Die polnischen Streitkräfte nutzen bereits seit vielen Jahren Produkte des Münchener Technologiekonzerns Rohde & Schwarz. In jüngster Zeit hate das Unternehmen den Auftrag zur Ausstattung von Fregatten der Miecznik-Klasse mit Sensor- und Kommunikations-Technologie erhalten.
Für die Zukunft sieht Rohde & Schwarz bei der Sicherung der polnischen Ostgrenze zu Ländern wie Russland und Belarus hohes Wachstumspotenzial für das eigene Geschäft – etwa bei der Drohnenabwehr. Er wünsche sich einen stärkeren Footprint in Polen, sagte Alexander Orellano, Executive Vice President Technology Systems bei Rohde & Schwarz, Anfang vergangener Woche vor Journalisten in München. Man befinde sich in zwei Ländern – darunter Polen – in Gesprächen über die Ausweitung der Präsenz.
Nach den Analysen von Rohde & Schwarz könnte die Sicherung der polnischen Ostgrenze durch einen Verbund unterschiedlicher Sensoren erfolgen, um ein umfassendes Lagebild und Frühwarnfähigkeiten zu realisieren. Darin könnten Komponenten der Signals Intelligence (SIGINT) sowie akustische und optische Überwachung enthalten sein. Die mit den Sensoren generierten Informationen dann in Datencentern ausgewertet werden. Eine Verbindung mit Waffensystemen sei ebenfalls möglich. Der Technologiekonzern hat für eine solche Überwachungskette eine Reihe von Produkten, wie etwa Peiler und Antennen unterschiedlichster Ausprägung, im Angebot.
Bisher verfügt das Unternehmen jedoch nur über eine kleine Niederlassung in Polen mit etwas 20 Mitarbeitern. Beobachter gehen davon aus, dass der Kauf eines polnischen Unternehmens eine Option für weiteres Wachstum darstellt. Eine solche Firma könnte dafür genutzt werden, Rohde & Schwarz-Technologie für die Anwendung beim polnischen Kunden zu adaptieren.
Traditionell setzt der in Familienbesitz befindliche Technologiekonzern bei seinen Produkten auf eine hohe Wertschöpfungstiefe, so dass alle wichtigen Komponenten bis hin zu den Kabeln im eigenen Haus gefertigt werden. Entsprechend hoch sind die Ausgaben für Forschung und Entwicklung. Rohde & Schwarz entwickle sogar eigene Computerchips, sagte Orellano.
Mit Blick auf die gegenwärtig stagnierende Globalisierung, geht er davon aus, dass die Kostenoptimierung bei der Produktion auch für andere Unternehmen in Zukunft nicht mehr im Mittelpunkt stehen wird.
Technische Fokusthemen für sein Unternehmen seien unter anderem gerichtete Kommunikation mittels AESA-Technologie sowie die Sensor-Fusion. Gegenwärtig werde überdies diskutiert, ob in Zukunft auch aktive Radare Bestandteil des Produkt-Portfolios sein sollen, sagte Orellano.
Bei der Sensorfusion hat das Tochterunternehmen Schönhofer, das sich seit 2022 im Besitz von Rohde & Schwarz befindet, mit TARAN – die Abkürzung steht für Target Analysis – ein spezielles Produkt entwickelt.
Nach Aussage von Robert Brendel, Senior Director Presales, Products and Solution bei Schönhofer, lassen sich mit TARAN Daten aus verschiedenen Quellen und unterschiedlichen Sensoren zu einem Lagebild verdichten, um so etwa bestimmte Objekte zu überwachen. Dabei müssen seinen Worten zufolge nicht zwangsläufig Sensoren von Rohde & Schwarz verwendet werden. Das System könne auch Produkte anderer Hersteller einbinden.
Nach Angaben von Schönhofer handelt es sich bei der TARAN Suite um eine führende „Big Data Analytics“-Plattform, die aus einer Kombination aus genau abgestimmten Data-Mining- und Analytics-Produkten besteht sowie einer Fusionsplattform für große und größte Datenmengen aus heterogenen Datenquellen und -formaten. Dabei werden offenbar in erster Linie Daten aus geschlossenen Quellen verwendet, in Echtzeit korreliert und zur Erleichterung des Nutzers visualisiert.
Dem Vernehmen nach wird TARAN bereits im Rahmen der strategischen Aufklärung bei der Bundeswehr in mehreren Plattformen und Systemen eingesetzt.
Lars Hoffmann