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LuWES: Unternehmen zeigen bei Live-Demo elektromagnetischen Kampf aus der Luft

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Bei dem vom Bundeswehr-Beschaffungsamt BAAINBw und acht deutschen Unternehmen verfolgen Projekt mit der Bezeichnung „Luftgestützte Wirkung im Elektromagnetischen Spektrum“ – kurz LuWES – ist am vergangenen Donnerstag ein weiterer Meilenstein erreicht worden. Wie hartpunkt erfahren hat, haben Airbus, bKEC, HENSOLDT, IBM, MBDA, PLATH, Rohde & Schwarz und Schönhofer zum ersten Mal in Deutschland bei einer Live-Demo gezeigt, wie Militärflugzeuge mit Hilfe elektromagnetischer Störmaßnahmen ungehindert Einsätze in einem Krisengebiet mit aktiven Luftverteidigungssystemen fliegen können.

In der Live-Flugdemonstration, die in Manching stattfand, simulierte das Team der genannten Unternehmen vor Vertretern der Bundeswehr die Evakuierung deutscher Staatsbürger aus einem Krisengebiet, das mit einer flächendeckenden Flugabwehr bestückt ist.

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Zum Einsatz kamen ein Pilatus-PC-12-Turboprop-Flugzeug, ein simulierter Airbus-A400M-Militärtransporter, ein SHARCS-Technologieträger, der als unbemannter Remote Carrier diente, sowie ein SA-8-Flugabwehrraketensystem, das die gegnerische Luftverteidigung darstellte.

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In dem Szenario war die PC-12 mit einem elektromagnetischen Überwachungs- und Störsystem ausgestattet. Sie fungierte als sogenannter Stand-off-Jammer. Dieser Stand-off-Jammer klärte das SA-8-System aus sicherer Entfernung auf, klassifizierte und störte es mit elektromagnetischen Gegenmaßnahmen, wodurch es kampfunfähig gemacht wurde. Ohne funktionierende gegnerische Flugabwehr konnte eine simulierte A400M unerkannt in das Krisengebiet einfliegen, landen und die Staatsbürger evakuieren.

Der mit einem Stand-In-Jammer ausgerüstete Remote Carrier SHARCS unterstützte die Operation, indem er zeitgleich Kommunikation unterdrückte und so eine Reaktion der gegnerischen Streitkräfte verzögerte. Die verzugslose Kommunikation der eigenen Streitkräfte, der Austausch von Aufklärungs- und Wirkungsdaten sowie die Verarbeitung und KI-gestützte Analyse der Daten erfolgte bei der Live-Demonstration in einer sicheren Cloud. Stand-in-Jammer sollen  direkt in den Wirkraum des Gegners eindringen und in der Nähe des Ziels wirken. Eine Rückkehr ist nicht unbedingt vorgesehen.

Die Unternehmen haben mit der Demonstration gezeigt, wie Kräfte des elektromagnetischen Kampfes (EK) agieren und eigene und befreundete Streitkräfte bei Einsätzen schützen können. Da EK ohne Munition und nicht-kinetisch wirkt, entstehen keine sichtbaren Schäden.

Die in der Demonstration dargestellte Fähigkeit ist ein wesentlicher Baustein des LuWES- Projektes, in dem die Bundeswehr EK-Fähigkeiten aufbaut. Die acht beteiligten Unternehmen arbeiten an der Entwicklung der benötigten Technologien. Unter dem Motto „EK made in Germany for Germany“ wollen sie den deutschen Luftstreitkräften den souveränen Einsatz entsprechender Fähigkeiten ermöglichen. Nach der Demonstration am Donnerstag sollen im nächsten Schritt die einzelnen LuWES-Bestandteile weiterentwickelt werden.

LuWES soll den Vortstellungen der Unternehmen und des BAAINBw zufolge ein “System of Systems” bilden, das aus komplementären und modularen Teilsystemen besteht und Streitkräften elektromagnetischen Schutz aus der Luft bietet. Der Stand-off-Jammer wirkt aus großer Entfernung und ermöglicht es, feindliche Radar- und Kommunikationssysteme außerhalb ihrer direkten Reichweite gezielt zu stören. Das schützt nicht nur die eigenen Kräfte, sondern erhöht auch ihre Effektivität, da die gegnerische Sensorik bereits vor dem Eindringen in ihren Wirkbereich unterdrückt wird. Es ist allerdings noch nicht abschließend geklärt, welche Plattform für den Stand-off-Jammer verwendet wird. Während zunächst der über erhebliche Leistungsreserven verfügende Airbus A400M gesetzt schien, hat die Luftwaffe den Wunsch nach einer anderen Plattform geäußert.

Escort-Jammer operieren an der Seite bemannter Einsatzplattformen. Sie schützen beispielsweise Kampfflugzeuge aktiv im feindlichen Gebiet, indem gegnerische Radar- und Raketensysteme kontinuierlich gestört werden.  Welches Flugzeugmuster als Escort-Jammer im Rahmen von LuWES ausgewählt wird, scheint noch unklar zu sein. Potenziell kommt der Eurofighter dafür in Frage. Die technische Ausstattung dafür könnte HENSOLDT mit Kalaetron Attack liefern.

Das System ist sowohl für elektronische Unterstützungsmaßnahmen (ESM) – die Bedrohungen passiv erkennt und identifiziert – als auch  ECM-Anwendungen (Electronic Countermeasure) geeignet. Laut Hersteller ist Kalaetron Attack auf Basis von KI in der Lage, mehrere Ziele gleichzeitig zu identifizieren und zu bekämpfen. Das System wurde bereits im Flug getestet.
lah