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Bewegung in der rumänischen Sturmgewehrbeschaffung

Kristóf Nagy

Nach mehreren Jahren Verzögerung könnten die Arbeiten zur Realisierung einer Lizenzfertigung des Beretta-Sturmgewehrs ARX 160 in Rumänien nunmehr im Sommer diesen Jahres ihren ersten Meilenstein erreichen, wie man einer am 12. April bekannt gewordenen Mitteilung des rumänischen Wirtschaftsministers Ştefan Radu Oprea entnehmen kann. Entgegen der ursprünglich vorgesehenen Konstellation soll die Produktion des neuen rumänischen Sturmgewehrs jedoch nicht bei der Romarm-Tochter Uzina Mecanica Plopeni, sondern im Traditionswerk Cugir erfolgen.

Die rumänischen Streitkräfte, aber auch das Innenministerium benötigen seit geraumer Zeit ein NATO-kompatibles Sturmgewehr im Kaliber 5,56 x 45 mm. Das gesamte inländische Marktvolumen wird dabei Beobachtern zufolge auf etwa 200.000 Gewehre geschätzt. Nachdem bis 2017 Versuche, den Bedarf durch eine einheimische Konstruktion aus Cugir zu decken, an technischen und finanziellen Faktoren gescheitert waren, sah sich Rumänien nach einem ausländischen Partner um. Aus den ab 2018 geführten Sondierungsgesprächen mit internationalen Waffenherstellern und dem erklärten Ziel eines Technologietransfers, wurde der Zuschlag final der Beretta Holding erteilt. 2019 teilte der staatliche Rüstungskonzern Romarm mit, dass mit Beretta eine gemeinsame Aktiengesellschaft mit rumänischer Mehrheit entstehen soll. Überraschenderweise wurde das metallverarbeitende Unternehmen Uzina Mecanica Plopeni und nicht das rumänische Handwaffentraditionsunternehmen aus Cugir als Fertigungsstätte ausgewählt. Zudem wurde bekannt, dass für die rumänische Lizenzfertigung die Beretta ARX 160 vorgesehen war.

Bereits bei Bekanntwerden des Joint Ventures äußerten zahlreiche Kenner der rumänischen Rüstungsindustrie ihre Zweifel. Tatsächlich schien das Projekt über mehrere Jahre zu ruhen, wozu neben den zahlreichen Regierungskrisen und Wechseln innerhalb einer kurzen Zeit sicherlich auch die Covid-19-Pandemie beitrug. Erst im Mai 2022 schien das Projekt einen neuen Impuls zu erhalten, als der Vorgänger des aktuellen Wirtschaftsministers Florin Spătaru eine Lanze für das bis dahin deutlich geschrumpfte Handwaffenwerk in Cugir brach und im Lichte des Ukrainekrieges eine Initiative zum Erhalt und Ausbau der Produktionsstätte ankündigte.

Diese Ankündigung scheint mit der Mitteilung des Amtsnachfolgers im Wirtschaftsministerium etwas konkreter zu werden. Demnach ist bereits die Fertigungshalle fertig und das benötigte Personal für die ARX-160-Lizenzfertigung bereit. Dem Minister zufolge soll die zum Technologietransfer gehörende Umschulung des Personals durch Beretta bis August dieses Jahres abgeschlossen werden. Radu Oprea sparte bei seinen Ausführungen nicht mit Kritik. Demnach hätte im Falle einer früheren Einbindung der Werke in Cugir das rumänische Sturmgewehrprogramm bereits früher zügig realisiert werden können. Bezüglich der ebenfalls geplanten Lizenzfertigung der Selbstladepistole APX von Beretta, welche sowohl von den Streitkräften als auch dem Innenministerium erprobt und von letzterer Organisation eingeführt worden war, erhielt die Mitteilung keine Angaben.

Kristóf Nagy

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