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Rheinmetall kooperiert mit Anduril bei Marschflugkörpern, Kampfdrohnen und Raketenmotoren für europäischen Markt

Lars Hoffmann

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Der deutsche Rüstungskonzern Rheinmetall und das US-Unternehmen Anduril Industries haben gestern eine strategische Partnerschaft zur gemeinsamen Entwicklung und Herstellung von Marschflugkörpern des Typs Barracuda, Fury-Kampfdrohnen sowie Feststoffraketenmotoren für Europa geschlossen.

Wie Anduril mitteilt, konzentriert sich die Partnerschaft auf die Entwicklung von drei bewährten Fähigkeiten, die im Laufe der Zeit um weitere erweitert werden sollen:

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  • Die Integration einer europäischen Variante von Andurils Barracuda als Teil von Andurils Familie kostengünstiger, in Serie herstellbarer autonomer Luftfahrzeuge (autonomous air vehicle; AAV) in Rheinmetalls digitale Plattform mit dem Namen „Battlesuite“. Bei Barracuda handelt es sich letztlich um eine Familie von Marschflugkörpern.
  • Die Aufnahme einer europäischen Variante von Andurils Fury, einem leistungsstarken autonomen Luftfahrzeug (AAV) der Missionsgruppe 5 in Rheinmetalls „Battlesuite“. Bei Fury handelt es sich um eine Kampfdrohne, die Anduril selbst entwickelt und deren Erstflug noch aussteht, wie ein Sprecher des Unternehmens in Paris erläuterte.
  • Die Erkundung von Möglichkeiten für Feststoffraketenmotoren für den europäischen Einsatz unter Nutzung der neuen Produktionsansätze von Anduril. Laut Unternehmenssprecher hat Anduril insbesondere bei der Mischung der Antriebsmittel neue Methoden entwickelt, die die Produktion schneller und kostengünstiger machen.

Laut Mitteilung sollen die genannten Systeme von den beiden Unternehmen gemeinsam entwickelt und produziert werden, unter Einbeziehung von Lieferanten und industrieller Partner in ganz Europa.

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„Dies ist ein neues Modell der Zusammenarbeit im Verteidigungsbereich, das auf gemeinsamer Produktion, operativer Relevanz und gegenseitigem Respekt für die Souveränität aufbaut“, wird Brian Schimpf, CEO von Anduril Industries, in der Mitteilung zitiert. „Gemeinsam mit Rheinmetall bauen wir Systeme, die schnell produziert, in großem Umfang eingesetzt und an die sich verändernden NATO-Aufgaben angepasst werden können.“

Laut Armin Papperger, Vorstandsvorsitzender von Rheinmetall, wird durch die Integration der Anduril-Lösungen in die europäische Produktionsstruktur von Rheinmetall und die digitale Souveränität die Grundlage geschaffen, um neue Arten von autonomen Fähigkeiten einzuführen, die schnell zu produzieren und modular sind.

Die Partnerschaft sei eine langfristige gemeinsame Investition in die gemeinsame Entwicklung leicht einsatzfähiger Systeme, die auf die spezifischen Bedürfnisse der einzelnen europäischen Regionalmärkte zugeschnitten sind. Sie spiegele die Philosophie „mit Europa, nicht für Europa“ wider, die der lokalen Kontrolle, Transparenz und Anpassungsfähigkeit den Vorrang vor Abhängigkeit und Unfreiheit gebe.

Marschflugkörper-Familie Barracuda M (Bild: Anduril Industries)

Die Integration von Barracuda und Barracuda-M in die Systeme von Rheinmetall wird den europäischen Streitkräften laut Mitteilung einen erschwinglichen Marschflugkörper zur Verfügung stellen, der für eine Großserienproduktion ausgelegt ist. Das modulare Design unterstütze eine breite Palette von Nutzlasten und Zielmodi. Dem Anduril-Sprecher zufolge liegt der Zielpreis für Barracuda-500, dem größten Flugkörper der Serie mit einer Reichweite von mehr als 500 nautischen Meilen, bei 150.000 Dollar pro Einheit.

Die Einbindung von Fury, einer autonomen Kampfdrohne, das als Teil von bemannten und unbemannten Flugzeugteams eingesetzt werden kann, in das Rheinmetall-Ökosystem von Produkten ermögliche es jedem Land, seine eigenen Kommando- und Kontrollsysteme und Einsatzkonzepte zu konfigurieren. Fury sei ein hochentwickeltes Kampfflugzeug mit der Flexibilität, eine Vielzahl von Sensoren und Nutzlasten zur Unterstützung der Missionsanforderungen zu integrieren. Nach Aussage des Anduril-Sprechers fließen in Fury die Erkenntnisse aus der Entwicklung des Collaborative Combat Aircraft (CCA) für die U.S. Air Force ein, bei dem das Unternehmen einer der zwei verbliebenen Wettbewerber ist.

Anduril CCA Fury
Andurils Collaborative Combat Aircraft Fury. (Bild: hartpunkt / Lars Hoffmann)

Die Kooperation bei Feststoffraketenmotoren könnte laut Mitteilung dazu beitragen, dass Europa Zugang zu einer zuverlässigen Reihe von Antriebssystemen erhält, die industrielle Redundanz und Lieferung in großem Maßstab bieten. Laut Sprecher beliefert Anduril in den USA die beiden Hersteller Raytheon und Lockheed Martin mit Motoren von 48 Zoll Durchmesser. Anduril-Motoren würden etwa für die GMLRS-Rakete oder die SM-6 genutzt.

Die Partnerschaft baut auf früheren Kooperationen zwischen den beiden Unternehmen auf, darunter die Entwicklung einer Lösung für die Bekämpfung von UAS auf verschiedenen Ebenen und die gemeinsame Verfolgung des OMFV-Programms (Optionally Manned Fighting Vehicle) der U.S. Army. Anstelle von langsamen, proprietären Entwicklungspipelines, die Kunden an einen einzigen Anbieter binden, setze diese Partnerschaft auf Geschwindigkeit, Modularität und gemeinsame Entwicklung.

Beobachter gehen davon aus, dass Rheinmetall mit einem der großen US-Innovatoren der Rüstungsbranche zusamme arbeitet, um so Geschwindigkeit bei der Entwicklung von neuen Fähigkeiten zu generieren und dabei die bereits in neue Produkte geflossenen Entwicklungsinvestitionen auch für den europäischen Markt zu nutzen. Da Anduril Produkte wie Fury zum Teil selbst entwickelt unterliegt das Unternehmen nicht den gleichen Exportbeschränkungen wie andere US-Rüstungskonzern. Laut Anduril will das US-Unternehmen im Gegenzug die Vernetzung von Rheinmetall im europäischen Markt und den Zugang zu Beschaffungsbehörden nutzen.

Lars Hoffmann