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Dänischer Streitkräftechef empfiehlt den Verzicht auf die Modernisierung der aktuellen Luftverteidigungsfregatten

Thomas Lauge Nielsen

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Der dänische Streitkräftechef, General Michael Hyldgaard, hat einem Bericht der dänischen Zeitung „DR News“ zufolge dem Verteidigungsministerium und den politischen Vertragspartnern des Verteidigungsabkommens empfohlen, die laufende Reparatur und die geplante Modernisierung der Luftverteidigungsfregatten der „Iver Huitfeldt“-Klasse der dänischen Marine aufzugeben.

Die Kontroverse um die Empfehlung rührt daher, dass alle drei Schiffe der „Iver Huitfeldt“-Klasse – die „Iver Huitfeldt“, die „Peter Willemoes“ und die „Niels Juel“ – die modernsten und – zumindest theoretisch – leistungsfähigsten Schiffe der dänischen Marine sind. Alle drei Schiffe sind im Wesentlichen identisch, haben eine Länge von 138 m, eine Verdrängung von 6.600 Tonnen und eine Reichweite von etwa 9.000 Seemeilen. Die Schiffe sind als Luftverteidigungsfregatten klassifiziert und mit zwei OTO Melara 76-mm-Kanonen, einem 35 mm Oerlikon-Millennium-Nahbereichsverteidigungssystem sowie insgesamt 44 vertikalen Startzellen für RIM-66 SM-2 und RIM-162 Evolved Sea Sparrow (ESSM) Boden-Luft-Flugkörpern bewaffnet. Ergänzt werden diese Waffen durch Harpoon-Schiffsabwehrflugkörper und MU90-U-Boot-Torpedos. Die Fregatten verfügen auch über eine Einrichtung für die Aufnahme eines Mehrzweckhubschraubers Sikorsky MH-60R.

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Die Empfehlung des dänischen Chief of Defence, diese scheinbar fähigen Schiffe aufzugeben, basiert dem Medienbericht zufolge auf drei Gründen:

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  • Zum einen kam es am 9. März 2024 während eines Einsatzes im Roten Meer zu mehreren schwerwiegenden Ausfällen der Flugabwehrsysteme der Iver Huitfeldt, darunter ein Softwarefehler im Flugkörperfeuerleitsystem, der die SM-2- und ESSM-Flugkörper der Fregatte für rund 30 Minuten außer Gefecht setzte, hartpunkt berichtete. Dem Vernehmen nach versuchen technische Experten seit über einem Jahr, die Fehler zu beheben und zu reparieren, jedoch ohne entscheidenden Erfolg. Es ist wichtig, darauf hinzuweisen, dass die fraglichen Fehler alle drei Schiffe der Klasse betreffen, da ihre Waffen-, Feuerleit- und Sensorsysteme identisch sind. Obwohl die Fregatten weiterhin an Ausbildungs- und Patrouilleneinsätzen teilgenommen haben, haben die Probleme mit den Waffensystemen die Fähigkeit der dänischen Marine, einen Beitrag zu den ständigen Seestreitkräften der NATO zu leisten, erheblich beeinträchtigt.
  • Zweitens stehen die Fregatten zusätzlich zu den laufenden Reparaturen vor einer umfassenden Modernisierung ihrer Sensoren und ihres Feuerleitsystems, deren Kosten auf mehrere Milliarden Dänische Kronen (mehrere hundert Millionen Euro) geschätzt werden.
  • Und schließlich ist die Beschaffung neuer Luftverteidigungsfregatten als Ersatz oder Ergänzung der Iver Huitfeldt-Klasse bereits als Teil der zweiten Phase des dänischen „Flottenplans“ vorgesehen, wie hartpunkt berichtete. Die endgültige Festlegung und Einigung über Phase 2 des Plans wird in Kürze erwartet.

Vor diesem Hintergrund hat der Chef der dänischen Streitkräfte empfohlen, die geplante Modernisierung der Iver-Huitfeldt-Klasse aufzugeben und sich stattdessen auf die schnelle Beschaffung und Indienststellung einer neuen Klasse von Luftverteidigungsfregatten zu konzentrieren, die auf die neue Sicherheitslage Dänemarks und der NATO zugeschnitten und mit modernen Sensoren und Waffensystemen ausgestattet ist.

Allerdings sollten die Schiffe der Iver-Huitfeldt-Klasse auch nach der Empfehlung des obersten Soldaten der däniechen Streitkräfte nicht ausgemustert oder verkauft, sondern umgewidmet werden. Insbesondere sollten die Sensor- und Waffenkapazitäten der Schiffe reduziert und sie zu Langstrecken-Patrouillenschiffen umfunktioniert werden, um die kleineren Patrouillenschiffe der Diana-Klasse der dänischen Marine mit geringerer Reichweite zu ergänzen. Letztere sind derzeit kaum in der Lage, ihre Aufgaben als Patrouillen-, Fischereikontroll-, Such- und Rettungsschiffe zu erfüllen.

Der letzte Teil der Empfehlung betrifft die beiden Fregatten der Absalon-Klasse, die derzeit im Dienst der dänischen Marine stehen. Diese sollten nach Ansicht von Hyldgaard weiterhin in der ihnen zugewiesenen Rolle als U-Boot-Abwehr-Fregatten eingesetzt werden.

Carsten Bach, verteidigungspolitischer Sprecher der Liberalen Allianz, erklärte in diesem Zusammenhang, die Beschaffung neuer Fregatten sei eine Priorität, da die Schiffe der Iver-Huitfeldt-Klasse offensichtlich nicht einsatzbereit seien. Auf die Frage, ob die neuen Fregatten in Dänemark gebaut werden sollten, antwortete Bach, dass die nationale Versorgungssicherheit zwar wichtig sei, Dänemark aber so schnell wie möglich einsatzfähige Fregatten benötige. Auch wenn dies nicht ausdrücklich gesagt wurde, könnte man daher annehmen, dass der Schwerpunkt eher auf Geschwindigkeit als auf nationaler Produktion liegt.

Es sollte jedoch betont werden, dass die zweite Phase des dänischen Flottenplans noch vereinbart werden muss, so dass es abzuwarten bleibt, ob die Empfehlung des Streitkräftechefs befolgt wird.

Thomas Lauge Nielsen