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Fraunhofer IOSB und Hensoldt mit an Bord

Der italienische Rüstungskonzern Leonardo wird nach eigenen Angaben die Führungsrolle im Forschungsvorhaben Ocean2020 übernehmen, das im Rahmen der so genannten Vorbereitenden Maßnahme (Preparatory Action on Defence Research) des zukünftigen European Defence Funds von der EU finanziert wird. Wie Leonardo weiter mitteilte, hat die European Defence Agency (EDA) die Auswahlentscheidung unter den Wettbewerbern getroffen, die Verträge würden in den kommenden Wochen geschlossen. Zum Team von Ocean2020 gehören insgesamt 42 Partner. Die EDA bestätigte, dass das Konsortium unter den eingereichten Vorschlägen zum Vorhaben „Unmanned System in a Naval Environment“ in der Validierung den ersten Platz erhalten hat.  Dieses Vorhaben sei absehbar das größte der Vorbereitenden Maßnahme und habe ein Gesamtvolumen von bis zu 35,5 Mio EUR. Allerdings betonte die EDA auch, dass bislang noch kein endgültiger Vertrag abgeschlossen wurde.

Fraunhofer mit Fokus auf Unterwasserdrohnen

Von deutscher Seite sind an Ocean2020 das Fraunhofer-Institut für Optronik, Systemtechnik und Bildauswertung (IOSB) sowie der Sensorhersteller Hensoldt beteiligt. Entwickelt werden soll im Rahmen von Ocean2020 ein Überwachungssystem für den maritimen Bereich, das die Integration von bemannten und unbemannten Systemen vorsieht.

Vom Fraunhofer IOSB werden sich mehrere Abteilungen an dem Projekt beteiligen, wie ein Sprecher des Instituts erläuterte. Seinen Worten zufolge wird Fraunhofer insbesondere seine Expertise im Bereich Unterwasserdrohnen einbringen. So hat die IOSB-Sparte in Ilmenau nach eigenen Angaben ein autonomes Unterwasserfahrzeug unter dem Namen DEDAVE entwickelt, das von der kanadischen Firma Kraken Sonar lizensiert werde. Mit Hilfe von DEDAVE seien bereits Flugzeugwracks im Ontario-See aufgespürt worden.

In anderes Team des Fraunhofer IOSB nimmt laut Sprecher am Wettbwerb Xprize teil, bei dem es darum gehe, die Tiefsee zu erforschen und zu kartieren. Fraunhofer verwende dafür einen Schwarm unbemannter Drohnen, die zur Verbringung in ein Überwasserfahrzeug eingehängt werden können. Ein weiterer Schwerpunkt für die deutschen Forscher im Rahmen von Ocean2020 sei das Thema Fusion und Auswertung von Sensordaten, so der Sprecher weiter. Der Sensorspezialist Hensoldt ist nach Angaben eines Firmensprechers an Ocean2020  mit Radar-Komponenten und speziellen See-Aufklärungsmodi als Software beteiligt.

Gesamtbudget von 90 Mio EUR für drei Jahre

Wie die EDA erläuterte, kommen die Mittel für die Vorbereitende Maßnahme aus dem jährlichem Gesamtbudget der EU und unterliegen demnach den jährlichen Budgetverhandlungen. Bisher seien 25 Mio EUR für 2017 und 40 Mio EUR für 2018 in die EU-Budgets eingestellt. Die EU-Kommission sehe insgesamt 90 Mio EUR für die Budgetjahre 2017, 2018 und 2019 vor.

Bei den voraussichtlich an Ocean2020 fließenden Mitteln, handelt sich um eine so genannte Zuwendung mit Erstattung von Kosten. Die Erstattung der anerkannten direkten Kosten kann laut EDA bis zu 100 Prozent erfolgen. Zusätzlich sei eine Erstattung von weiteren 25 Prozent als Gemeinkostenbeitrag vorgesehen. Das erstattete Volumen darf dabei das vereinbarte Volumen nicht übersteigen. Etwaige andere Kosten oder höhere Gemeinkosten seien dagegen nicht erstattungsfähig.

Als Gremium zur Bewertung der eingereichten Vorschläge wurde ein so genanntes Evaluation Committee eingesetzt, wie die EDA weiter mitteilte. Dieses werde von mehreren unabhängigen Experten unterstützt, welche alle Vorschläge in Hinblick auf Excellence, Bedeutung und Implementierung dediziert bewerten. Als Resultat dieser Bewertung seien die verschiedenen Vorschläge in eine Reihungsliste aufgenommen worden.

Die Projekte sollen eine grenzüberschreitende Zusammenarbeit fördern, weshalb je nach Call eine Mindestanzahl an Teilnehmern und eine Mindestanzahl von verschiedenen Ländern, aus denen die Teilnehmer kommen müssen, Bedingung ist.

Zahl der Fördermaßnahmen noch offen

Die genaue Anzahl an Vorhaben, für die Zuwendungen im Rahmen der Vorbereitenden Maßnahme vergeben werden, und das jeweilige Zuwendungsvolumen sei noch nicht festgelegt, so die EDA. Es müssten noch  weitere Calls for Proposals in den Jahren 2018 und 2019 vorbereitet werden. Entsprechend den Modalitäten und dem vorhandenen Volumen für die drei ersten Calls for Proposals aus dem Jahr 2017 würden voraussichtlich fünf Vorhaben Zuwendungen bekommen. „Zwar ist der Bewertungsprozess aller 2017 eingereichten Proposals abgeschlossen und die Reihungslisten sind intern bekannt, die Verhandlungen bezüglich der Zuwendungsvereinbarung sind mit den vorgesehen Konsortien aber noch nicht umfänglich abgeschlossen“, betont die EDA.

Den Angaben von Leonardo zufolge kommen die 42 Partner von Ocean2020 aus 15 europäischen Staaten. Beteiligt seien auch die Verteidigungsministerien Italiens, Griechenlands, Spanien, Portugals und Litauens. Zu den Industriepartnern gehören unter anderem Indra, Safran, Saab, MBDA, PGZ/CTM, Intracom-IDE, Fincantieri und QinetiQ. Aus dem Forschungsbereich sind neben Fraunhofer IOSB, TNO, CMRE sowie IAI mit dabei.

Laut Leonardo soll die erste Demonstration des Projektes 2019 im Mittelmeer erfolgen. Teilnehmen sollen daran unter anderem die unbemannten Leonardo-Helikopter Hero und Solo sowie Marineschiffe und –systeme mehrerer Partner. Die zweite Demonstration solle 2020 in der Ostsee erfolgen und von der schwedischen Marine koordiniert werden. Die bei beiden Demonstrationen gewonnenen Daten sollen den Angaben zufolge verarbeitet und an den Prototyp eines europäischen Kommando- und Kontrollzentrums in Brüssel geschickt werden.
lah/12/23.1.2018

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