Der europäische Lenkflugkörperspezialist MBDA zeigt auf der Paris Air Show 2025 erstmals eine neue Langstrecken-Saturationswaffe mit dem Namen One Way Effector. Die mit Blick auf den Bedarf der französischen Streitkräfte entworfene Waffe wurde im Rahmen eines innovativen Produktionsschemas in Partnerschaft mit einem Drohnenhersteller und einem französischen Industrieakteur aus der Automobilbranche entwickelt, wie MBDA in einer Mitteilung schreibt. Der One Way Effector sei eine Lösung, die einen kostengünstigen Kompromiss zwischen dem Bedarf an Masse und Leistung darstelle und so den Bedürfnissen der Streitkräfte in einem Kontext hoher Intensität gerecht werde. Damit soll die gegnerische Luftverteidigung übersättigt werden.
Die Waffe kombiniere das Know-how von MBDA im Bereich der Marschflugkörper und der Erfahrung bei der agilen Entwicklung ferngesteuerter Munition. Dank innovativer Partnerschaften profitiere der Flugkörper von neuen Drohnentechnologien und Produktionskapazitäten der zivilen Industrie. Das Design des neuen Flugkörpers sei für die Produktion großer Mengen konzipiert worden, wobei die Zusammenarbeit mit der Automobilindustrie die Massenproduktion auf Abruf mit einer Produktionsrate von bis zu 1.000 Stück pro Monat ermögliche.
Wie ein Sprecher des Unternehmens in Paris auf Nachfrage erläuterte, soll der Effektor einen Gefechtskopf mit einem Gewicht von etwa 40 Kilogramm über eine Distanz von rund 500 Kilometern ins Ziel bringen. Um die Kosten niedrig zu halten wurde seinen Worten zufolge auf einen komplexen Suchkopf verzichtet. Viele Komponenten würden „off the shelf“ beschafft. Das Ziel werde über GPS angesteuert. Ein kleiner Jet-Antrieb soll den Flugkörper auf eine Geschwindigkeit von etwa 400 km/h bringen. Dem Sprecher zufolge erfolgt der Star des One Way Effector mit einer Spannweite von zirka drei Metern von einer Rampe am Boden oder auf einem Fahrzeug in Salven – ähnlich wie bei konventioneller Artillerie. Bisher handele es sich um ein von MBDA eigenfinanziertes Vorhaben und die ersten Demonstrations-Flüge seien im Herbst zu erwarten, sagte er Sprecher. Er bezifferte die Zeit von Vertragsschluss bis Produktionsaufnahme auf 18 Monate.
Mit der Entwicklung von One Way Effector erweitert MBDA nach eigenen Angaben sein Lösungsportfolio im Bereich der Saturationswaffen. Der One Way Effector biete eine neue „Zermürbungsfähigkeit“ an, die auf den Rückmeldungen der Streitkräfte, insbesondere aus dem Ukraine-Konflikt, basiert. Der neue Effektor soll selbst die ausgeklügeltsten Luftverteidigungssysteme aktivieren, was ihre Ortung und Neutralisierung in Verbindung mit dem Einsatz anderer Systeme größerer Reichweite erleichtert.
lah