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Beschaffungszahlen sollen im Juli festgelegt werden

Den augenblicklichen Planungen zufolge wird der Generalinspekteur der Bundeswehr noch in diesem Monat die Zahl der zu beschaffenden schweren Transporthubschrauber als Ersatz für die betagten CH-53  der Luftwaffe festlegen. Wie Oberstleutnant Cay Goedelt am Mittwoch auf dem 30. Internationalen Hubschrauberforum in Bückeburg weiter ausführte, wurden bislang zwei Vorschläge für den zahlenmäßigen Bedarf erarbeitet.

Der erste Vorschlag sehe 41 schwere Transporthubschrauber mit 10.000 Flugstunden pro Jahr vor, der zweite gehe von 60 Helikoptern mit 17.000 Flugstunden aus, so Goedelt. Flugstunden werden als Eckpunkte für die Planung verwendet,  die auf den Anforderungen der NATO beruhen. Dabei wird  in einem optimistischen Szenario mit 300 Flugstunden pro Helikopter und Jahr kalkuliert.

Nur Geld für Minimallösung?

An diesen beiden Szenarien werde sich die Auswahlentscheidung orientieren, sagte Goedelt, der das Thema im Verteidigungsministerium betreut. Für die „Minimallösung“ mit 41 Maschinen sei das notwendige Geld in einer mittelfristigen Planung bereitgestellt worden, erläuterte der Offizier. Bedarfsdeckend sei jedoch die „große Lösung“ mit 60 Hubschraubern. Wie es aus gut informierten Kreisen heißt, wurden bislang 3,84 Mrd EUR für die neuen Hubschrauber eingeplant.

„Die Auswahlentscheidung ist produktneutral“, betonte Geodelt. Erst danach erfolge der eigentliche Beschaffungsprozess mit Angebotsaufforderung, Bewertung und dem abschließenden Vertrag. Dieser soll im Jahr 2020 geschlossen werden. Nach Einschätzung des Bundeswehr-Offiziers wird der Request for Proposal voraussichtlich im kommenden Jahr erfolgen.  Man hoffe, die ersten Luftfahrzeuge im Jahr 2022 zu erhalten. Allerdings sei es realistischer von 2023 auszugehen.

Zur Auswahl stehen dem Ministerium lediglich zwei Hubschraubermuster, die auf dem Markt verfügbar sind: Der CH-47F von Boeing und die CH-53K von Sikorsky. Beide Unternehmen waren auf dem Hubschrauberforum in der niedersächsischen Kleinstadt vertreten. Auf dem Flugfeld des internationalen Hubschrauberausbildungszentrums konnten sogar zwei Maschinen des Typs CH-47 besichtigt werden.

Acht Unternehmen schließen sich zusammen

Hinsichtlich der Zuladungsfähigkeiten des zukünftigen schweren Transporthubschraubers orientiere man sich nicht an Wünschen, sondern an der Realität, dass nur zwei Muster in Frage kommen, sagte  Goedelt. So werde die FFF für den Nachfolger des Luftlandepanzers  Wiesel im kommenden Jahr geschrieben. Dies ermögliche es, die Parameter des neuen Fahrzeugs an die Hubschrauberabmessungen anzupassen.

Die deutsche Luftfahrt-Industrie hofft darauf, ein bedeutendes Stück vom milliardenschweren Beschaffungsvorhaben abzubekommen. Es gehe darum, einen möglichst großen Wertschöpfungsanteil in Deutschland zu erbringen, sagte Stefan Wölfle von Airbus Helicopters Deutschland. Er wünscht sich, möglichst viel Hubschrauber-Kompetenz im Land zu behalten, nicht zuletzt um die nationale Souveränität zu gewährleisten. Aus diesem Grund haben sich seinen Worten zufolge in den vergangenen Wochen acht Unternehmen zum „Industrie-Team Schwerer Transporthubschrauber“ zusammengeschlossen. Neben Airbus Helicopters zählen dazu Hydro Systems, Diehl Aerospace, Liebherr Aerosapce, Hensoldt Sensors, Rohde & Schwarz, MTU Aero Engines sowie die Autoflug GmbH. Die Unternehmen wollen sich laut Wölfle in Bereichen wie Zertifizierung, Einführung, Betrieb und Wartung an dem Vorhaben beteiligen.

Sicherheitslücke GPS-Signal

Auf ein ganz anderes Thema macht Ansgar Rieks, Chef des Luftfahrtamts der Bundeswehr, die Teilnehmer des Hubschrauberforums aufmerksam. Seiner Einschätzung zufolge besteht im Augenblick ein erhöhtes Sicherheitsrisiko, wenn GPS-Signale mittels Cyber-Hack gestört oder manipuliert werden. Im DLR-Zentrum in Oberpfaffenhofen werde demonstriert, wie mit Hilfe von technischer Ausrüstung im Wert von nur 5.000 EUR ganze Flugzeuge vom Boden aus übernommen werden. „Das macht mir Angst. Ich habe dazu einen Brief an die Staatssekretärin geschrieben, dass Nichtstun grobe Fahrlässigkeit ist“, sagte Rieks. „Das Thema ist virulenter als wir glauben. Und zwar nicht nur für die militärische, sondern auch für die zivile Luftfahrt.“  Es koste zwar Zeit und Geld, die notwendigen Vorkehrungen zu treffen, um das Problem zu lösen. Dies sei jedoch unabdingbar.  Rieks geht davon aus, dass der Iran vor ein paar Jahren eine US-Aufklärungsdrohne mit Hilfe manipulierter GPS-Signale zur Landung gezwungen hat.
lah/6.7.2017