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Spike LR2 – litauische Vilkas-Radschützenpanzer erhalten Panzerabwehrfähigkeit

Waldemar Geiger

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Die Bewaffnung der litauischen Radschützenpanzer Vilkas (Eiserner Wolf) mit einer leistungsstarken Panzerabwehrfähigkeit hat einen wichtigen Meilenstein erzielt. Wie aus einer Mitteilung der europäischen Rüstungsbeschaffungsagentur OCCAR vom 15. Mai hervorgeht, hat Litauen die OCCAR um Unterstützung bei der Integration der Spike-LR2- Panzerabwehrlenkflugkörper in das Boxer-System gebeten.

Wie die OCCAR weiter schreibt, wurde dies in der vergangenen Woche auf dem Übungsgelände in Pabradė, Litauen, in einem Live-Fire-Test erfolgreich überprüft. Dabei wurden der Mitteilung zufolge sowohl Spike-LR- als auch LR2-Flugkjörper erfolgreich verschossen. Die Integration der Spike-LR2-Panzerabwehrfähigkeit stellt laut OCCAR „eine erhebliche Verbesserung der Gesamtfähigkeit des Boxer dar, da sie eine wirksame Bekämpfung von Panzern, stark gepanzerten Fahrzeugen und anderen Zielen ermöglicht und somit den litauischen Streitkräften eine bessere taktische Flexibilität zur Anpassung an verschiedene Gefechtsbedingungen bietet“.

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Der von Rheinmetall und Krauss-Maffei Wegmann (ARTEC-Konsortium) hergestellte Boxer-Vilkas-Schützenpanzer entstand auf Grundlage eines Forderungskatalogs der litauischen Streitkräfte. Die Bewaffnung besteht aus einer von Orbital gefertigten 30mm-Kanone vom Typ Bushmaster MK-44S und dem Panzerabwehrlenkflugkörper Rafael Spike LR in einem unbemannten Turm vom Typ Samson Mk II des gleichen Herstellers. Die Maschinenkanone ist geeignet, die von Orbital gefertigte tempierbare 30mm MK310 Programmable Air Bursting Munition zu verschießen, wodurch der Detonationspunkt über dem Ziel, bei Einschlag oder verzögert danach erfolgen kann.

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In einem ersten Los bestellten die litauischen Streitkräfte 2016 insgesamt 89 der Vilkas-Radschützenpanzer über die OCCAR. Die ersten Fahrzeuge wurden ab 2019 ausgeliefert, die letzten Systeme wurden Ende 2023 an Litauen übergeben. Zudem hat Litauen im Mai 2023 angekündigt, 120 dieser Radschützenpanzer bestellen zu wollen, eine Beschaffung ist aber bis heute nicht erfolgt.

Die Spike-L2-Variante des Panzerabwehrlenkflugkörpers ist eine Weiterentwicklung des LR1. Hersteller und Lieferant für Litauen ist die im fränkischen Röthenbach ansässige EuroSpike GmbH – ein Joint Venture von Rafael Advanced Defense Systems (20 Prozent), Diehl Defence (40 Prozent) und Rheinmetall Electronics (40 Prozent).

Der LR2-Flugkörper wiegt 13 kg, ist 1,2 Meter lang und hat einen Durchmesser von 13 cm. Nach Angaben des Herstellers verfügt der Spike LR2 über einen leistungsstarken Tandem-HEAT-Gefechtskopf, der alle heutigen Panzer und Fahrzeuge vernichten kann. Es wird aber auch eine Variante mit einem Mehrzweckgefechtskopf angeboten, welche von der Bundeswehr jedoch bis dato nicht beschafft wurde.

Weitere Vorteile des LR2-Lenkflugkörpers gegenüber der Version LR1 sind unter anderem:

  • Reichweitensteigerung von 4.000 Meter auf bis zu 5.500 Meter.
  • Verbesserte Steuerung und die Möglichkeit einer höheren Flugbahn, die einen steileren Endanflugwinkel von bis zu 70 Grad erlaubt. Dies ermöglicht eine bessere Wirkung hinter Deckungen sowie die Ausnutzung von Schwachstellen in der Panzerung des Zieles.
  • Verbesserte Optronik des Flugkörpers mit einer besseren Auflösung für den Schützen und der Möglichkeit, den Suchkopfsensor auch im Flug in den Modi visual/infrarot zu wechseln.
  • Nutzung eines ungekühlten IR-Suchers. In der Version LR1 muss der IR-Sucher mittels einer Gaspatrone gekühlt werden. Einmal aktiviert, steht die Funktion für eine weitere Aktivierung nicht mehr zur Verfügung, bis die Gaspatrone getauscht wird. Der Lenkflugkörper kann somit nur noch im Visual-Modus genutzt werden, bis eine neue Patrone eingesetzt wird.

Waldemar Geiger