Russland sucht Abwehr gegen FPV-Drohnen mit Lichtwellenleitern

Kristóf Nagy

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Das russische Ministerium für Industrie und Handel hat ein Informationsgesuch (RFI) an die Industrie herausgegeben, um die Möglichkeit der Abwehr von über Lichtwellenleitern gesteuerten FPV-Drohnen zu untersuchen. Wie aus einer Anfang Dezember veröffentlichten Mitteilung des Pressedienstes des Ministeriums hervorgeht, wurde das RFI bereits im Oktober 2024 getätigt. Demnach liegt das Projekt in den Händen der Ministerialabteilung für die Radioelektronikindustrie.

FPV-Drohnen mit Lichtwellenleitern sind im Laufe des Jahres von beiden Kriegsparteien erfolgreich eingesetzt worden. Darüber hinaus traten zahlreiche Hersteller auf Rüstungsmessen und in Firmenpublikationen mit Entwürfen für solche unbemannten Systeme an die Öffentlichkeit. Neben der deutlich besseren Übertragungsqualität der Telemetriedaten und Videobilder ist der besondere Vorteil dieser Drohnen der Umstand, dass sie immun gegen elektromagnetische Störsender sind, wie sie im Zuge des Frontverlaufes sowohl von der Ukraine als auch Russland breitflächig zur Drohnenabwehr verwendet werden.

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Im Rahmen des RFI forderte das Ministerium für Industrie und Handel insbesondere die Angabe der Verfügbarkeit von bereits vorhanden Abwehrsystemen. In einem weiteren Schritt sollten die interessierten Unternehmen Entwürfe bzw. experimentelle Designs unterschiedlichster Reifegrade einreichen. Diese sollten auch eine Kalkulation für die Kosten einer Industrialisierung und einen geschätzten Stückpreis enthalten. Technologisch setzte das Ministerium keine Rahmenbedingungen. Vielmehr wurden Ansätze mit aktiven Mittel, d.h. von Jagddrohnen über Laser und andere Hardkill-Systeme, bis hin zu passiven arbeitenden Produkten wie Abwehrnetzen als potenzielle Lösungen aufgeführt. Als Frist für eine Einreichung wurde der bereits verstrichene 7. November gesetzt.

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Wie viele Unternehmen sich an der Abfrage beteiligt haben und welche Finanzmittel dem Ministerium für eine mögliche Umsetzung des Vorhabens zur Verfügung stehen, wurde nicht bekannt. Gerade der Aspekt einer möglichen Finanzierung könnte jedoch der Grund dafür sein, dass nicht das Verteidigungs-, sondern das Ministerium für Industrie und Handel das Projekt federführend realisiert. Die potenzielle Umschichtung von Mitteln, welche ansonsten für zivile Zwecke vorgesehen waren, könnte ein Beleg dafür sein, dass die Kriegsanstrengungen notgedrungen breiter aufgestellt werden müssen.

Kristóf Nagy