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Luftverteidigungssystem Patriot: Luftwaffe soll weitere Boden-Luft-Raketen GEM-T erhalten

Lars Hoffmann

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Um ihre Abschreckungsfähigkeit zu erhöhen, plant die Bundeswehr offenbar in Kürze eine weitere Tranche von Boden-Luft-Raketen des Typs GEM-T zu beauftragen. Wie aus gut informierten Kreisen zu vernehmen ist, handelt es sich um einen sogenannten Direct Commercial Sale, der mit dem US-Hersteller Raytheon geschlossen werden soll. Die für das Patriot-Luftverteidigungssystem vorgesehenen Flugkörper werden demnach in den USA hergestellt und unter anderem zum Aufstocken der Bundeswehr-Bestände verwendet. Beobachter gehen von einer Richtgröße in Höhe von 200 Stück aus, wobei Abweichungen nach unten oder oben nicht auszuschließen sind.

Überdies ist vorgesehen, bis zur 36. Kalenderwoche eine sogenannte 25-Millionen-Euro-Vorlage für die Modernisierung der bestehenden Patriot-Startgeräte ins Parlament zu bringen. Dem Vernehmen nach sollen Umrüstsätze im Rahmen eines FMS (Foreign Military Sales)-Geschäftes erworben werden, um die Launcher von der M901-Variante auf die M903-Variante zu modernisieren. Damit soll der Einstieg gemacht werden, sämtliche Patriot-Starter der Luftwaffe für den Verschuss von Flugkörpern des Typs PAC-3 MSE zu ertüchtigen.

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Weiterhin wird offenbar das Ziel verfolgt, eine Fertigungslinie für Stinger-MANPADS (Man Portable Air Defence System) in Europa einzurichten. Insidern zufolge sollen die Niederlande und Deutschland die Treiber hinter dem Vorhaben sein, wobei eine abschließende Einigung mit den US-Behörden hinsichtlich der FMS-Anteile an dem Projekt dem Vernehmen nach noch aussteht. Als Blaupause hierfür könnte die Kooperation von Raytheon und MBDA Deutschland beim Aufbau der Fertigungslinie für GEM-T in Schrobenhausen dienen. In der Vergangenheit war kolportiert worden, dass die Bundeswehr einen Bedarf von 3.000 Stinger haben soll, wobei ein Teil dieses Bedarfs bereits durch eine Direktbeschaffung von 500 Exemplaren in den USA gedeckt sein dürfte. Kommt es tatsächlich zum Aufbau einer Stinger-Produktion in Europa, erwarten Beobachter eine Gemeinschaftsbeschaffung, bei der sich wie bei GEM-T mehrere Nationen zusammenschließen. Wo am Ende die Produktionslinie aufgebaut wird, scheint noch offen zu sein. In Frage kommen neben Deutschland auch die Niederlande.

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Wie Tom Laliberty, President, Land & Air Defense Systems bei Raytheon, während seines Vortrags auf der Paris Air Show vor rund zwei Wochen sagte, will sein Unternehmen hinsichtlich der Produktion von Stinger die Kooperation mit einem europäischen Partner eingehen. Einem Bericht von Defense News zufolge wurde während der Pariser Luftfahrtausstellung auch ein entsprechendes Memorandum of Understanding mit Diehl Defence unterschrieben.

Darüber hinaus denkt das BMVg Insidern zufolge auch über die nächste Generation eines MANPADS nach, das dann möglichst rein europäisch realisiert werden soll. Offenbar sind auch die USA bei der Entwicklung einer Nachfolgewaffe für die Stinger noch Jahre vom Ziel entfernt. Wie Laliberty in Paris sagte, will die U.S. Army erst 2028 den „Downselect“ für das neue System machen.

Lars Hoffmann