.

In die Evaluation für das NKF einzubeziehende Regierungen und Hersteller sind: Deutschland (Airbus: Eurofighter), Frankreich (Dassault: Rafale), Schweden (Saab: Gripen E), USA (Boeing: F/A-18 Super Hornet; Lockheed-Martin: F-35A). Voraussichtlich im Juni sollen die Hersteller zu einer Angebotsabgabe aufgefordert werden. Die zukünftige einheitliche Gesamtflotte soll

den täglichen Luftpolizeidienst rund um die Uhr leisten und bei einem Angriff auf die Schweiz auch für Aufklärungs- sowie Luft-Boden-Operationen eingesetzt werden können.

Die Flotte soll so groß sein, dass in der normalen Lage der alltägliche Luftpolizeidienst zusammen mit dem Ausbildungs- und Trainingsbetrieb gewährleistet ist, während bei erhöhter Spannung während mindestens vier Wochen permanent mindestens vier Flugzeuge in der Luft sein können.

Nachdem die neuen Kampfflugzeuge vollständig ausgeliefert und in der Luftwaffe eingeführt sind, sollen die F/A-18C/D schrittweise außer Dienst gestellt werden. Die Außerdienststellung der F-5 Tiger erfolgt vor Beginn der Ablieferung der NKF-Flotte. Ein Mengengerüst für die Anzahl der Kampfflugzeuge und der Bodluv-Systeme ist noch nicht festgelegt worden und hängt nach Angaben des VBS von den Angeboten sowie die Fähigkeitsprofilen der ausgewählten Systeme ab.

Für die Beschaffung sowohl des neuen Kampfflugzeugs als auch der bodengestützten Luftverteidigung kommt das Einladungsverfahren  – Government-to-Government wie auch direkt mit den Herstellern – zur Anwendung.

Bei beiden Systemen verlangen die Schweizer Offsets für 100 Prozent des Kaufpreises.  Die Umsetzung der Offset-Verpflichtungen erfolgt nach der Vertragsunterzeichnung. Bei direkter und indirekter Industriebeteiligung sind Multiplikatoren zugelassen, insbesondere für die Bereiche Forschung und Entwicklung sowie Hochtechnologie.
lah/12/23.3.2018

.i.td-icon-menu-up { display: none; }