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Gespräche erreichen offenbar neue Phase

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Während die Konsolidierung des Marineschiffbaus in Deutschland unter Einschluss von Lürssen, thyssenkrupp Marine Systems (tkMS) sowie German Naval Yards Kiel offenbar keine großen Fortschritte macht, gewinnt eine zweite Option an Attraktivität. So sollen dem Vernehmen nach die Gespräche zwischen tkMS und dem italienischen Branchenriesen Fincantieri in eine neue Phase getreten sein. Wie es aus gut informierten Kreisen heißt, stehen beide Unternehmen kurz davor oder haben bereits damit begonnen, ihre Vermögenswerte in einem informellen Projekt zu validieren. Die durch diesen Prozess entstehende Transparenz soll offenbar bei der Strukturierung eines möglichen Gemeinschaftsunternehmens helfen. Typischerweise werden bei einem solchen Vorgehen  auch externe Berater herangezogen.

Insider rechnen damit, dass der Prozess in wenigen Monaten abgeschlossen sein könnte. Sollten beide Seiten zu dem Schluss kommen, dass eine Fusion sinnvoll ist, müsste im nächsten Schritt vermutlich auch die Politik stärker eingebunden werden.  Wie es in Branchenkreisen heißt, verfügt zumindest Fincantieri über hervorragende Beziehungen zur Regierung in Rom.

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Die Fusion einer deutschen mit einer ausländischen Werft wäre ein Novum für den hiesigen Marineschiffbau.  Und mit tkMS würde überdies  eine technologische Perle eingebracht. Schließlich ist das Unternehmen einer der Weltmarktführer bei konventionellen U-Booten. Und dieses Know-how wurde nicht ohne Grund bereits vor Jahren als nationale Schlüsseltechnologie eingestuft.

Zwar hat das Bundeskabinett  in diesem Jahr auch den militärischen  Überwasserschiffbau zur Schlüsseltechnologie erhoben. Allerdings ist damit offenbar nicht die viel wichtigere Fähigkeit zur Integration komplexer Sensoren und Waffensysteme gemeint. Außerdem können weltweit Hunderte von Werften Militärschiffe bauen. Bei U-Booten existieren dagegen nur eine Handvoll Player.

Sollte das hohe Tempo bei den Verhandlungen von Fincantieri und tkMS beibehalten werden, könnte womöglich noch vor den Bundestagswahlen im kommenden Jahr eine finale Entscheidung anstehen, wie Beobachter vermuten.  Hinsichtlich des Portfolios würden beide Unternehmen gut zusammenpassen. Während Fincantieri eine starke Überwassersparte aufweist, die auch im Export erfolgreich ist, würde tkMS insbesondere mit ihrer Kieler U-Boot-Werft punkten.

Unklar ist jedoch Beobachtern jedoch, wie die tkMS-Überwasserkonstruktion eingebunden werden soll. Dieser Bereich dürfte in nächster Zeit durch die Aufträge für die brasilianische und die ägyptische Marine noch gut ausgelastet sein. Interessant in diesem Zusammenhang ist, dass Peter Lürssen bei seinem  Ägypten-Aufenthalt vor wenigen Wochen, neben dem ägyptischen Präsidenten auch die Alexandria Shipyard besucht hat. Laut Werft wurden dabei Möglichkeiten der Kooperation und des Technologietransfers diskutiert. Auf dieser ägyptischen Werft soll übrigens eine der bei tkMS bestellten Korvetten der Klasse MEKO A200 gebaut werden.
lah/28.9.2020