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F125: Neue Fähigkeiten für die U-Boot-Jagd in der Diskussion

Lars Hoffmann

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Die Fregatten der Klasse F125 wurden in erster Linie für Stabilisierungsoperationen mittlerer und niedriger Intensität ausgelegt und verfügen deshalb über eine spezifische Kampfkraft im Nahverteidigungsbereich. Schließlich sollten sie in erster Linie – und das bei langer Standzeit – Seegebiete überwachen und nicht gegen hochentwickelte Seestreitkräfte eingesetzt werden.

Aus diesem Grund verfügen die vier über 7.000 Tonnen verdrängenden Schiffe der „Baden-Württemberg“-Klasse mit dem RAM-System, Marine-Leichtgeschützen und einer begrenzt für diesen Zweck einsetzbaren 127mm-Kanone nur über geringe Luftverteidigungsfähigkeiten. Allerdings gibt es bereits erfolgversprechende Ansätze, mit der Integration des bisher nur auf dem Land eingesetzten Luftverteidigungssystems Iris-T SLM von Diehl Defence einen weiteren Air Defence Layer einzurüsten. Dabei wird das Ziel verfolgt, möglichst „minimal invasiv“ vorzugehen, um lange und risikobehaftete Umbauten zu vermeiden.

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Neben einer verbesserten Luftverteidigung könnte die Fregattenklasse auch um zusätzliche Fähigkeiten für die U-Boot-Jagd erweitert werden. thyssenkrupp Marine Systems (tkMS) denkt auch bereits darüber nach. Das Unternehmen war im Rahmen einer ARGE zusammen mit Lürssen beim Bau der Schiffe in der federführenden Rolle.

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Die Voraussetzungen, die F125 für die U-Boot Jagd zu ertüchtigen, dürften relativ gut sein. So wird auf den Fregatten der Baden-Württemberg-Klasse ein sogenannter CODLAG-Antrieb (Combined Diesel Electric And Gas) eingesetzt. Dabei erzeugen Dieselgeneratoren Strom für die Elektrofahrmotoren, die auf die Wellen wirken. Um die Höchstgeschwindigkeit zu erreichen, kann eine Gasturbine dazugeschaltet werden. Das Antriebskonzept gilt als vergleichsweise geräuscharm. Dies ist notwendig, um die Sonar-Aufklärung von U-Booten nicht durch zu hohe Eigengeräusche zu stören. Laut thyssenkrupp Marine Systems sind mit diesem Antrieb dauerhaft Geschwindigkeiten von rund 20 Knoten bei der U-Boot-Jagd realisierbar.

Darüber hinaus verfügt die Schiffsklasse über zwei Hangarplätze für NH90-Bordhubschrauber. Diese sind so groß, dass sie bei entsprechender Konfiguration sowohl ein Dipping-Sonar als auch Leichtgewichtstorpedos zur U-Boot-Jagd mitführen können. Damit ist ein Hubschrauber in der Lage, sowohl aufklären, als auch bekämpfen zu können. Aufgaben die bei den bislang in der Deutschen Marine genutzten Hubschraubern des Typs Lynx auf zwei Maschinen verteilt waren. Für die Fregatte dürfte die Bestückung mit den für die U-Boot-Jagd benötigen Leichtgewichtstorpedos kein Problem darstellen, denn im Munitionsbunker des Schiffes war von Beginn an Stauraum für diese Waffen vorgesehen.

Schwieriger wird es dagegen bei der Ausstattung mit der für die U-Boot-Jagd erforderlichen Sensorik. Sollte ein Schiffssonar eingebaut werden, wären umfangreiche bauliche Maßnahmen erforderlich. Eine Containerlösung für ein Schleppsonar müsste am Heck des Schiffes eingerichtet werden, womit der Hubschrauber-Landeplatz blockiert wäre. Anbieten würde es sich nach den Vorstellungen von thyssenkrupp Marine Systems deshalb, die Aufklärung vom Schiff zu trennen und auf ein unbemanntes Überwasserfahrzeug (Unmanned Surface Vehicle, USV) mit der Bezeichnung MEKO S-X zu verlagern. Dieses USV kann unter anderem ein aktives Schleppsonar einsetzen.

Wie thyssenkrupp Marine Systems bereits bei einer Präsentation vor rund zwei Jahren darstellte, soll MEKO S-X über eine maximale Geschwindigkeit von 22 Knoten verfügen, um auch Schiffskonvois eskortieren zu können. Angetrieben wird das Boot von einem Dieselmotor. Diese Antriebsform ist erforderlich, um unter anderem den großen Energiebedarf, den ein leistungsstarkes Schleppsonar benötigt, decken zu können.

MEKO S-X wird laut Hersteller weitere Sensoren erhalten, darunter passive Sonare. Bei der Eskorte eines schnell fahrenden Konvois könnte die multistatische U-Boot-Aufklärung von drei dieser USV übernommen werden. Nach Angaben von thyssenkrupp Marine Systems wird das 52 Meter lange Fahrzeug eine Verdrängung von 250 Tonnen aufweisen und bei Höchstgeschwindigkeit auf eine Reichweite von 1.700 Seemeilen kommen. Nach 42 Tagen ist ein Wartungsintervall vorgesehen. Das USV ist laut Hersteller so ausgelegt, dass es bis zu einem Seegang der Stärke 7 operieren und Stärke 9 überleben kann.

Wie aus gut informierten Kreisen zu vernehmen ist, wurden mit der F125 auch bereits Tests zur U-Boot-Detektion unternommen. Vom Schiff seien Sonix-Bojen zum Einsatz gebracht worden, deren Signale auf der Fregatte empfangen wurden. Wie es heißt, kann die Fregatte in Kombination mit MEKO S-X auch für die Überwachung der sogenannten GIUK-Lücke zwischen Grönland, Island und die britischen Inseln eingesetzt werden. Ein Vorteil für das Schiff dürfte sein, dass es für den ununterbrochenen Auslandseinsatz von bis zu zwei Jahren ausgelegt ist.

Wie es heißt, ist die U-Jagd-Ertüchtigung als Stand-alone-Lösung denkbar. Allerdings könnte auch eine Integration in das Führungs- und Waffeneinsatzsystem (FüWes) der F125 vorgenommen werden, das von der tkMS-Tochter Atlas Elektronik programmiert wurde.

Konzept der F125 als Basis für F127

Das Grunddesign der F125 scheint so modern zu sein, dass tkMS dieses als Basis für die MEKO A-400 AMD genutzt hat. Den Entwurf dieses Schiffes hat der Werftkonzern als Vorschlag für die zukünftige deutsche Luftverteidigungsfregatte F127 eingereicht. Das Schiff ist so ausgelegt, dass es die relativ schweren und weit oben installierten Radare für das AEGIS-Waffensystem – hier kommt das SPY-6 oder das SPY-7 in Frage – mit ihrem hohen Energieverbrauch tragen kann. Der F127-Entwurf ist für hohe Geschwindigkeiten bis 32 Knoten ausgelegt und nach dem Untergang der norwegischen Fregatte Helge Ingstad hinsichtlich der Stabilität noch einmal überarbeitet worden, wie es aus tkMS-Kreisen heißt. Nicht zuletzt wegen des ähnlichen Antriebskonzeptes wie die F125 soll die zukünftige Flugabwehrfregatte auch über gute U-Jagd-Eigenschaften verfügen und mit entsprechenden Sensoren ausgestattet werden. Bei dem auf Messen ausgestellten Modell der Fregatte ist etwa ein Sonardome unterhalb des Rumpfes zu sehen.

Das Schiff soll so modular aufgebaut werden, dass es auch den norwegischen Ansprüchen für ihre zukünftigen Fregatten, deren Schwerpunkt voraussichtlich auf der U-Boot-Jagd liegen wird, genügt. Verteidigungsminister Boris Pistorius hatte bei seinem Besuch in Norwegen vor einigen Monaten mitgeteilt, dass Gespräche zu einer Beschaffung durch die norwegische Marine laufen. Als weiterer möglicher Interessent für das Konzept wird auch Dänemark gehandelt. Langfristig könnte sich thyssenkrupp Marine Systems offenbar auch vorstellen, das Design-Konzept mit einem Partner in den USA für das DDG(X)-Programm zu vermarkten, mit dem die Schiffe der Arleigh-Burke-Klasse ersetzt werden. Allerdings fahren amerikanische Kriegsschiffe mit größerer Besatzung und verfügen über deutlich mehr Zellen ihres Vertical Launch Systems als deutsche Schiffe. Eine Design-Anpassung dürfte deshalb erforderlich sein.

Lars Hoffmann