Die U.S. Army hat dem US-Hersteller von Drohnen und Loitering Munition AeroVironment einen Zuschlag für die Lieferung von Loitering Munition der Switchblade-Familie im Wert von bis zu 990 Millionen US-Dollar erteilt. Wie aus einer Veröffentlichung auf der Vertragswebsite des Pentagon vom 27. August hervorgeht, sollen die Switchblade-Systeme eine „organische, abstandsfähige Fähigkeit für abgesessene Infanterieformationen bieten, die Panzer, leicht gepanzerte Fahrzeuge, gehärtete Ziele, Ziele in der Deckung sowie Personenziele zerstören können“.
Einer Pressemitteilung von AeroVironment vom 28. August zufolge werden die ersten Systeme voraussichtlich in einigen Monaten an die Army geliefert. Die Vertragsdauer der Rahmenvereinbarung beläuft sich auf fünf Jahre. Aus einem Beitrag des US-Fachmediums The War Zone, in dem ein Sprecher von AeroVironment zitiert wird, soll es sich bei den Systemen um Switchblade 300 und Switchblade 600 handeln.
Switchblade 300
AeroVironment hat mit der Switchblade 300 eine Loitering Munition entwickelt, welche bereits 2011 im Rahmen eines Rapid Fielding Program bei den US-Streitkräften eingeführt wurde. Seitdem wurde das System mit mehreren tausend Stück beauftragt und durch US-Spezialkräfte in Afghanistan, Irak und auch Syrien eingesetzt. Die Switchblade 300 war zudem Teil mehrerer Waffenlieferungen seitens der USA an die Ukraine. Die kinetische Wirkleistung des Systems soll in etwa der einer 40-mm-HE-Granate entsprechen.
Im April 2023 hat das Unternehmen mit der Block 20 eine weiterentwickelte Variante der Loitering Munition vorgestellt. Die Switchblade 300 Block 20 ist laut Hersteller mit einem kompletten Systemgewicht von knapp 4 kg und einer Gesamtlänge von 66 cm inklusive Startgerät in den Abmessungen unverändert geblieben. Auch der Gefechtskopf entspricht laut AeroViroment weiterhin in etwa dem einer 40-mm-Sprenggranate.
Als Leistungssteigerung gibt der Hersteller die Steigerung der Flugzeit um 25 Prozent auf nunmehr 20 Minuten an. Hierdurch wird die taktische Flexibilität der Loitering Munition deutlich erhöht. Die Datenübertragung erfolgt ebenfalls per verschlüsseltem, jedoch in seiner Leistungsfähigkeit verbessertem digitalen Datenlink mit einem intelligenten Frequenzmanagement. Auch das Sensorik-Paket, bestehend aus einem Mehrfachsensor-Bildgebungsgerät (EO/IR), welches einen flexiblen Tag- und Nachtbetrieb erlaubt, wurde in puncto Sichtwinkel und Auflösung optimiert. Die Marschgeschwindigkeit des Wirkmittels ist laut Hersteller weiterhin etwa 100 km/h.
Switchblade 600
Basierend auf der Switchblade 300 entwickelte AeroVironment eine leistungsfähigere Version, welche mit einem aus dem Panzerabwehrlenkflugkörpersystem Javelin bekannten Hohlladungsgefechtskopf ausgestattet ist und sich zur Bekämpfung von gepanzerten Zielen – bis hin zum Kampfpanzer – eignet.
Die Switchblade 600 wiegt laut Herstellerangaben mit Startbehälter 22,7 kg und kann somit von einem Soldaten transportiert werden. Das Layout ist genauso wie bei der deutlichen kleineren Version mit vier Klappflügeln ausgeführt. Zudem ist auch ein Verschuss aus Fahrzeug oder langsam fliegenden Luftfahrzeugen möglich. Von einem Elektromotor angetriebenen hat die Switchblade 600 laut AeroVironment eine Reichweite von 90 km, wobei die maximale Entfernung für eine sichere Telemetrieübertragung mit 40 km und die maximale Flugzeit mit 40 Minuten angegeben wird. Die Daten der kombinierten Tag- und Nachtsichtkamera werden über eine verschlüsselte AES-256-Verbindung an den Bediener übertragen. Um gepanzerte Ziele vernichten zu können, wird die Switchblade 600 aus einem günstigen Winkel von oben gegen die relativ schwache Dachpanzerung herangeführt. Der Hohlladungsgefechtskopf wird in der Schlussphase von einem Abstandssensor in der idealen Entfernung ausgelöst.
Waldemar Geiger