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Israelisches U-Boot „INS Drakon“ bei tkMS getauft

Lars Hoffmann

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Auf dem Werftgelände von thyssenkrupp Marine Systems (tkMS) in Kiel ist heute vor Gästen aus Israel und Deutschland das U-Boot „INS Drakon“ getauft worden, gleichzeitig fand der Produktionsstart des ersten U-Boots der „Dakar“-Klasse statt, das ebenfalls für die israelische Marine bestimmt ist.

Die Veranstaltung sei ein weiterer wichtiger Schritt in der erfolgreichen Zusammenarbeit zwischen thyssenkrupp Marine Systems und den israelischen Streitkräften, schreibt tkMS in einer Mitteilung. Nicht nur die israelische Marine ist eine wichtiger Kunde der Kieler Werft. Auch die norwegische und die deutsche Marine sind bedeutende Partner und stehen davor, diese Position weiter auszubauen. Denn das Unternehmen könnte womöglich in Kürze einen weiteren Großauftrag erhalten. So planen Deutschland und Norwegen die Beschaffung von sechs weiteren U-Booten der Klasse U 212 CD.

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Oliver Burkhard, CEO von tkMS, betonte in seiner Ansprache bei der heutigen Zeremonie, dass sein Unternehmen als ‚Martime Powerhouse‘ das gesamte Spektrum an Fähigkeiten vereine – von der Elektronik über das Design bis hin zur Plattformintegration. „Der Produktionsstart für dieses U-Boot markiert ein neues Kapitel in unserer Zusammenarbeit, stärkt unsere Partnerschaft mit Israel und beweist einmal mehr das erstklassige Know-how unserer Teams“, sagte er.

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Die INS Drakon wird von tkMS als hochmodernes AIP-U-Boot bezeichnet. In Fachmedien wird es der Dolphin-II-Klasse zugerechnet, die für den Antrieb über Brennstoffzellen, Batterien und Dieselaggregate verfügt. Im Gegensatz zu den bereits gelieferten Booten dieser Klasse verfügt die INS Drakon über einen verlängerten Turm, in dem ein Vertical Launching System für die Unterbringung von Raketen untergebracht sein soll. Darüber hinaus weist das Boot Medienberichten zufolge Torpedorohre der Kaliber 533 mm sowie 650 mm auf.

Das israelische Verteidigungsministerium und tkMS hatten sich Anfang 2022 auf die Rahmenbedingungen für den Kauf von drei U-Booten der Dakar-Klasse geeinigt. Nach Aussage des damaligen Vorstandsvorsitzenden von tkMS, Rolf Wirtz, wird Israel mit der neuen U-Boot-Klasse mit innovativer Spitzentechnologie ausgestattet. Israelische Medien berichteten seinerzeit, der Kaufpreis für die Boote liege bei rund drei Milliarden Euro, von dem ein Teil von Deutschland übernommen werde. Bei der Dakar-Klasse handelt es sich tkMS zufolge um eine neue Konstruktion, die speziell auf die Anforderungen der israelischen Marine zugeschnitten wird. Die drei Boote sollen demnach die ältesten U-Boote der Dolphin-Klasse ersetzen.

Steht ein weiterer Großauftrag bevor?

Während der heutige Tag einen Meilenstein für die israelischen Projekte von tkMS markiert, ist im Augenblick unklar, ob in der jetzt verkürzten Legislaturperiode eine Entscheidung für die Beschaffung weiterer U-Boote der Klasse 212 CD für die Deutsche Marine getroffen wird. Vor dem Ende der Ampelkoalition in der vergangenen Woche war aus gut informierten Kreisen zu vernehmen, dass noch im laufenden Jahr eine sogenannte 25-Millionen-Vorlage für den Kauf von vier Booten der Klasse 212 CD in den Bundestag eingebracht werden sollte.

Wie es hieß, ist die Beauftragung im Rahmen eines Gesamtpaketes mit dem Partner Norwegen vorgesehen. Das skandinavische Land würde dabei zwei weitere U-Boote ordern, so dass tkMS als Bauwerft einen Großauftrag von sechs Schiffen neu in die Bücher nehmen könnte. Im Augenblick befindet sich das erste Los dieser Klasse bereits im Bau. 2021 hatte Norwegen vier und Deutschland zwei Boote 212 CD bestellt. tkMS bezifferte das Vertragsvolumen seinerzeit mit rund 5,5 Milliarden Euro. Voraussetzung für die zügige Bestellung ist die Billigung durch den Haushaltsausschuss des Bundestages. Trotz der Regierungskriese und der unsicheren politischen Situation in Berlin, scheint dies nicht ausgeschlossen zu sein. Denn die FDP und die Union haben offenbar Bereitschaft signalisiert, bis zur Auflösung des Parlamentes wichtige Rüstungsprojekte der nur noch aus SPD und Grünen bestehenden Minderheitsregierung mitzutragen.

Dem Vernehmen nach ist im Fall eines neuen Vertragsabschlusses eine Erweiterung der Produktion vorgesehen, um parallel bauen zu können. Offenbar wünscht Norwegen aufgrund der angespannten Sicherheitslage einen möglichst frühen Zulauf seiner zusätzlichen Boote. Die zweite Fertigungslinie würde dann wahrscheinlich am neuen tkMS-Standort in Wismar entstehen. Dort hatte das Kieler Unternehmen 2022 den Standort der insolventen MV Werften gekauft. Wie es aus Kreisen der IG Metall heißt, hatte sich die Gewerkschaft mit tkMS seinerzeit über den Aufbau von rund 800 Arbeitsplätzen für eine zweite U-Boot-Fertigungslinie verständigt. Gegenwärtig soll tkMS vor Ort lediglich rund 120 Ingenieure sowie die Mitarbeiter der Ausbildungswerkstatt beschäftigen. Auf dem Gelände wird unter Leitung der ins Schlingern geratenen Meyer Werft ein Kreuzfahrtschiff zu Ende gebaut. Sollten diese Arbeiten im kommenden Jahr abgeschlossen werden, wird für die dann frei werdenden Arbeitnehmer eine Lösung gesucht, wie es aus Gewerkschaftskreisen heißt. Der Aufbau einer U-Boot-Fertigung werde deshalb begrüßt. Womöglich ergibt sich für tkMS noch eine weiteres Projekt für den Standort Wismar: Medienberichten zufolge gilt die Werft als heißer Anwärter für den Bau des Forschungsschiffes Polarstern 2.  

Sollte die Beauftragung für sechs neue Boote der Klasse U 212 CD erfolgen, dürfte dies nicht nur Vorteile für die Beschäftigung und Technologieentwicklung am Schiffbaustandort Deutschland bringen. Auch für das Unternehmen wäre dies ein wichtiges Signal. Damit würde sich die eigene Marktposition deutlich verbessern, nachdem kürzlich der Finanzinvestor Carlyle aus dem Prozess zur Herauslösung der Werft aus dem Mutterkonzern thyssenkrupp ausgestiegen ist.

Lars Hoffmann