Nachdem Lettland den Rüstungskonzern GDELS bereits Anfang des Jahres mit der Lieferung eines ersten Loses von 42 ASCOD-Schützenpanzern beauftragt hat, will das baltische Land nun offenbar 42 weitere Systeme beschaffen. Wie das lettische Verteidigungsministerium auf seiner Webseite schreibt, hat das Regierungskabinett den Vorschlag des Verteidigungsministeriums am 17. Juni unterstützt, 42 zusützliche ASCOD-Schützenpanzer zu bestellen, um damit die Erreichung der NATO-Fähigkeitsziele zu fördern und die Entwicklung der mechanisierten Infanteriebrigade der Landstreitkräfte zu beschleunigen.
„Wir müssen uns weiterhin auf die Stärkung der Kampfkraft konzentrieren – parallel zur Flugabwehr und zur weitreichenden Raketenartillerie ist es wichtig, auch die Fähigkeiten der mechanisierten Brigade der Landstreitkräfte der Nationalen Streitkräfte zu stärken. Die Beschaffung zusätzlicher Schützenpanzer wird uns nicht nur helfen, die von der NATO gesetzten Ziele zu erreichen, sondern auch die Fähigkeit der mechanisierten Infanteriebrigade zur Erfüllung der Aufgaben der Landesverteidigung erheblich verbessern“, wird Verteidigungsminister Andris Sprūds in dem Beitrag zitiert.
Die Kosten für den Kauf des zweiten Schützenpanzerloses wird mit 387 Millionen Euro beziffert.
Der Name ASCOD steht für Austrian Spanish Cooperation Development. Der Schützenpanzer ist in Österreich unter der Bezeichnung Ulan und in Spanien unter dem Name Pizarro seit 2001 bzw. 2003 im Dienst. Als nationale Produktionspartner diente die Steyr-Daimler-Puch Spezialfahrzeuge GmbH respektive Santa Bárbara Sistemas, welche beide Teil des europäischen Rüstungskonzerns GDELS sind. Das je nach Variante zwischen 28 und 45 Tonnen wiegende Fahrzeug kann mit zahlreichen Optionen in Bezug auf Bewaffnung, Sensorik und Panzerung bis hin zu Hard-Kill- Schutzsystemen ausgestattet werden.
Als weiterer europäischer Nutzer entschied sich Großbritannien für das Fahrzeug und bestellte insgesamt 589 Systeme. Auf Grundlage des ASCOD wurde von General Dynamics UK die Ajax- Aufklärungsfahrzeugfamilie für das britische Future Rapid Effect System Program entwickelt.
Neben dem modularen Design und der offenen Systemarchitektur ist der ASCOD geeignet, zahlreiche Aufgaben von der Nutzung als Aufklärungsfahrzeug über die Rolle als Waffenträger bis hin zu der eines mittleren Kampfpanzers einzunehmen. Auch die Einbindung der lokalen Industrie in die Fertigung und Modernisierung über den ganzen Lebenszyklus des Systems ist bereits mehrfach unter Beweis gestellt worden.
Die lettischen ASCOD-Schützenpanzer werden dem Vernehmen nach mit unbemannten 30mm-Türmen des Typs UT30 MK2 von Elbit Systems ausgestattet. Der unbemannte Turm verfügt über Zielgeräte für Richtschützen und Kommandanten. Neben der Maschinenkanone Mk44 Bushmaster II 30mm im Kaliber 30 x 173 mm als Hauptbewaffnung wird der Turm über ein Blenden-MG sowie ein integriertes Panzerabwehrlenkflugkörpersystem – hier vermutlich SPIKE LR2 – verfügen. Das ballistische Schutzniveau des Turmes wird mit Level 4 gemäß STANAG 4569 angegeben.
Bei dem UT30 MK2 handelt es sich um ein modulares Turm-Design mit sehr niedrigem Profil und einer offenen Systemarchitektur, so dass der Turm sowohl in unbemannter als auch bemannter Konfigurationen hergestellt und Elbit zufolge auch umgerüstet werden kann. Zudem wird die Integration verschiedener Flugkörper und Zielgeräte als vergleichsweise einfach angepriesen.
Waldemar Geiger