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Frankreich wird Rahmennation für Deutschland

Die geplante französisch-deutsche Lufttransportstaffel wird das vom Verteidigungsministerium maßgeblich mitentwickelte Framework-Nations-Konzept der NATO nutzen – nur diesmal in ungewohnter Konstellation. Denn während die Bundeswehr für zahlreiche kleinere Staaten des Bündnisses als Anlehnungspartner fungiert, ist es diesmal umgekehrt: Frankreich übernimmt den Part der Rahmennation für die deutschen Transportflieger, die zusammen mit ihren französischen Kameraden einen gemeinsamen Verband mit amerikanischen C-130J  bilden sollen.

Der Haushaltsausschuss des Bundestages hat die für den Start des Vorhabens benötigten Mittel bereits bewilligt. Etwa 60 Mio EUR sollen in die Infrastruktur des gemeinsam genutzten französischen Fliegerhorstes fließen, rund 50 Mio EUR sind für die Beschaffung von Simulatoren vorgesehen.  Für die Mitnutzung des französischen Flugplatzes  soll das Verteidigungsministerium jedoch keine direkten Zahlungen leisten: Deutschland wird nach dem Zulauf der eigenen Maschinen, die wohl 2019 bestellt werden, Frankreich mit Flugleistungen für die anfallenden Kosten entschädigen, wie es aus gut informierten Kreisen heißt.

Gleichzeitig wird offenbar eine umfassende Integration des bi-nationalen Verbandes angestrebt. So soll sowohl fliegendes als auch Bodenpersonal auf den Flugzeugen der anderen Nation einsetzbar sein und sogar gemischte Crews werden angestrebt.  Auch für den Einsatz gibt es dem Vernehmen nach sehr weitgehende Absprachen. So soll eine der beiden Partnernationen im Bedarfsfall auf die gesamte Staffel zugreifen können.

Während die Kosten für die sechs geplanten deutschen Hercules-Flieger  – davon drei in der Version als Tanker auch für Hubschrauber – in den Medien mit 900 Mio EUR beziffert werden, gehen Experten von einem Preis von etwa 80 Mio EUR pro Maschine aus. Da die konkreten Verhandlungen mit dem Hersteller Lockheed Martin jedoch erst in einigen Jahren anstehen, dürften dies nur Richtwerte sein. Frankreich hat im vergangenen Jahr bereits vier Maschinen in den USA geordert, die ab diesem Jahr zulaufen sollen.  Den informierten Kreisen zufolge wird die Staffel langfristig über 12 Maschinen verfügen.

Die Bundeswehr benötigt die neuen Flieger, weil ab 2021 die betagten Transportflugzeuge des Typs Transall endgültig aus dem Flugbetrieb genommen werden. Im Gegensatz zum deutlich größeren Airbus A400M ist die Transall in der Lage, auf kleineren, schlecht ausgebauten Flugfeldern zu starten und zu landen. Diese Fähigkeit wird auch der C-130J zugeschrieben, die insbesondere für Evakuierungseinsätze und Operationen von Spezialkräften  vorgesehen ist. Der Aufbau einer gemeinsamen Staffel mit einem Flugzeugmuster spart aufgrund der Synergieeffekte beide Partnernationen eine Menge Geld bei Ausbildung und Betrieb und bietet – soweit die Planungen umgesetzt werden – einen deutlichen operativen Mehrwert, der über den reinen Symbolwert eines französisch-deutschen Verbandes hinausgeht.
lah/29.3.2017

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