Der Fürther Munitionsproduzent RWS hat auf der Fachmesse Enforce Tac 2025 eine als Urban Drone Defence (UDD) bezeichnete Drohnenabwehrmunition im Kaliber 7,62 x 51 mm gezeigt. Dem Hersteller zufolge sei die Patrone wegen der geringen Hintergrundgefährdung insbesondere für den Einsatz in urbanen und somit dichtbesiedelten Gebieten geeignet.
Mit der UDD bietet RWS nach Angaben des zuständigen Projektleiters Christof Denk gegenüber hartpunkt zufolge eine kosteneffiziente Lösung zum Schutz von ziviler und militärischer Infrastruktur. Dabei handelt es sich um eine besonders ausgeführte, sogenannte Kurzbahnpatrone, wie sie sonst zumeist für die Schießausbildung verwendet wird. Die Patrone mit einem Polymergeschoss wurde vorrangig für fremdangetriebene Maschinengewehre, wie das Dillion MG6 entwickelt und kann laut Denk, einen entsprechenden Wechselverschluss vorausgesetzt, auch aus einer Vielzahl von Selbstladegewehren verschossen werden. Somit ist die Munition sowohl für die militärische als auch polizeiliche Anwendung nutzbar. RWS zufolge kommen zudem gezielt schadstoffreduzierte Komponenten, wie der patentierte SINTOX-Anzündsatz, zum Einsatz, um die Schadstoffbelastung auf ein absolutes Minimum zu reduzieren.
Angeboten wird die Munition mit zwei verschiedenen Geschossgewichten, welche sofort an der Färbung der Patrone zu erkennen ist. Die UDD Light mit blau gefärbtem Polymergeschoss und einem Geschossgewicht von ca. 1,0 g (15 gr) ist Denk zufolge insbesondere für kürzere Distanzen von bis zu 100 m, wie etwa in einem dicht besiedelten Innenstadtbereich, ausgelegt. Auf diese Distanz ist das Bekämpfen von Drohnen (UAS) der Klasse I möglich, so der Projektleiter. Der maximale Gefahrenbereich liegt bei gerade einmal 400 m.
Die gräulich-braun gefärbten UDD Heavy weist ein Geschossgewicht von etwa 3,0 g (46 gr) auf und ist für mittlere Entfernungen von bis zu 300 m und dem Einsatz im vorstädtischen oder ländlichen Bereich gedacht. Hier liegt der Gefahrenbereich bei 1.000 m. Zudem ging Denk darauf ein, dass im Rahmen der Entwicklung eine Vielzahl von Materialien, angefangen von Kunststoffen bis hin zu Carbon und sogar dünnen Stahlblechen beschossen wurden, um die Wirkung auf den teilweise vielfältigen Materialmix aus dem moderne UAS gefertigt werden nachzuweisen. Die Versuche hätten gezeigt, dass gerade im Nahbereich die Polymergeschosse durch die vergleichsweise hohe Auftreffgeschwindigkeit splittern und so im Ziel sogar einer klassischen, aus Metallkomponenten bestehenden Geschossen überlegen sind. Auf dem Messestand war auch eine zukünftige Entwicklung in Form von Leuchtspurgeschossen zu sehen, welche an der roten Geschossspitze zu erkennen sind. Diese sind für den Einsatz ohne optronische Feuerleitung und im Falle der Nutzung einer einfachen Optik zur Zielführung gedacht.
Die RWS UDD reiht sich ein in die wachsende Anzahl von kostengünstigen kinetischen Lösungen zur Drohnenabwehr. Grund hierfür sind unter anderem die sowohl im militärischen Kontext, als auch im polizeilichen Bereich immer häufiger wahrgenommene Limitation von Softkill-Effektoren. Die zunehmende Verbreitung von zumindest teilautonomen unbemannten Systemen, respektive die Steuerung über vollkommen störungsresistente Glasfaserleitungen wird diesen Trend nur noch verstärken.
Kristóf Nagy