Das britische Verteidigungsministerium hat die Entwicklung von Laserwaffen deutlich später als die Bundeswehr begonnen. Dennoch wird es Deutschland bei der operationellen Nutzung aller Voraussicht nach bald überholen. So kündigte der britische Verteidigungsminister John Healey Anfang des Monats an, binnen zwei Jahren das Laserwaffensystem DragonFire auf die Zerstörer der Royal Navy zur bringen und in Betrieb zu nehmen. Im Jahr darauf solle die British Army bei der Nutzung folgen. Der Minister versprach Investitionen von rund einer Milliarde britische Pfund in Lasersysteme. DragonFire werde das erste Hochenergie-Laserwaffensystem sein, das bei einer europäischen Nation eingesetzt werde, heißt es dazu in einer Mitteilung der britischen Regierung. Der erste Type-45-Zerstörer werde damit im Jahr 2027 ausgestattet.
Im Rahmen der Strategic Defence Review (SDR) will Großbritannien neben den Mitteln für Directed Energy Weapons, darunter DragonFire, vier Milliarden Pfund in autonome Systeme investieren, um das Land zu einem Innovationsführer in der NATO zu machen.
Ein Demonstrator von DragonFire war erstmals 2017 auf der Rüstungsmesse DSEI in London vorgestellt worden. Entwickelt wird die Laserwaffe in einem Konsortium unter Führung von MBDA UK. Zu diesem Zeitpunkt hatten die beiden deutschen Entwickler von militärischen Lasersystemen, MBDA Deutschland und Rheinmetall, bereits praxisnahe Erprobungen mit ihren jeweiligen Lasern absolviert. So testete Rheinmetall nach eigenen Angaben bereits 2016 einen Hochenergielaser (HEL)-Effektor der 10-Kilowatt-Klasse auf einem Schiff der Deutschen Marine auf hoher See. Der damaligen Mitteilung zufolge umfasste das Testprogramm Trackingversuche potenzieller Ziele, etwa von Unmanned Aerial Vehicles (UAVs) und Kleinstfahrzeugen auf hoher See.
MBDA Deutschland stellte 2016 zur Luftfahrt-Messe ILA einen neuen 360-Grad-Lasereffektor vor und hatte zu dem Zeitpunkt nach eigenen Angaben bereits seit mehreren Jahren an Lasereffektoren gearbeitet und diese in mehreren Versuchen unter anderem gegen Flugziele wie Granaten und Drohnen erfolgreich getestet.
Während das britische Verteidigungsministerium die Technologieentwicklung forciert und eine Laserwaffe bereits 2027 in den operativen Einsatz bringen will, scheint sich das BMVg trotz der steigenden Bedrohung durch Drohnen mehr Zeit nehmen zu wollen.
Wie MBDA Deutschland auf Nachfrage mitteilte, wurden im Mai 2023 auf der Fregatte Sachsen erfolgreiche Tests mit dem deutschen Laser-Marinedemonstrator durchgeführt und die Technologiereife belegt. „Der öAG betont die Notwendigkeit einer Erstbefähigung bis 2029, zur Sicherstellung der Fähigkeit in diesem Zeitrahmen ist ein pragmatisches und schnelles Vorgehen von Auftraggeber und Industrie nötig“, heißt es weiter. Die im vergangenen Jahr geschlossene Kooperationsvereinbarung zwischen MBDA und Rheinmetall unterstreiche die Absicht der engen Kooperation im Bereich Laserwaffen, so MBDA Deutschland abschließend.
Im September 2024 hatten Rheinmetall und MBDA Deutschland angekündigt, ihre Zusammenarbeit im Laserwaffenbereich fortzuführen und ein gemeinsames maritimes Produkt auf den Markt zu bringen, das insbesondere in der Drohnenabwehr von Schiffen neue Möglichkeiten eröffnen soll. Im Januar wurde dann bekannt, dass beide Firmen ein Gemeinschaftsunternehmen beim Bundeskartellamt angemeldet hatten, das in die Kategorie „Hochenergielaser für Wirkmittel und Waffen zur präzisen Zielerfassung“ eingeordnet wird und bereits im Dezember die Freigabe erhalten hatte.
Lars Hoffmann