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Französisch-deutsches Projekt soll dieses Jahr anlaufen

Die heutige Nachricht des BMVg, die Modernisierung der P-3C Orion Seefernaufklärer der Marine abzubrechen, lenkt den Blick auf das deutsch-französische Vorhaben zur Entwicklung eine Maritime Airborne Warfare Systems (MAWS). Dieses soll den Planungen zufolge im Jahr 2035 die bislang von beiden Staaten eingesetzten Flugzeuge ersetzen – auf deutscher Seite die P-3C.

Nachdem zunächst Gerüchte im Umlauf waren, dass sich Frankreich bereits vor der Auswahl des MAWS-Missionssystems  für eine fliegende Plattform entschieden haben soll, wird dies aus Kreisen des Verteidigungsministeriums dementiert. Vielmehr solle noch in diesem Jahr mit einer gemeinsamen Studie zu MAWS begonnen werden.

Insidern zufolge handelt es sich sogar um zwei Studien, die jeweils auf zwei Jahre angelegt sind. Dabei sollen offenbar die Entwicklungsbedingungen eines Missionssystems untersucht werden, ohne sich auf eine Plattform festzulegen. In diesem Rahmen wird eine deutsch-französische Studie im Volumen von 10 Mio EUR aufgelegt. Auftraggeber ist demnach die französische Rüstungsbehörde  DGA, die Führung übernimmt Thales. Darüber hinaus ist eine nationale Ergänzungsstudie für etwa 8 Mio EUR geplant, an der die ESG, Hensoldt, Diehl und Thales beteiligt sein sollen. Einige der deutschen Unternehmen suchen bereits seit Wochen nach neuem Personal zur Umsetzung der Studien.

Während also das französisch-deutsche MAWS-Vorhaben in Kürze starten dürfte, muss die Marine schnellstmöglich Ersatz für ihre Seefernaufklärer finden. Denn: „Eine durch den Wegfall der P-3C Orion entstehende Fähigkeitslücke, insbesondere zur weiträumigen und schnellen Unterwasserseekriegführung, kann nicht hingenommen werden“, schreibt das BMVg heute in seiner Mitteilung. Aus diesem Grund führe die  Bundeswehr derzeit eine Marktsichtung durch, welche  alle marktverfügbaren Plattformen berücksichtige. Wie es aus Rüstungskreisen heißt, kommt nur eine Lösung von der Stange in Frage, bei der lediglich das Funkgerät ausgetauscht werde.

Beobachter sehen als  Optionen für die Deutsche Marine  Maschinen des Typs C-295 MPA, RAS 72,  P-8A Poseidon oder eine Drohnenlösung. Gut informierten Kreisen zufolge kommt die  japanische P-1 von Kawasaki dagegen nicht in Frage, da das seit längerem diskutierte Sicherheitsabkommen zwischen Deutschland und Japan noch immer nicht unterschrieben wurde. Ohne eine solche Vereinbarung bliebe der Bundeswehr allerdings der Einblick in wichtige Komponenten verwehrt. Auch soll es im BMVg eine Tendenz zu einem bemannten Flugzeug als Seefernaufklärer geben. Zu bedenken ist überdies, dass die deutsche und französische Marine die U-Boot-Bekämpfung eher aus geringen Höhen führen. Die P-8A Poseidon mit einem dem strahlgetriebenen Verkehrsflugzeug Boeing 737 als Basisplattform operiert dagegen aus großen Höhen.
lah/17.6.2020

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