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Für tschechische ERA existieren keine Stealth-Flugzeuge

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Der tschechische Spezialist für Aufklärung im elektromagnetischen Umfeld,  ERA a.s., hält so genannte Stealth-Flugzeuge  keineswegs für unsichtbar. „Nach unserem Verständnis und nach unserer Erfahrung gibt es kein Stealth-Ziel“, sagte ERA-Strategieentwickler Vojtech Stejskal am Rande der Messe IDET im tschechischen Brünn. Seiner Ansicht zufolge bestehen mehrere Möglichkeiten, Tarnkappenflieger aufzuklären.

Zunächst wären da Passive ESM Tracker (PET). ESM steht für Eletronic Support Measure. Nach Aussage von Stejskal verfügt sein Unternehmen mit Vera NG über einen solchen PET.  Das System könne durch die Auswertung der elektromagnetischen Emissionen von Zielen deren Position in Echtzeit im dreidimensionalen Raum bestimmen. Dabei sei es egal, was ausgesandt werde, so der ERA-Manager. „Sobald es etwas emittiert, können wir es verfolgen.“ Vera NG, bei dem es sich um ERAs wichtigstes Einzelprodukt handele,  weise eine Reichweite von etwa 400 km auf. In Einzelfällen und bei guten atmosphärischen Bedingungen habe  man allerdings sogar Reichweiten bis 1.100 km erzielt. Vera NG decke einen Ausschnitt von 120 Grad ab, könne aber bei Bedarf auf Knopfdruck die Richtung schnell ändern. Als Ziele kommen nicht nur Flugzeuge, sondern auch Schiffe oder Objekte am Boden in Frage.

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Auch Stealth-Flugzeuge müssen kommunizieren

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Laut Stejskal müssen auch Stealth-Flugzeuge solange sie über eigenem Territorium operieren, mit ihrer Umwelt kommunizieren, um als Freund und nicht als Feind wahrgenommen zu werden. Ab einem bestimmten Moment in der Nähe des gegnerischen Luftraumes höre diese Kommunikation jedoch auf. „Zu diesem Zeitpunkt wissen wir allerdings in der Regel, wer kommt.“ Mitunter sei es sogar möglich, in welcher Mission sich ein Flugzeug befindet, welche Ausstattung es an Bord habe und um welchen Flugzeugtyp es sich handele. Durch die Verbindung mit weiteren Informationen könne so ein umfassendes Lagebild gezeichnet werden.

Aufgrund der geringen Größe und des Einsatzes im Passiv-Modus sind die Sensoren von Vera NG für einen Gegener schwer schwer zu orten. Foto: ERA

Um die Qualität der Aufklärung zu erhöhen, kann laut Stejskal das PET-System mit passiven und aktiven Radaren kombiniert werden. Das hänge allerdings von den Erfordernissen des Kunden ab.

Passives Radar wird bei  ERA als  MSPSR oder Multistatic Primary Surveillance Radar bezeichnet. Dabei strahlt das System nicht selbst aus, sondern nutzt  Reflexionen von Rundfunk-, Mobilfunk- oder anderen Sendern zur Detektion von Zielen. Bei MSPSR nutze sein Unternehmen ausschließlich FM-Sender, weil sich ihr Signal als optimal herausgestellt habe, erläuterte der ERA-Manager. Das FM-Signal mit seiner großen Wellenlänge zusammen mit dem bistatischen Radarprinzip machen  seinen Worten zufolge moderne Stealth-Flugzeuge sichtbar und Stealth-Maßnahmen ineffektiv. Es sei dabei sogar effektiver als VHF-Radare.

Bei Tracks erhalte man zwar keine offizielle Bestätigung, dass es sich um ein solches Flugzeug handele. Aufgrund der Computer-Auswertung, der Physik und den Leistungsdaten könne man das Flugzeug erkennen. Ein Stealth-Jet sei nicht auf 3-Meter-Wellenlängen ausgerichtet.

Wegen dieser Aufklärbarkeit von Stealth-Flugzeugen gebe es in vielen Ländern ein Strategiewechsel weg von Kampfflugzeugen zu UAV und Schwarm-Konzepten. Um Augenblick gebe es keine effektive Bekämpfungsmöglichkeit gegen diese zukünftigen Bedrohungen – etwa durch Schwarm-Angriffe. Auf ein Radar wirke ein Schwarm wie eine Jamming-Maßnahme, so Stejskal.

Lediglich FM-Sender werden genutzt

Sollten im Konfliktfall FM-Sender zerstört werden, setzt ERA auf ein aktives MSPSR-System, bei dem ein FM-Sender mit eigener Wellenform zum Einsatz kommt.  Neben dem Versteck dieses Senders im elektromagnetischen Rauschen, setzt Stejskal darauf, dass ein Gegner bei Beginn eines Konfliktes nicht über die Kapazitäten zum umfassenden Bekämpfen aller Ziele hat. Außerdem werde voraussichtlich die Telekommunikations-Infrastruktur des Feindes zu einem späteren Zeitpunkt benötigt, was die völlige Zerstörung unwahrscheinlich mache.

Die erste Generation eines MSPSR-Produktes war laut Stejskal Silent Guard, das auf externe FM-Sender angewiesen war. Mittlerweile habe man ein System der zweiten Generation mit dem Namen Sicora entwickelt. Seitdem verschiedene Tests. 2018 wurde eine neuere Version von Sicora auf den Markt gebracht.

Passive Aufklärungstechnologie könne auch aktiven Radaren helfen ihre Emissionen zu beschränken und damit schwerer aufklärbar zu sein. Bei einem Versuch in der Slowakei im vergangenen Jahr, habe ERA ein S-300-System der slowakischen Streitkräfte gegen elektronische Gegenmaßnahmen geschützt. Der Vorteil dieser Kombination: Auch wenn das aktive Luftverteidigungsradar der S-300  elektronisch gestört  wird, weiß die elektronische Aufklärung wo sich die Jammer-Plattform befindet. Diese könne dann bekämpft werden, so Stejskal.  Seiner Einschätzung zufolge könnte sich der Schutz der bodengebundenen Luftverteidigung als interessantes Geschäftsmodell der Zukunft für sein Unternehmen erweisen.

Es sei auch denkbar, auf Basis der PET-Daten Boden-Luft-Flugkörper zu schießen. Das Ziel wäre es dabei, das eigene Feuerleitradar so lange wie möglich nicht zu aktivieren. Ein weiteres Aufgabenfeld die der ERA-Manager im Aufklären von taktischen UAVs.

Nach Aussage von Stejskal hat sein Unternehmen, das gegenwärtig etwa 450 Mitarbeiter beschäftigt und zur Omnipol-Gruppe gehört, Vera NG bereits auf alle Kontinente außer Australien und Südamerika verkauft. Wobei die Systeme oftmals in der Nähe von Konfliktzonen eingesetzt würden. Dieses Bestseller-Produkt sei mittlerweile in der fünften Generation verfügbar. Bekannte Referenz-Nutzer seien die tschechischen Streitkräfte sowie die NATO. Vera NG besteht aus vier Stationen, davon eine Zentralstation, in der die Auswertung erfolgt. Laut Unternehmen verfügt das System über eine Zieldatenbank mit bis zu 10.000 Einträgen.
lah/21.6.2019