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AGM auf ASCOD – GDELS und KDNS stellen Artilleriesystem Nemesis vor

Waldemar Geiger

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Der europäische Rüstungskonzern General Dynamics European Land Systems (GDELS) hat heute im Rahmen der spanischen Rüstungsmesse FEINDEF 2025 zusammen mit seinem Industriepartner KNDS Deutschland das Artilleriesysteme Nemesis vorgestellt.

GDELS sieht Nemesis als eine potenzielle Ersatzlösung für ältere Artilleriesysteme wie beispielsweise die Panzerhaubitzen vom Typ M109, die derzeit unter anderem im spanischen Heer im Einsatz ist. Bei Nemesis handelt es sich um das vollautomatisierte 155mm-Rohrartilleriesystem „Artillerie Gun Module“ (AGM) von KNDS integriert auf der GDELS-Kettenplattform ASCOD. Mit dem Donar haben die beiden Unternehmen bereits 2008 ein Vorläufer-Konzept vorgestellt. Seitdem wurde der westgermanische Donnergott (Donar) zur griechischen Göttin des Gerechten Zorn (Nemesis) weiterentwickelt.

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Nach Angaben von GDELS kann Nemesis von einer zweiköpfigen Besatzung bedient werden. Gleichwohl bietet die „ergonomisch optimierte“ Kabine des ASCOD bei Bedarf auch Platz für ein drittes Besatzungsmitglied. Zudem besteht dem Unternehmen zufolge die Möglichkeit, das Artilleriesystem gänzlich unbemannt zu betreiben. Die Hersteller verweisen zudem darauf, dass das Komplettsystem gänzlich in Europa entwickelt wurde und somit zu einer größeren strategischen Autonomie des Kontinents beiträgt.

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ASCOD

Der Name ASCOD steht für Austrian Spanish Cooperation Development. Der Schützenpanzer ist in Österreich unter der Bezeichnung Ulan und in Spanien unter dem Name Pizarro seit 2001 bzw. 2003 im Dienst. Als weiterer europäischer Nutzer entschied sich Großbritannien für die Plattform und bestellte insgesamt 589 Systeme. Auf Grundlage des ASCOD wurde von General Dynamics UK die Ajax-Aufklärungsfahrzeugfamilie für das britische Future Rapid Effect System Program entwickelt. Zuletzt hat sich Lettland Anfang 2025 für die Beschaffung von 42 ASCOD-Schützenpanzern entschieden.

Für die Nutzung als Artillerieplattform wurde die ASCOD-Plattform seitens GDELS um eine geschützte Kabine erweitert. Der Antrieb der ASCOD-Plattform erfolgt mittels eines 1100-PS-Dieselmotors, je nach Wunsch kann die Plattform mit Stahl- oder Verbundgummiketten ausgestattet werden.

Nemesis soll GDELS zufolge, genauso wie die radgestützten Pendants, über die volle artilleristische Fähigkeitspalette des AGM verfügen. Dazu gehört neben einer 360-Grad-Wirkfähigkeit auch das Führen des Feuerkampfes – in jede Richtung – während der Fahrt. Die Fähigkeit zum Feuern in der Bewegung ist einzigartig auf der Welt und wurde seitens der KNDS-Ingenieure aus der Funktionsweise von Stabilisierungsanlagen, wie sie in Kampf- und Schützenpanzern verwendet werden, abgeleitet. Dabei kalkuliert ein Rechner ständig die aktuelle Lage des Fahrzeuges und des Rohres. Weicht die Rohrrichtung vom errechneten Zielpunkt ab, wird nachgesteuert. Nur wenn die Waffe exakt auf das Ziel gerichtet ist, löst der Rechner den Schuss aus.

Artillery Gun Module

Das Artillery Gun Module ist ein in Serienproduktion befindlicher, vollautomatischer Geschützturm mit einer aus der Panzerhaubitze 2000 bekannten 155 mm/L52-Waffenanlage von Rheinmetall. Deutschland hat im Rahmen der militärischen Unterstützungsleistung der Ukraine KNDS mit der Herstellung und Lieferung von 54 RCH 155 Radhaubitzen (AGM auf Boxer) beauftragt. Das erste System dürfte bald in der Ukraine zum Einsatz kommen. Darüber hinaus plant auch die Bundeswehr über 160 dieser Radhaubitzen zu beschaffen, ein diesbezüglicher Vertragsschluss wird noch 2025 erwartet. Zudem hat auch Großbritannien die Absicht bekundet, eine bis dato unbekannte Zahl von RCH 155 beschaffen zu wollen. Mit der Schweiz kommt bald ein weiterer Nutzer des AGM-Systems – jedoch nicht auf dem Boxer, sondern einer 10×10-Piranha-Plattform – hinzu. Insgesamt werden durch die Schweiz 32 dieser Artilleriesysteme beschafft.

Das Geschützmodul wurde von KNDS plattformunabhängig konzipiert. Vorausgesetzt, dass die geforderten Ansprüche des Geschützes in puncto Traglast und Stabilität erfüllt werden, kann das AGM theoretisch auf jede denkbare Plattform integriert werden. Gemäß den Aussagen des Herstellers treten beim AGM Rückstoßkräfte von bis zu 60 Tonnen (höchste Ladung) auf. Diese müssen durch die Plattform aufgenommen werden (auch während der Bewegung), ohne dass das Fahrgestell über Gebühr beansprucht wird oder die Präzision darunter leidet.

Die Feuergeschwindigkeit des AGM beträgt mehr als acht Schuss pro Minute. In das AGM wurde ein vollautomatisches Ladesystem für Geschosse und modulare Treibladungen integriert. Die Zünder werden im Ladevorgang induktiv programmiert, die Waffenanlage elektrisch gerichtet. Die Kampfbeladung besteht aus maximal 30 bezünderten Geschossen und 144 modularen Treibladungen und damit rund 50 Prozent mehr, als es typische, auf LKW basierte und im Einsatz befindliche Artilleriesysteme haben. Der Feuerkampf wird durch einen Feuerleitrechner mit integriertem Ballistikrechner und Datenfunk-Anbindung zu einem Artillerieführungssystem unterstützt, der auf eine hochgenaue Navigationsanlage, mit oder ohne GPS-Unterstützung, zurückgreift. Der Turm kann ohne Fahrzeugabstützung um 360 Grad gedreht werden. Die Elevation des Rohres von -2,5 bis 65 Grad erlaubt den Feuerkampf sowohl auf große Entfernung als auch im direkten Richten auf nahe Ziele.

Waldemar Geiger