Der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages hat gestern grünes Licht für die Beschaffung von über 6.000 neuen Funkgeräten des US-Herstellers L3Harris inklusive Zubehör im Wert von 351,4 Millionen Euro gegeben. Wie das Bundesministerium der Verteidigung in einer Mitteilung schreibt, kommen die dafür erforderlichen Mittel aus dem Sondervermögen und dem regulären Verteidigungshaushalt. Erste Funkgeräte sollen bereits in diesem Jahr geliefert werden.
Gut informierten Kreisen zufolge werden insgesamt über 2.900 AN/PRC-117G VHF/UHF- sowie mehr als 3.300 AN/PRC-160 HF-Funkgeräte über ein Regierungsgeschäft mit den USA gekauft. Die dafür notwendige Freigabe der US-Regierung wurde bereits Ende Februar 2024 erteilt, hartpunkt berichtete. Damit wird die Bundeswehr nach den US-Streitkräften zum größten L3Harris-Funkgerätenutzer der Welt.
„Die Funkgeräte werden für den fahrzeugunabhängigen, abgesessenen Einsatz als sogenanntes Manpack mit Rucksack, aber auch für den Einsatz in Fahrzeugen beschafft. Mit PRC-Funkgeräten kann die Truppe flexibel und weitreichend über unterschiedliche Wellenformen, insbesondere im multinationalen Umfeld kommunizieren. Das verbessert auch die Interoperabilität – also die Zusammenarbeit der Streitkräfte unterschiedlicher Nationen“, schreibt das BMVg.
Absicht der Bundeswehr ist es nach Angaben des BMVg, diverse Einheiten mit den US-Funkgeräten auszustatten. Dazu gehören Kräfte der „Luftlandetruppe, Joint Fire Support Teams sowie Spezialkräfte und spezialisierte Truppenteile, die mit verbündeten Truppen kommunizieren müssen. Auch im Zuge des Rüstungsprogramms „Digitalisierung Landbasierte Operationen“ sollen Einheiten der Bundeswehr, im Besonderen bewegliche Befehlsstellen, Gefechtsstandfahrzeuge, mobile Kommunikationsknoten, Spähwagen sowie Führungsfahrzeuge der Sanitätsstaffeln und der Logistik, mit diesen Funkgeräten ausgestattet werden“, heißt es in der Mitteilung des Verteidigungsministeriums.
AN/PRC-117G
Die Bundeswehr verfügt bereits über rund 1.100 Harris-Funkgeräte des Typs AN/PRC-117G im VHF- und UHF-Band für taktischen Sprach- und Datenfunk mit integriertem Kryptomodul, die bereits in vielen Führungs- und Aufklärungsfahrzeugen der Bundeswehr eingerüstet sind.
Das Einkanalfunkgerät AN/PRC-117G bietet NATO SATURN (Second Generation Anti-Jam UHF Radio for NATO) als leistungsfähige und eingeführte (STANAG) Ground-Air-Ground-Wellenform. Im Frequenzbereich von 30MHz bis 2GHz sind zudem unterschiedliche Übertragungsverfahren, wie etwa auch die MANET-Wellenform ANW2C möglich. Zudem ist mit der G-Version des Funkgeräts der Zugriff auf US-Satelliten möglich. Die Type-1-Verschlüsselung erlaubt zudem die sichere Interoperabilität mit US-Luftfahrzeugen, beispielsweise für Luftnahunterstützung (CAS).
AN/PRC-160
Die HF-Funkgeräte AN/PRC-160 werden für eine weitreichende taktische Kommunikation (Beyond-Line-of-Sight), ohne Abstützung auf Satelliten, genutzt. Die Funkgeräte können Sprach- und Datenfunk übertragen und sollen im Rahmen von D-LBO auch in die Fahrzeuge eingerüstet werden. HF-Funk (High Frequency), auch als Kurzwelle bekannt, hat eine geringe Störanfälligkeit und kann unabhängig von Infrastruktur betrieben werden. Im Bereich der Weitbereichskommunikation stellt die Kurzwelle für die Streitkräfte eine Alternative bzw. Redundanz zur Satellitenkommunikation dar, wenn diese gestört oder nicht nutzbar ist.
Das AN/PRC-160 wiegt rund vier Kilogramm (ohne Batterien) und kann plattformgebunden oder als Manpack abgesessen genutzt werden. Mit dem SDR-Kurzwellenfunkgerät lassen sich Datenübertragungsraten für Sprache, Daten und Texte von bis zu 120kb/s erreichen. Zudem bietet das AN/PRC-160 volle Interoperabilität mit dem 117G. „Die VHF-Multibandfähigkeit oder der Anschluss über die Netzwerkschnittstelle macht das Funkgerät zudem voll interoperabel mit PRC-117G, das ebenfalls bei der Bundeswehr in Nutzung ist. Das AN/PRC-160(V)DE-1 kann durch die direkte Kopplung über die Netzwerkschnittstelle mit dem AN/PRC-117G um eine erweiterte Funkstelle ausgebaut werden“, heißt es dazu in einem Bundeswehrbeitrag aus dem Herbst 2023, der die Einführung des Funkgerätes in die Division Schnelle Kräfte behandelt.
Waldemar Geiger