Die Bundeswehr will bereits im kommenden Jahr bis zu sieben neue Radare kaufen. Wie es in einer am Montag veröffentlichten Ausschreibung heißt, sollen fünf Radarsysteme mit einer 360-Grad-Abdeckung in einem beschleunigten Verhandlungsverfahren „aufgrund besonderer Dringlichkeit“ beschafft werden. Darüber hinaus besteht die Option für zwei weitere identische Systeme. Der Vertragsbeginn ist laut Ausschreibung auf den 3. Mai 2021 und der Abschluss auf den 30. Dezember kommenden Jahres festgelegt.
Gut informierten Kreisen zufolge sind die Radare insbesondere für den Einsatz im Feldlagerschutz vorgesehen. Die Sensoren sollen offenbar Gefahren aus der Luft – wie Mörser, Raketen und Granaten – frühzeitig detektieren, um die im Einsatz befindlichen Soldatinnen und Soldaten warnen zu können. Gegenwärtig nutzt die Bundeswehr in Mali die Sensoreinheit des Waffensystems Mantis ohne die eigentlich dafür vorgesehenen automatischen Schnellfeuer-Kanonen. Dem Vernehmen nach wird im aktuellen Tender eine schnelle Verlegbarkeit bei geringem Personaleinsatz gefordert. So sollen offenbar nur wenige Soldaten zum Auf- und Abbau benötigt werden.
Als Zuschlagskriterium in der Ausschreibung ist der niedrigste Preis genannt. Die Abgabefrist für die Teilnahmebekundung ist auf den 11. November festgelegt. Unter anderem wegen der ambitionierten Zeitplanung gehen Insider davon aus, dass das Volumen des Auftrags voraussichtlich unter 25 Mio EUR liegen könnte und dieser nicht vom Bundestag abgesegnet werden muss. Beobachter vermuten, dass sich an der Ausschreibung auch Unternehmen wie Thales oder Saab beteiligen könnten. Thales hat mit dem Ground Alerter 10 womöglich ein passendes Produkt im Portfolio, während Saab mit der Giraffe 1X in den Wettbewerb gehen könnte. Dagegen gehen Branchenkenner nicht davon aus, dass sich der Rheinmetall-Konzern, der das Mantis-System geliefert hat, allein oder mit einem Partner am Tender beteiligen wird.
Dem Vernehmen nach machen auch andere Radar-Vorhaben der Bundeswehr Fortschritte. So könnte die Aufforderung zum Best and Final Offer (BAFO) sowohl für die neuen Sensoren der Fregatten F-124 als auch für die BARUE-Gefechtsfeldradare des Heeres womöglich noch vor Jahresende an die Bieter verschickt werden. Noch nicht erfolgt ist offenbar eine BAFO-Aufforderung für die Sensormodernisierung auf den Fregatten der Klasse F-123. Welche Auswirkungen die zum Monatsende anstehende Bereinigungssitzung des Haushaltsausschuss auf die Beschaffungsvorhaben haben wird, bleibt abzuwarten.
lah/5.11.2020