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Airbus stellt erstmals geheimen Stealth-Demonstrator vor

Für eine Überraschung sorgte am gestrigen Dienstag das Luftfahrt- und Rüstungsunternehmen Airbus: Erstmals wurde ein bislang geheim entwickelter Stealth-Demonstrator der Öffentlichkeit vorgestellt. Vor rund 50 Journalisten enthüllte Airbus Defence and Space an seinem bayerischen Standort Manching ein nicht flugfähiges auf Stealth optimiertes Modell eines Kampfflugzeugs. Wie das Unternehmen mitteilte, wird bereits seit mehr als zehn Jahren an dem Vorhaben mit der Bezeichnung Low Observable UAV Testbed (LOUT) gearbeitet. Finanziert wurde das Projekt gemeinsam vom Verteidigungsministerium und Airbus.

 

 

Der LOUT-Demonstrator verfügt über Pilotenkanzel und flache Lufteinlässe. Spezielle Kühleinrichtungen an besonders kritischen Bauteilen soll die Entdeckbarkeit des Fliegers reduzieren. Foto: Airbus

Mit dem Demonstrator, der ein Länge von 12 Metern, eine Breite von 12 Metern und ein Gewicht von etwa vier Tonnen aufweist, hat Airbus untersucht, wie eine breite Varianz an Signaturen eines Flugzeugs reduziert werden kann, um die Entdeckbarkeit zu minimieren. Das Modell, das von oben betrachtet der Silhouette eines Diamanten ähnelt, wurde dazu in einer über sechzig Meter langen Halle auf dem Airbus-Werksgelände in Manching  seit 2014 zahlreichen Tests unterzogen. Dabei hat das Unternehmen nach eigenen Angaben die Eigenschaften hinsichtlich Infrarot-, akustischer sowie Radarsignaturen optimiert und den Demonstrator entsprechend angepasst. Nach Aussage von Projekt-Manager Mario Hertzog hat sein Team den Flieger so konstruiert, dass er möglichst vom Boden nicht zu detektieren ist. So ist beispielsweise der Abgasauslass nur von oben zu sehen. Um die Aerodynamik zu untersuchen, fanden seinen Worten zufolge auch Tests im Windkanal statt.

 

 

Der LOUT-Nurflügler hat keine externen Waffenstationen, sondern nur einen mittig angeordneten Waffenschacht. Unter den hellen Sechsecken auf den  Flügeln sollen die Räder verstaut werden. Foto: Airbus

Darüber hinaus ist der Demonstrator ausgelegt, um elektromagnetische Emissionen einzuschränken und elektromagnetische Gegenmaßnahmen zu erleichtern. Letztere könnten womöglich in Zukunft ein Anwendungsgebiet von Drohnen sein: Etwa als  Begleitung von Kampfflugzeugen mit Jammer-Funktionen im elektromagnetischen Spektrum. Die Bundeswehr denkt bekanntlich gerade darüber nach, seine ECR-Tornados zu ersetzen, wobei der F-18 Growler von Boeing als Option gilt. Dem Vernehmen nach soll allerdings auch Hensoldt Interesse an einer Neuentwicklung einer ECR/Jammer-Lösung für die Bundeswehr haben.

Nach Aussage von Projekt-Manager Hertzog werden die Erkenntnisse aus der LOUT-Forschungsarbeit in sämtliche Produkte von Airbus einfließen, darunter sowohl der Eurofighter als auch das zukünftige Future Combat Air System (FCAS). Da der Demonstrator auf den Unterschallflug zugschnitten ist, könnten die daraus gewonnenen Erkenntnisse womöglich besonders für die Entwicklung der unbemannten Remote Carrier – bei denen es sich letztlich um besonders leistungsfähige Drohnen handelt – bei FCAS anwendbar sein. Bei Airbus gibt es auch bereits Überlegungen derartige Remote Carrier mit dem Eurofighter im Rahmen des Manned Unmanned Teaming (MUM-T) einzusetzen. Nach Aussage von Jana Rosenmann, Head of UAS bei Airbus DS, könnte perspektivisch bereits ab 2026 die Grundfähigkeit  zum gemeinsamen Operieren eines Eurofighters mit einem Remote Carrier dargestellt werden. Voraussetzung sei jedoch, dass im kommenden Jahr ein entsprechender Vertrag mit dem Auftraggeber geschlossen werde. Laut Rosenmann weisen  Remote Carrier bereits heute den Autonomie-Level 5 auf.

Luftein- und Auslässe sind bewusst auf der Oberseite des Versuchsträgers angeordnet. Der Antrieb erfolgt klassisch „air breathing“. Foto: Airbus

Während beim FCAS-Vorhaben Dassault den Next Generation Fighter entwickeln soll, sieht sich Airbus bislang im Lead beim Remote Carrier und der Combat Cloud, die alle FCAS-Systeme miteinander verbindet. Im Fall des MUM-T des Eurofighters mit einer Drohne würde das Unternehmen damit wichtige Erkenntnisse für die spätere Verknüpfung des Next Generation Fighters mit dem Remote Carrier  zum so genannten Next Generation Weapon System gewinnen. Darüber hinaus könnte dies eine Fallback-Lösung darstellen, falls es technische oder politische Probleme bei der Entwicklung des neuen Kampfflugzeugs geben sollte.

Airbus und das Verteidigungsministerium, das letztlich grünes Licht für die Freigabe erteilen musste, gehen mit dem LOUT-Projekt in einer wichtigen Phase des multilateralen FCAS-Vorhabens an die Öffentlichkeit.  Denn nach einer Verschiebung der Demonstratoren-Studien aufgrund von industriellen Problemen zwischen Deutschland und Frankreich, sollen bis Ende Januar kommenden Jahres die Weichen für die Finanzierung gestellt werden. Dies scheint im Augenblick machbar, da es eine provisorische Einigung auf das weitere Vorgehen beim Main Ground Combat System gibt. Als eine weitere wichtige Vorbedingung für FCAS wird von Beobachtern der Fortschritt bei der Eurodrohne gesehen.

Der CEO von Airbus Defence and Space, Dirk Hoke, bezeichnete die Umsetzung  der Euro-Drohne als „Role Model“ für das zukünftige FCAS-Vorhaben. Hierbei soll die Arbeitsverteilung zwischen den industriellen Partnern eingeübt werden, wobei Airbus bei der Eurodrohne den Part des Generalunternehmens übernimmt.  Wie Hoke am Dienstag vor Journalisten in Manching sagte, sollen die Verträge für diese Drohne bis Jahresende final verhandelt werden. Die Unterzeichnung des Vertrages wird laut Airbus  für das kommende Jahr, der Erstflug 2025 angestrebt. Das französische Verteidigungsministerium hatte die bisher von Airbus ins Spiel gebrachten Kosten für das unbemannte Luftfahrzeug mehrfach als zu hoch bezeichnet.
lah/6.11.2019

 

 

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