Die U.S. Army hat mit dem US-Rüstungskonzern Lockheed Martin eine Rahmenvereinbarung über die Lieferung von Langstreckenartillerieraketen des Typs Precision Strike Missile im Wert von bis zu 4,94 Milliarden US-Dollar geschlossen. Dies geht aus einer Mitteilung des Unternehmens vom 31. März hervor.
Bei der Precision Strike Missile (PrSM) handelt es sich um eine in Einführung befindliche Langstreckenartillerierakete mit einer Reichweite von mehr als 400 km. Die Precision Strike Missile ist ein zukünftiges Wirkmittel der US-Raketenartillerieverbände. Die Rakete soll die MGM-140 Army Tactical Missile System (ATACMS) ersetzen und eine wichtige Rolle für die zukünftige Deep-Strike-Fähigkeit der U.S. Army einnehmen. Bei einer Länge von 4 m hat die PrSM mit einem Durchmesser von 430 mm nur etwa die Hälfte des Durchmessers einer ATACMS-Rakete, sodass ein HIMARS- oder M270A2-MLRS-Trägerfahrzeug die doppelte Anzahl an Raketen mitführen kann. Sie soll nach Erreichen der Anfangsbefähigung vornehmlich gegen statische Landziele – etwa feindliche Truppenkonzentrationen, Flugfelder und logistische Einrichtungen – eingesetzt werden.
Die U.S. Army hat Ende 2023 die ersten PrSM (Increment 1) erhalten und seitdem mehreren Feldversuchen im scharfen Schuss unterzogen. Öffentlich zugänglichen Informationen zufolge (Haushaltsvorschlag der US-Regierung für das Fiskaljahr 2025) haben die US-Streitkräfte im Haushaltsjahr 2023 insgesamt 42 PrSM (Increment 1) für den Preis von 162,9 Millionen US-Dollar beschafft. 2024 wollte man 110 weitere Increment-1-Raketen für insgesamt 384,1 Millionen US-Dollar kaufen. Für 2025 wurde ein Budget in Höhe von 492,6 Millionen US-Dollar für 230 Raketen, ebenfalls Increment 1, hinterlegt.
Parallel soll die Waffe in mehreren Schritten – sogenannten Increments – weiterentwickelt werden. Sowohl der Suchkopf, die Wirkleistung als auch Reichweite sollen dabei sukzessive verbessert werden. Daneben soll die PrSM neben der Bekämpfung von statischen Bodenzielen auch zur Bekämpfung von beweglichen Zielen wie beispielsweise Schiffen befähigt werden.
- Die Raketen des Increment 1 verfügen über eine Trägheitsnavigation sowie ein gegen Störmaßnahmen gehärtetes GPS-Navigationssystem. Die Reichweite soll dem Vernehmen nach bei rund 60 bis 500 Kilometern liegen. Die ballistisch wirkende Rakete soll in der Lage sein, im Zielanflug Hyperschallgeschwindigkeiten zu erreichen.
- Im Zuge des Increment 2 planen die US-Streitkräfte, die PrSM mit einem mit einem passiven RF-Zielsucher sowie Infrarotzielsucher auszustatten. Dieses Multimodus-Zielsuchsystem würde die US-Raketenartillerie zur Bekämpfung feindlicher Radarstellungen sowie Schiffen befähigen. Zudem soll US-Medienberichten zufolge die Reichweite auf bis zu 1.000 km gesteigert werden.
- Die Weiterentwicklung im Rahmen von Increment 3 fokussiert sich auf die Nutzlast der Rakete. Es wird erwartet, dass Raketen dieses Typs sowohl panzerbrechende Submunition sowie Loitering Munition verschießen sollen. Im Gespräch ist offenbar auch ein speziell für die Bekämpfung von gehärteten Strukturen optimierter Gefechtskopf.
- Increment 4 soll sich hingegen mit der Steigerung der Reichweite der PrSM jenseits der 1.000 km beschäftigen, welche ohne nennenswerte Eingriffe in die äußeren Ausmaße der Precision Strike Missile erreicht werden soll. Ein Entwicklungsauftrag für die dafür notwendige Antriebstechnologie wurde seitens der U.S. Army im März 2023 im Rahmen des Forschungsprogramms Long Range Maneuverable Fires an zwei unterschiedliche Parteien vergeben. Neben Lockheed Martin wurde auch ein Konsortium, bestehend aus Raytheon und Northrop Grumman, mit der Entwicklung beauftragt.
- Anfang Dezember 2024 hat die U.S. Army erstmals öffentlich gemacht, dass man Forschungsgelder für ein Increment 5 der PrSM eingeplant hat. Demnach soll ab Oktober 2025 ein entsprechendes Forschungsvorhaben begonnen werden, das den Verschuss der PrSM von einer unbemannten Plattform untersuchen soll. Details zu der potenziellen Leistungsfähigkeit der PrSM-Inc-5 sowie der mögliche Zulauf der Wirkmittel in die Truppe sind bis dato nicht bekannt. Der Verschuss der Raketen von unbemannten Raketenartilleriesystemen soll jedoch die Nutzungsmöglichkeit eines längeren Raketen-Pods mitbringen, da die Notwendigkeit für eine Besatzungskabine entfällt. Dies würde es wiederum ermöglichen, die Länge der PrSM zu vergrößern, was in mehr Reichweite oder mehr Nutzlastvolumen resultieren würde.
Waldemar Geiger