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Entscheidung zur RALUS/LUNAS bis Jahresende

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Die Schweiz will bis Ende 2019 festlegen, welches der drei im Wettbewerb befindlichen Systeme zur Luftraumüberwachung als Ersatz für das Luftlageverarbeitungs- und Führungssystem RALUS/LUNAS eingeführt wird. Wie das schweizerische Bundesamt für Rüstung (armasuisse) mitteilte, soll die Evaluierung mit einer Typenwahl gegen Ende dieses Jahres abgeschlossen werden. Im kommenden Jahre werde diese dem Parlament zur Genehmigung zugeleitet.

Bis Ende Dezember vergangenen Jahres hatte armasuisse auf dem Militärflugplatz Dübendorf die drei Systeme der Hersteller Thales (Frankreich), Saab (Schweden) und Raytheon (USA) getestet. Dabei sollten laut Beschaffungsamt die Funktionalität des Flugwegrechners sowie Fähigkeiten zur Führung des zivilen und militärischen Flugverkehrs erprobt werden.  RALUS steht für Radar Luftlage-System, welches die Daten zusammenfasst und das aktuelle Luftlagebild erstellt.  LUNAS-EZ ist die Abkürzung für Luftlage-Nachrichtensystem-Einsatzzentrale, in der alle Daten abgebildet werden.  RALUS und LUNAS sind Bestandteile des Luftraumüberwachungs- und Führungssystems FLORAKO. FLORAKO wiederum dient dazu, zivile und militärische Flugobjekte zu erkennen und die Einsätze der Luftwaffe, inklusive bodengestützte Luftverteidigung, zu führen. Weitere Elemente von FLORAKO sind unter anderem Radarsensoren (FLORES) sowie ein Datenlink zur Kommunikation mit den Kampfflugzeugen.

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Die Modernisierung von FLORAKO ist Teil des Programms Air2030 mit dem neue Kampfflugzeuge und eine bodengestützte Luftverteidigung großer Reichweite für die Schweiz beschafft werden soll. Allerdings stehen für FLORAKO Mittel außerhalb der für Air2030 reservierten 8 Mrd CHF zur Verfügung. So sind laut einem Papier der Schweizer Armee vom September für RALUS/LUNAS 150 Mio CHF ab dem Jahr 2020 vorgesehen. Ein Sprecher der armasuisse hat diese Zahl jedoch nicht bestätigt.

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Passiv-Sensoren werden eingebunden

Bei der Modernisierung ihres Luftlagebildes will die Schweizer Armee offenbar auch modernste technische Entwicklungen berücksichtigen: So sollen laut armasuisse in Zukunft bei RALUS bereits passive Sensoren – wie entsprechende Radare und die so genannte Signal Intelligence – eingebunden werden.

Zum Thema Passivradare hat der Forschungsbereich der armasuisse in den vergangenen Jahren Grundlagenarbeit mittels Simulationen, Messungen und Tests geleistet. Laut einem Papier des Beschaffungsamtes weisen Passivradare bereits eine hohe Technologiereife auf, so dass einem operationellen Einsatz prinzipiell nichts mehr im Wege steht.

„Beispielweise zeigt das Passivradargerät im  Gegensatz zu aktiven Systemen gute Eigenschaften zur Detektion von tief fliegenden Flugzielen oder für die Überwachung von Tälern auf“, heißt es in dem Papier weiter.  Bei den tiefen fliegenden Flugzielen dürfte es in erster Linie um Klein- und Kleinstdrohnen gehen, während die Überwachung von Tälern für die Schweiz eine besondere Bedeutung hat. Denn diese liegen  oft im Radarschatten der großen Sensoren. Bislang werden Taleinschnitte unter anderem mit Hilfe des taktischen Fliegerradars 87 – kurz TAFLIR – überwacht. Die Systeme, die ihre Daten direkt in FLORAKO einspeisen, sind jedoch am Ende ihrer Lebensdauer angekommen und sollen eigentlich in den kommenden Jahren ersetzt werden.

Neben Fähigkeiten zur Detektion von Stealth-Flugzeugen besitzen Passivradare überdies den Vorteil, selbst keine Strahlung zu emittieren. Damit sind sie schwer zu entdecken und deutlich weniger exponiert als die fest auf Berggipfeln installierten  schweizerischen Aktiv-Radare. Sollte sich die Schweiz auf die Einbindung von Passiv-Radaren entscheiden, könnte davon womöglich auch die deutsche Firma Hensoldt  profitieren. Hensoldt hatte auf der Luftfahrtmesse ILA im vergangenen Jahr ein nach eigener Aussage fertig entwickeltes Passiv-Radar vorgestellt. Als ein weiterer bedeutender Hersteller von Passiv-Radaren in Europa gilt die tschechische Firma Era, die laut Pressemeldungen bereits Systeme an die NATO geliefert hat.

Neuer Meilenstein bei Kampfflugzeugen erreicht

Im Rahmen des Beschaffungsprogramm Air2030 wurde ein weiterer Meilenstein erreicht. Wie armasuisse schreibt, haben die fünf angefragten Kandidaten am 25. Januar ihre Offerten für neue Kampfflugzeuge dem Beschaffungsamt übergeben. Dafür mussten rund 2.000 Fragen beantwortet werden.  Mit der Übergabe der Offerten startet nun die Phase der Analyse und Erprobung.

Weiter im Rennen sind laut Mitteilung Eurofighter (Airbus, Deutschland), F/A-18 Super Hornet (Boeing, USA), Rafale (Dassault, Frankreich), F-35A (Lockheed-Martin, USA) und Gripen E (Saab, Schweden). Von Februar bis März 2019 sollen die Spezialisten der armasuisse und der Luftwaffe die Flugzeuge in den jeweiligen Simulatoren erproben. Diese Aktivitäten finden laut Mitteilung bei den Kandidaten statt und laufen parallel zu so genannten Produkt-Support-Audits.

In diesen Audits sollen die Luftwaffen der Herstellerländer aufzeigen, wie die Flugzeuge betrieben und instandgehalten werden und wie die Ausbildung erfolgt. Im Anschluss erfolgt die Auswertung der Antworten auf den Fragenkatalog, den die Hersteller in der ersten Offerte ausfüllen mussten.

Parallel dazu werden die Kampfflugzeuge zwischen April und Juli 2019 auf dem Flugplatz Payerne einer Flug- und Bodenerprobung unterzogen. Die Erkenntnisse aus der Analyse- und Erprobungs-Phase werden dann für jeden Kandidaten separat zusammengefasst. Diese Fachberichte seien die Grundlage für einen umfassenden Vergleich zwischen den Kandidaten, der im zweiten Halbjahr 2020 durchgeführt werden soll, wobei auch die erforderliche Flottengröße für jeden Flugzeugtyp zu bestimmen ist.

armasuisse werde nach gegenwärtigem Zeitplan auf dieser Grundlage eine zweite Offertanfrage erstellen und den Kandidaten übergeben. Mit den Erkenntnissen aus der zweiten Offerte wird armasuisse nach eigenen Angaben die Kandidaten auf Basis der Fachberichte miteinander vergleichen und den Gesamtnutzen pro Kandidat ermitteln. Dann werde der Evaluationsbericht erarbeitet, in dem der jeweilige Gesamtnutzen den Beschaffungs- und Betriebskosten für 30 Jahre gegenübergestellt wird. Die Auswahl eines Flugzeugmusters erfolgt danach durch den Bundesrat.
lah/28.1.2018