Der deutsche Sensoranbieter Hensoldt und der israelische Rüstungskonzern Rafael Advanced Defence Systems wollen zusammenarbeiten, um der Deutschen Luftwaffe eine ausgereifte Lösung für die luftgestützte elektronische Kampfführung anzubieten, die im Jahr 2028 die so genannte Initial Operating Capability (IOC) erreichen soll. Dazu sei gestern in Tel Aviv eine exklusive Zusammenarbeitsvereinbarung von Hensoldt-CEO Thomas Müller und Yoav Har-Even, Präsident und CEO von Rafael, unterzeichnet worden, teilt Hensoldt mit.
Den weiteren Angaben zufolge geht es um ein gemeinsames Projekt zur Integration und Verbesserung von Rafaels luftgestütztem EloKa-Pod ‚Sky Shield‘ als serienmäßiger Escort Jammer (ESJ) mit der neuesten luftgestützten elektronischen Angriffstechnologie mit der Bezeichnung KALÆTRON Attack von Hensoldt. Die Führung des Vorhabens soll offenbar bei Hensoldt liegen.
Die neue Fähigkeit unterstütze die Entscheidung der Luftwaffe, den Eurofighter in eine elektronische Angriffsplattform (EA) umzubauen, schreibt das Unternehmen. Die Bundeswehr will in einem ersten Schritt die Fähigkeiten des ECR-Tornados auf den Eurofighter übertragen.
Der neue EA-Pod nutze die bestehenden Schnittstellen des Litening Pods, der sich bereits im Typhoon bewährt habe, und vereinfache so den Integrationsaufwand erheblich und spare Ressourcen.
Gemeinsam bringen Hensoldt und Rafael der Mitteilung zufolge Erfahrung nicht nur als Lösungsanbieter für ESJ, sondern auch im Programmumfeld des Eurofighters und den damit verbundenen Integrations- und Zertifizierungsprozessen mit.
Hensoldt habe das System „Kalætron Attack“ Airborne Jamming entwickelt, das Teil der volldigitalen „Kalætron“-Produktfamilie des Unternehmens sei, die in Selbstschutz- und Signalaufklärungssystemen der Bundeswehr eingesetzt würde. Der Kern besteht laut Hersteller neben kognitiven Softwareelementen aus einem voll digitalisierten Breitbandsensor und einem elektronisch steuerbaren, softwaredefinierten Störsender. Der metallische 3D-Druck ermögliche ein komprimiertes Design der elektronischen Komponenten, so dass der Störsender leicht in weltweit gebräuchliche Gondelformate oder direkt in Aufbauten verschiedener Flugplattformen integriert werden könne. Das System basiere zudem auf Algorithmen der Künstlichen Intelligenz (KI), die die Klassifizierung unbekannter Bedrohungen im Feld und die schnelle Auswertung großer Datenmengen ermöglichten.
Wie aus der Mitteilung weiter hervorgeht, ist der Sky Shield Escort Jammer von Rafael eine militärische Standardlösung, die bereits an mehrere Kunden weltweit geliefert wurde. Sky Shield nutze die umfangreiche Erfahrung von Rafael im Bereich der elektronischen Kampfführung und die Erfahrung mit Plattformen der deutschen Luftwaffe. Durch den Einsatz der AESA-Technologie (Active Electronically Scanned Array) decke der einzelne Breitband-Störsender den Hochfrequenzbereich ab und biete gleichzeitig eine hohe effektive Strahlungsleistung (ERP).
Sky Shield sei in der Lage, gleichzeitig Stör- und Täuschungsübertragungen gegen mehrere Bedrohungen zu erzeugen, und seine Gemeinsamkeiten mit bestehender Technologie sowie seine offene Architektur ermöglichten Hensoldt und Rafael ein robustes Wachstumspotenzial, um zukünftige Herausforderungen anzugehen und exklusive nationale Bausteine bereitzustellen.
Wie es in der Meldung heißt, dient Rafael als Kompetenzzentrum für elektronische Kriegsführung und ist der Betreiber von Israels nationalem EW-Sortiment und verfügt über ein bedeutendes Fachwissen in diesem Bereich. Einige der luftgestützten Komplettlösungen von Rafael sind demnach in Deutschland im Einsatz, darunter die elektro-optischen LITENING- und RECCELITE-Pods für den Eurofighter der Luftwaffe.
Rafael-CEO Yoav Har-Even bezeichnet die neue Partnerschaft als wichtigen Meilenstein beim Ausbau von Rafaels strategischen Investitionen in Deutschland. „Diese Zusammenarbeit ist ein direktes Ergebnis von Rafaels Strategie der Lokalisierung und der Gewährleistung lokaler Souveränität“, so Har-Even.
lah/12/19.10.2022