Der bislang noch zum Essener thyssenkrupp-Konzern gehörende Werftkonzern thyssenkrupp Marine Systems hat sich mit Blick auf die in diesem Jahr angestrebte Abspaltung einen neuen Markenamen gegeben: TKMS. Das neue Branding wurde heute im Rahmen einer Veranstaltung auf dem Werftgelände in Kiel mit mehr als 2.000 Mitarbeitenden und Gästen offiziell eingeführt. Das Unternehmen knüpft damit an die bisher genutzte Abkürzung tkMS an, die bereits weltweit bekannt ist. Das Rebranding der TKMS-Standorte soll schrittweise erfolgen, mit dem Start an den Standorten in Kiel und Bremen. Bei den Produkten bleiben die Bezeichnungen erhalten: U-Boote der HDW-Klasse und Fregatten der MEKO-Klasse.
Nach Aussage von TKMS-CEO Oliver Burkhard unterstützt der neue Markenauftritt sein Unternehmen dabei, noch stärker als selbständigeres Unternehmen wahrgenommen zu werden. Wie er heute vor Journalisten in Kiel erläuterte, ist der Abspaltung von TKMS vom Mutterkonzern in diesem Jahr vorgesehen. Danach werde thyssenkrupp nach augenblicklicher Planung voraussichtlich 51 Prozent der Anteile halten, der Rest werde an der Börse gehandelt. Ein ähnliches Vorgehen habe man bereits mit der tk-Tochter Nucera durchgespielt. Für die Abspaltung sind definierte Prozessschritte erforderlich. „In diesem Sommer wird es eine Hauptversammlung geben“, sagte Burkhard. Das Listung werde dann voraussichtlich im Herbst erfolgen. Der TKMS-CEO nannte eine Staatsbeteiligung an seinem Unternehmen als wünschenswert, allerdings nicht erforderlich.
Burghard betonte, dass sein Unternehmen mit der Bestellung von vier weiteren U-Booten der Klasse 212 CD durch das BMVg im vergangenen Jahr, der Order für den Eisbrecher Polarstern, dem Auftrag zur Fertigentwicklung des Luftverteidigungssystems IDAS und der möglichen Bestellung von Fregatten der Klasse 127 gute Zukunftsperspektiven habe. Eine finale Entscheidung für die F 127 erwartet er im kommenden Jahr. Gut informierten Kreisen zufolge soll die Zeichnung der sogenannten Auswahlentscheidung für die F 127 seit Wochen unmittelbar bevorstehen. Eine Produktsetzung hinsichtlich des Radars ist offenbar bereits erfolgt. Letztere hätte langfristige Auswirkungen auf die spätere Integration von europäischen Waffensystemen in die Fregatte und wurde unter der Ägide von Rüstungsstaatssekretär Benedikt Zimmer getroffen, dessen Aufgaben in Kürze von Jens Plötner übernommen werden. Laut BMVg verfügt Plötner aus seiner Zeit als sicherheitspolitischer Berater von Bundeskanzler Scholz bereits über umfassende Kenntnisse der großen internationalen Rüstungsprojekte Deutschlands. Bei der Beschaffung der F 127, für die eine zweistellige Milliardensumme vorgesehen ist, dürfte es sich um das größte einzelne Rüstungsprojekt der Bundeswehr handeln, bei dem ein großer Teil der Mittel für den Kauf von Hard- und Software in die USA fließen würden.
Wie Burkhard bei seiner Rede vor Journalisten weiter ausführte, rechnet er mit der Bestellung von zwei weiteren U-Booten der Klasse 212 CD durch Norwegen. Die wichtigste Kampagne für die Gewinnung weiterer Kunden für diese Bootsklasse laufe gegenwärtig in Kanada. Dort bestehe ein Bedarf von sieben bis elf Booten, sagte der TKMS-CEO, der noch vergangene Woche in dem nordamerikanischen Land war. TKMS hat sich dazu entschieden, in Ottawa ein Vertriebsbüro einzurichten. Der größte Konkurrent in dem Wettbewerb komme mit Hanwha aus Korea, sagte Burkhard. Mit den arktistauglichen U212 CD habe sein Unternehmen jedoch das überzeugendere Angebot.
Gegenwärtig befindet sich TKMS auch in der Endausscheidung zum Bau von neuen Fregatten in Australien. Man sei bereit, eine echte Partnerschaft mit Australien und der Industrie des Landes einzugehen, die Jahrzehnte umfasse, betonte Burkhard.
Nach Angaben des Werftkonzerns soll der kurze, prägnante Name TKMS für sich selbst stehen. Damit werde aus einer intern wie extern etablierten Abkürzung jetzt ein eigenständiger Unternehmensname und Markenauftritt. Das neue Farbspektrum leitet sich ab aus den Farben der U-Boote (schwarz, anthrazit), den Farben der Überwasserschiffe (grau) sowie aus Dienstgradabzeichen der Marineuniformen und der Stahlproduktion (gelb). Damit unterscheide sich der neue Markenauftritt von TKMS deutlich vom bisherigeren blauen Farbschema, das in der maritimen Verteidigungsindustrie weit verbreitet sei.
Das Überwasser- und das Unterwassergeschäft, die Elektronik- und Software-Lösungen von ATLAS ELEKTRONIK sowie der zivile Bereich NXTGEN sind der Dachmarke TKMS im Sinne eines gemeinsamen Markenauftritts untergeordnet.
Lars Hoffmann