Das Verteidigungsministerium will mit einem sogenannten Rechenzentrumsverbund (RzV) einen komplett neuen IT-Verbund an modernen, erweiterbaren und standardisierten Rechenzentren unter Beachtung von Vorgaben der militärischen Sicherheit und Informationssicherheit errichten und betrieben. Wie das Bundeswehr-Beschaffungsamt BAAINBw in einer Mitteilung schreibt, hat es dazu gestern einen entsprechenden Vertrag mit der Inhousegesellschaft BWI GmbH geschlossen. Damit stelle sich das Verteidigungsministerium mit modernster Cloud-Technologie zukunftsfähig auf und sichere kritische IT-Infrastrukturen ab.
Im Rahmen des Vertrages wurde neben der Beschaffung und dem Betrieb der IT-Komponenten dabei auch die Bereitstellung der benötigten Infrastruktur beauftragt. Das Projekt stelle damit den Einstieg in eine dynamische und bedarfsgerechte Bereitstellung von Rechenzentrumskapazitäten dar. Die Rechenzentren werden ein wesentlicher Eckpfeiler der Digitalisierung der Bundeswehr und für die Streitkräfte im Einsatz, wie es heißt.
Kern des RzV ist den Angaben zufolge die Bereitstellung einer cloudbasierten Infrastruktur für den Betrieb der private Cloud Bundeswehr, kurz pCloudBw. Hierdurch werde die zentrale Bereitstellung von IT-Services aus einer standardisierten und cloudbasierten IT-Infrastruktur sowie die Verarbeitung von Daten mit unterschiedlichen Geheimhaltungsgraden unterstützt.
Durch eine verteilte Infrastruktur und der Nutzung von Cloud-Technologien soll eine hohe Resilienz geschaffen, sodass der Betrieb von kritischen IT-Services durchgängig sichergestellt werden kann.
Laut BAAINBw wird die BWI die Rechenzentren mit unterschiedlichen Herstellern betreiben. Für Weiterentwicklungen und Tests werde darüber hinaus eine Test-, Integrations- und Entwicklungsumgebung beschafft. Die Bereitstellung erster Rechenzentrumskapazitäten sei bereits in 2026 vorgesehen, anschließend soll der RzV bis 2030 schrittweise aufwachsen. Das Volumen des Projektes dürfte bei mehr als einer Milliarde Euro liegen.
Verlegefähige Rechenzentren
Im Rahmen der Digitalisierungsstrategie wurde gestern ein zweiter Vertrag für das Projekt „German Mission Network Block 1“ (GMN 1) mit der BWI GmbH geschlossen. Damit erhält die Bundeswehr verlegefähige, modular aufgebaute sowie skalierbare Rechenzentren.
Diese sollen in den Einsatzgebieten multinational interoperable IT-Services zur Verfügung und so die IT-Services aus den stationären Rechenzentren im Inland in die Einsatzgebiete verlängern. Dabei bilden diese Rechenzentren den Planungen zufolge zusammen mit den stationären Basen im Inland eine Einheit. Sie sollen einen verzugslosen Informationsaustausch innerhalb der Teilstreitkräfte und mit NATO-Partnern ermöglichen.
Neben der Bereitstellung der verlegefähigen Rechenzentren beinhaltet der Vertrag mit der BWI deren Anbindung an die stationären Rechenzentren, Test- und Ausbildungsanlagen sowie die Erweiterung der Kapazitäten der stationären Rechenzentren in Deutschland (Basis Inland). Das Projekt wird aus dem Sondervermögen Bundeswehr finanziert und war am Mittwoch durch den Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages gebilligt worden. Die Kosten dürften bei rund 120 Millionen Euro liegen.
GMN 1 stelle einen äußerst wichtigen, systemrelevanten Baustein in der Ende-zu-Ende-Kette dar, die Streitkräfte in einen durchgängig digitalisierten, dem Stand der Technik entsprechenden Systemverbund zu integrieren, schreibt das BAAINBw. Die mit GMN 1 aufzubauende IT-Infrastruktur sei ein Kernstück für die erfolgreiche Durchführung militärischer Operationen der Bundeswehr auf dem digitalisierten Gefechtsfeld.
lah